Stealth wealth und Logos in your face

Kurze Frage, weil ich gerade überall vom leisen Luxus lese. Angeblich sei dies ein neuer Trend, der auf die HBO-Serie 'Succession' (in Deutschland über Amazon oder Sky) zurückzuführen ist. In dieser Serie kleidet sich die Familie hinter eines Medienimperiums zwar luxuriös, aber eben auch sehr dezent (langweilig!). Auch der Kleidungsstil von Schauspielerin Gwyneth Paltrow in ihrem gerade gewonnenen Gerichtsprozess zu einem Skiunfall in 2016 trage dazu bei, dass man jetzt mehr auf kostspielige Materialien setze und auf Designs achte, die nur Kenner erkennen.
'Stealth wealth' wird das auch gern genannt, was so viel wie 'heimlicher Reichtum' bedeutet, und vom Manager Magazin schon vor dreieinhalb Jahren mit einem nach innen getragenen Pelz sehr anschaulich beschrieben wurde. Und das ist ja nun auch sehr dekadent.
'Succession style' und #successionfashion sind gerade auch beliebte Begriffe in Stilkolumnen und sozialen Medien. Sie beschreiben den Stil der verwöhnten nächsten Generation. Das passt insofern gut, da der Junior oft mit genügend Emblemen um sich herum aufgewachsen ist. Und folgerichtig solche später nicht mehr nötig hat. Dafür kennen sich nachfolgende Generationen erfolgreicher Familien oft gut aus mit feinen Materialien und hervorragender Verarbeitung und tragen dieses Wissen stolz zur Schau − auch eine Form des Protzes, die Gstaad Guy herrlich zur Schau stellt >>>.

Stealth wealth oder Logomania?

The Row Modepilot quiet luxury Stealth Wealth
Stealth wealth: typischen 'leisen Luxus' gibt es von der Marke The Row
Zu den Marken, mit denen man demonstrieren kann, dass man im Luxus länger zuhause ist als andere, gehören The Row, Brunello Cuccinelli, Loro Piana, Cividini und Iris von Arnim.
Hermès wechselt mit seinem Influencer-Marketing gerade die Seiten. Außerdem sind viele Taschen und Accessoires längst so laut wie die goldene Versace-Medusa. Damit schmückt sich dann, wer von seiner Großmutter nicht langfädriges Kaschmir und 'double-face' erklärt bekam. Vielleicht schämte man sich sogar wegen seiner Nicht-Markenkleidung in der Schule oder im Sportclub, weil die anderen Kinder Nike und Gucci als etwas Wichtiges betrachteten. Frei nach dem amerikanischen Journalisten Robert Quillen: „Je mehr Abweisung man erfährt, während man arm ist, desto mehr genießt man es, seinen Reichtum zu demonstrieren. (Danke, Julia Knolle!)
Nun stellt sich mir die Frage: Kann es sich bei so grundlegenden Kleidungsstilen überhaupt um Trends handeln? Werden Bling-bling-Liebhaber jetzt plötzlich zu Beige buddies? Wie seht Ihr das?

Ist 'leiser Luxus' Trend?

Fendi Mode Modepilot Fashion in your face
Das Gegenteil zu 'quiet luxury': Logos in your face. Hier bei Fendi für Frühjahr/Sommer 2023
Photo Credit: Catwalkpictures
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

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