
Wo kommen all die weißen Kragen her?
Die Modewochen zeigten uns gerade, was ab Spätsommer 2020 kommen wird. Dabei sind unzählige Popeye-Ärmel, viel Leder, breite Schultern, derbe Boots. Die Mode gibt sich also weiterhin kämpferisch. Doch dann sind da überall weiße Kragen. Als würden Designer ihre starken Entwürfe ausgleichen wollen – hier auf eine niedliche und dort auf eine seriöse Art.
Schwarzes Achtzigerjahre Power-Dressing und dazu ein gerüschter Kragen? Spannend ist diese Herbstkombination allemal!
Ein weißer Kragen wird seit dem 13. Jahrhundert als Schmuck verwendet. Zunächst befestigte man ihn an Jacken, später auch an Hemden. Er drückte Wohlstand aus. Denn ein strahlendes Weiß musste man sich leisten können.
Später konnte man nur das rein weiße Hemd zur Arbeit tragen – gemusterte Hemden waren ausschließlich für die Freizeit gedacht. Also entstanden zunächst farbige und gestreifte Hemden mit weißen Kragen und Manschetten.
Wofür steht der weiße Kragen heute?
Heute steht der weiße Kragen immerhin noch für Sauberkeit und Disziplin. Jedenfalls würde keiner, der sich gehen lässt, einen blitzeblanken, gesteiften Kragen tragen.
Aber die weißen Krägen von den Laufstegen aus New York, London, Mailand und Paris haben vor allem etwas Versöhnliches. Denn alle, die in der Mode arbeiten, haben ein schlechtes Gewissen. Schließlich sind wir es, die das Konsumieren fragwürdiger Materialien anheizen und damit Müllberge produzierten wie kaum eine andere Industrie.
Da identifiziert man sich gern mit so einem zeitlosen Kragen. Immerhin ist er vielseitig einsetzbar, hübscht jetzt Achtziger- und Neunzigerjahre-Teile auf. So demonstrieren es uns einige Entwürfe. Und damit tritt ein, was uns Virgil Abloh, Karl Lagerfeld der Generationen YZ, Ende 2019 prophezeite: Vintage ersetzt Streetwear.

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Photo Credit: Catwalkpictures
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