Fashion Week-Geflüster

Auch wenn schon seit Jahren prophezeit wird, dass es bald keine Catwalk-Shows mehr geben wird: Am 8. September beginnt wieder der Schauenmarathon: Knapp einen Monat lang zieht die Modebranche dann wieder von New York nach London über Mailand nach Paris. Welche Shows die "Hot Tickets" der Saison sind und worüber noch geplaudert wird, haben wir hier für euch zusammengefasst.

Diese Designer-Debüts erwarten uns:

Anthony Vaccarello für Saint Laurent
Hedi Slimane nahm dem Modehaus das "Yves" von Yves Saint Laurent  und brachte dreckigen Rock-Chic auf den Laufsteg. Die Branche zeigte sich entsetzt über den extremen Stil-Wandel, die Umsätze aber schnellten in die Höhe (von 353 Millionen Euro in 2011 auf 974 Millionen in 2015). Ich persönlich war ein glühender Fan von Slimanes kompromisslosem Stil. Allerdings hatte ich auch den Eindruck, dass seine Geschichte bei diesem Haus zu Ende erzählt war: Viel Neues kam in den letzten Kollektionen nicht mehr. Aber blicken wir nicht zurück, sondern nach vorne und das neue Kapitel wird sicherlich nicht weniger aufregend: Hoch geschlitzte Schlauchkleider, rasante Schnitte und gewagte Cut-Outs: Der Belgier Anthony Vaccarello, zuvor Chefdesigner bei Versus Versace, steht für viel (!) Sex-Appeal mit Raffinesse. Der Konzern spricht übrigens mittlerweile wieder von Yves Saint Laurent. Warum, das hat Barbara hier erklärt.
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Anthony Vaccarello Spring/Summer 2016
Maria Grazia Chiuri für Dior
Allzu viel Zeit hatte sie nicht: Maria Grazia Chirui wurde am 7. Juli offiziell als Nachfolgerin von Raf Simons verkündet. Nur einen Tag vorher präsentierte sie noch Seite an Seite mit Pierpaolo Piccioli die Valentino Haute Couture-Kollektion für den Herbst-Winter 2016. Sie wird vorher also kaum Zeit gehabt haben, um sich auf die neue Aufgabe einzustellen. Es wird spannend zu sehen sein, wie sie nach 26 Jahren im Duo alleine ihren Weg beschreitet. Mehr zu ihrer Vita hat Kathrin bereits hier berichtet.
Jonathan Saunders für Diane von Furstenberg
Eine Zeit lang wurde er als Dior-Kandidat gehandelt: Als der schottische Designer sein eigenes Label schloss, galt die Sache als beschlossen und einige Blogs und Websites verbreiteten vorschnell die Meldung: Saunders wird der Nachfolger von Simons. Eine Fehlinformation. Mitte Mai wurde bekannt, dass Diane von Furstenberg sich als Designerin zurückzieht (sie bleibt Vorstandsvorsitzende) und Saunders Kreativdirektor des von ihr gegründeten Labels wird, das weltweit vor allem für das ebenso simple wie geniale Wrap-Dress bekannt ist. Saunders versteht sich auf mutige Farbkombinationen und schmeichelnde, fließende Silhouetten. Da kann eigentlich nichts schiefgehen: Sein Debüt dürfte also eine moderne Weiterführung der DvF-DNA sein.
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Bouchra Jarrar für Lanvin
Als Nachfolgerin von Alber Elbaz wird die Französin ihre erste Kollektion für das 1889 von Jeanne Lanvin gegründete Modehaus in Paris präsentieren. Die Haute Couture-erfahrene Designerin wird sicherlich viele hochelegante, klassische Stücke zeigen. Mehr zu ihrem Stil und ihrem Werdegang hat Barbara in diesem Artikel zusammengefasst.
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Bouchra Jarrar Spring/Summer 2016
Auf die Kreationen von Raf Simons für Calvin Klein müssen wir noch warten: Er wird erst die Herbst/Winter Kollektion 2017 im nächsten Jahr vorstellen.

Was sonst noch los ist

Giorgio Armani hat die Schnauze voll
Traditionell schloss Giorgio Armani die Mailänder Modewoche: Er zeigte als einziges großes Modehaus am letzten Tag. Dann, wenn viele Redakteure, Stylisten und Einkäufer schon auf dem Weg nach Paris sind. Es ist ihm seit Jahren ein Ärgernis und er scheut sich nicht das lautstark zu bekunden und beschwerte sich wenig charmant über Anna Wintour: "There are some who prefer to snub the Giorgio Armani show and go to Paris. Why should I always be the moron to be penalized because of a person, who, for better or for worse, like or dislike it, is powerful? I feel penalized,. She said she was sending her people. But if you go to see your dentist and he puts you in the hands of his assistant, what’s your reaction? They told me ‘She went to see the Privé in Paris; she has no time to see the ready-to-wear in Milan.’ She is influential and powerful. But, perhaps, I’m influential as well.”
Das war 2014 und er kündigte an, wenn die Camera, die Organisation hinter der Mailänder Modewoche, keinen weiteren großen Namen auf den letzten Tag legt, dann klinkt er sich aus. Gesagt, getan: Er zeigt nun in der Mitte der Mailänder Schauenwoche seine nächste Giorgio Armani-Kollektion. Mit Emporio Armani hat er Mailand für diese Saison gänzlich den Rücken gekehrt: Die Emporio Armani-Kollektion Frühjahr/Sommer 17 wird in Paris gezeigt, um die Umgestaltung der Boutique und des Armani-Caffès zu feiern.
Wie Burberry „See now, buy now“ umsetzt
Wie sollen Modemagazine, die viel Vorlaufzeit benötigen, künftig ihre Modestrecken produzieren? Diese Frage trat im Zuge der "See now, buy now"-Debatte auf. Wird es eine geheime Pre-Show für Stylisten geben, unter Ausschluss der Öffentlichkeit? Gab es. Schon vor einigen Wochen wurden ausgewählte Chefredakteure und Modechefs eingeladen, um die Burberry-Kollektionen Frühjahr/Sommer 2017 vor dem Rest der Welt zu sehen, um ihre Stylings zu planen. Dem Vernehmen nach waren aus Deutschland unter anderem Harper’s Bazaar und GQ vor Ort. Die Burberry-Show während der Fashion Week London, soll dann ausschließlich für Online-Journalisten und Vertreter der Tagespresse sein.

Tweets, die ich gerne lesen würde

Alber Elbaz: I am happy to anounce that I'll take over creative direction of #oscardelarenta.
Ach, das würde mir gut gefallen. Alber Elbaz musste bei Lanvin gehen (was wir sehr bedauerten), Peter Copping ist seit Ende Juli nicht mehr Kreativ-Direktor bei Oscar de la Renta. Er war der noch zu Lebzeiten von dem einflussreichen Designer aus der dominikanischen Republik (1932-2014) als Nachfolger ausgewählt worden. Die nächste Kollektion für Oscar de la Renta wird laut CEO Alex Bolen vom hausinternen Design-Studio und Atelier fertiggestellt, Copping musste nach eigenen Angaben den Posten aus persönlichen Gründen aufgeben.
Photo Credit: Catwalkpictures
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

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