Geht Euch auch so, oder? Auf Reisen nie ohne meinen Duschkopf

In Zukunft nur noch mit Duschkopf im HandgepĂ€ck unterwegs? Neulich, an einem Dienstagabend im MĂ€rz, fuhr ich zu einem Presse-Event ins MĂŒnchner Lehel. Von meinem Uber-Fahrer erfuhr ich, dass ich bereits die Dritte bin, die er dorthin kutschierte. TatsĂ€chlich versammelte sich in einem BadeinrichtungsgeschĂ€ft die gesamte MĂŒnchner Lifestyle-Journaille, wozu ich mich im Übrigen auch zĂ€hle.
Worum ging es: Überall waren FlĂ€schchen einer Kosmetikmarke aufgestellt und mit GrĂŒnzeug dekoriert. Sie standen in Duschkabinen und neben Waschbecken und Badewannen. Zum schaumigen Wasser in einer SchĂŒssel wurden Vanille-Cocktails gereicht, passend zur neuen Duftrichtung. Es wurde ein neues Duschgel prĂ€sentiert. Manches Magazin rĂŒckte mit vier Redakteuren an.

Die Talk-Runde

Man hĂ€tte sich Ă€rgern können, den Termin ĂŒberhaupt als solchen wahrgenommen zu haben. Doch da wurde ich auch schon gebeten, bitte etwas lĂ€nger zu bleiben. Es folge gleich ein Talk. Immerhin werde dieser von einer ehemaligen SZ-Journalistin gehalten. Na gut, ich blieb. Zum GlĂŒck, wie sich spĂ€ter herausstellen sollte...
Die Talk-Partnerin der Journalistin war eine Spa-Designerin, die auch Teil der GeschĂ€ftsfĂŒhrung bei der Kosmetikmarke ist. Zudem ist sie fĂŒr einen angesehenen Armaturenbauer tĂ€tig.
Die Kollegin beginnt das GesprĂ€ch mit der Auflistung verschiedener Redewendungen zum Thema „Duschen”, also was es da halt alles gibt: 'Ich spring mal unter die Dusche', 'Ich muss erst einmal duschen', 'Warmduscher' und in der Art. Ich hatte leider nicht mitgeschrieben, aber es ging ihr darum, dass Duschen generell nicht zelebriert wird. Sinnlicher solle es werden. Da waren sich beide einig.
Die fachkundige GesprĂ€chspartnerin ist ebenfalls großer Fan von AufzĂ€hlungen und erklĂ€rt, dass es viele verschiedene Möglichkeiten des Duschens gibt, nĂ€mlich jene „mit kaltem Wasser, lauwarmem Wasser, warmem Wasser, heißem Wasser”. Ich ĂŒbertreibe nicht. Aber glaubt mir, der Abend wurde noch ergiebiger...
So gebe es auch verschiedene „Wasser-Austrittsmöglichkeiten” in so einer Dusche, sagt die Spa-Kennerin. Ach, denke ich mir. Die Expertin, die ihre Aussagen betont als seien es neue Erkenntnisse der Wissenschaft, verreise immer mit einem extra Duschkopf in ihrem HandgepĂ€ck. So ein „Gießrohr“, wie es fachlich korrekt heiße, hat sie uns zu Anschauungszwecken einmal mitgebracht. Es gibt drei Farbvarianten: Chrome, Gold und Kupfer. So etwas sei auch ein ganz tolles Geschenk, gibt sie uns den Tipp. Ui, denke ich, das ist jetzt wirklich mal was Neues.
Allerdings sieht es wie ein Dildo aus, dieses Gießrohr. Da kommt auch schon die Anekdote von der Sicherheitskontrolle am Flughafen: „Ja, was haben Sie denn da im GepĂ€ck?” Uff.
Es sei ein ganz anderes GefĂŒhl, wenn das Wasser so pur – wie direkt aus dem Schlauch – auf die Haut gegossen wird. Vorsicht, wieder eine AufzĂ€hlung: Das Wasser lasse sie dann ĂŒber Beine, FĂŒĂŸe, Arme, Gesicht laufen – vor allem nach einem langen Flug tue das besonders gut.
Die Chefredakteurin eines Modemagazins nickt und schaut tief berĂŒhrt als wĂŒrde ihr jemand aus der Seele sprechen.
Ich schnipse, super unhöflich, aber ich kann nicht anders und unterbreche. Es sprudelt gussartig aus mir heraus: „Darf ich fragen, wozu man einen extra Gießaufsatz benötigt, wenn es um das Erlebnis des direkten Wasseraustrittes aus dem Schlauch gehen soll? Ich meine, kann man nicht einfach den vorhandenen Duschkopf abschrauben und gut ist es?”

Spielverderber

Die Armanturen-ReprĂ€sentantin starrt mich an. Sie wirkt als habe sie sich darĂŒber noch nie Gedanken gemacht, aber vielleicht ist sie auch nur von meiner bebenden Oberlippe fasziniert. Dann erklĂ€rt sie, dass man ohne den Aufsatz Spritzwasser riskieren wĂŒrde. Das Wasser mĂŒsse geleitet werden, erklĂ€rt sie weiter. Ich denke, dass man Spritzwasser unbedingt vermeiden sollte, vor allem in einer Duschsituation, und bedanke mich artig. Auch, weil die Chefredakteurin schon wieder so bedeutungsschwer guckt und ich nicht wieder der Spielverderber sein möchte. Trotzdem möchte ich jetzt nach Hause.
Doch zuvor soll ich noch vom Inhaltsstoff erfahren. Er stamme von den „West Indies”. Vanille wĂŒrde man in der Karibik auch zum Kochen verwenden. Ach, echt? Und das auch noch das ganze Jahr hindurch und jeweils wohl dosiert, ebenso wie in der Kosmetik. TatsĂ€chlich? Auch MĂ€nner mögen Vanille, erfahre ich.
An diesem Punkt ist es mir egal, wenn es unhöflich ist, sich durch die GĂ€ste nach draußen zu schlĂ€ngeln.
WĂ€hrend ich mich also mit gesenktem Kopf an den Veranstaltern vorbei schleiche, höre ich, dass es nun um die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten der neuen „Shower Cream“ geht. Zum GlĂŒck hatte mir die SZ-Autorin vorab schon verraten, dass sie es manchmal mit dem Vetiver-Duschgel mischt, wenn ihr nach Vanille mit etwas Frische zumute ist. Ihr habt also nichts verpasst und seid jetzt wieder alle auf dem neuesten Stand.

Was ich fĂŒr mich von der Veranstaltung mitgenommen habe

PS: Habe zuhause mal den Duschkopf abgeschraubt und das Ganze getestet, Ehrensache. Da hat nix gespritzt. Das war ein astreines Gießrohr-Erlebnis, wenn ihr mich fragt. Wer sich aber dennoch ein Gießrohr-to-go wĂŒnscht, gibt Bescheid, ne?
Photo Credit: Catwalkpictures
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Kommentare

  • Julia sagt:

    Ich möchte eins, ich möchte eins (schnipp)
  • Hannes sagt:

    Fun Fact: Vanille wird auch gerne fĂŒr die WeihnachtsbĂ€ckerei verwendet.
    • Kathrin Bierling sagt:

      Haha! VerrĂŒckt.
  • Annegret sagt:

    Ich habe lÀnger nicht mehr gelacht, bis die TrÀnen kamen. Bei diesem Artikel liefen Filme ab - unbeschreiblich. Ganz grosses Kino. Dankeschön!
    • Kathrin Bierling sagt:

      Danke, liebe Annegret, was fĂŒr ein schönes Feedback! Ganz liebe GrĂŒĂŸe, Kathrin
  • Sybille sagt:

    So lustig!!! Danke dafĂŒr und gerne mehr davon!
    • Kathrin Bierling sagt:

      Ok, gerne, gibt ja zum GlĂŒck genug AnlĂ€sse :-)))
  • Betina sagt:

    So cool geschrieben. Als wĂ€re ich in der ersten Reihe dabei gewesen...super danke!! Sehr amĂŒsant!!
    • Kathrin Bierling sagt:

      Das freut mich sehr, Danke! Modepilot-Leser sollen immer in der ersten Reihe sitzen.