François Girbaud zurück bei Closed

Girbaud und Closed: Match made in fashion heaven. Zum 40. Geburtstag des Modelabels Closed kehrt der Mitbegründer, François Girbaud, für drei Kollektionen zurück. Girbaud ist Denim-Dekonstrukteur erster Stunde, quasi der Demna Gvasalia (Vetements, Balenciaga) der Siebziger-, Achtziger- und Neunzigerjahre. Ab morgen, den 27. März 2018, ist der erste Teil seiner Jubiläumskooperation, bestehend aus 34 Teilen für Damen und 23 Teilen für Herren, z.B. hier im Closed-Onlineshop erhältlich >>>

Girbaud und Closed: Gründungsgeschichte

Die französischen Stylisten Marithé und François Girbaud gründeten die heute in Hamburg ansässige Marke ursprünglich in Italien – als eine Zweitlinie zu ihrem Label Marithé + François Girbaud. Closed hieß zu Anfang noch gar nicht Closed, sondern Ça. Da C&A aber einen ähnlich klingenden Markennamen bereits für sich beanspruchte und 1975 Klage einreichte, nannte das Designerduo ihre junge Marke in das Aktenzeichen des Rechtsstreites um: Matricule 11342. „Matricule” heißt übersetzt so viel wie Kennnummer. Als der Fall drei Jahre später entschieden, die Akte geschlossen war, bekam das Jeanslabel im März 1978 den Namen Closed.
Closed Campaign Marithe Francois Girbaud Modepilot
Closed-Kampagne von 1985, Fotograf: Fabrizio Ferri
Elf Jahre blieb das Schicksal von Closed in den Händen der beiden Denim-Visonäre. Sie waren sohl auch die ersten Designer, die das Stonewash-Verfahrens (seit 1986) für ihre Modell nutzten. Später pionieren sie mit wasser- und chemiesparender Jeansveredelung (Interview mit Francois Girbaud >>>). Aus Alltäglichem eine begehrenswerte, teure Mode zu machen: Darin waren die beiden schon lange vor „Normcore” und Polizeimänteln Großmeister. Es waren ihre raffiniert geschnittenen Jeanshosen, die mich in den Neunzigern erstmals veranlassten, für Denim mehr auszugeben als für Leder. Bis 1989 blieben sie an Bord. Dann kauften die Hamburger Geschäftsleute Günther Giers und Hans Leplow die Marke auf. Bis heute hat es seinen Sitz in Hamburg und wird unter anderem von Giers' Sohn Gordon geleitet. Er war zuvor bei Gucci im Vertrieb beschäftigt.
Bei Closed sind die Preise vergleichsweise moderat: zwischen 189 und 249 Euro kosten sie in etwa.

Kollektion von Girbaud und Closed, Sommer 2018

 
Beide Kooperationspartner, Closed und Girbaud, stehen bis heute für Innovationen im Denimbereich. Ihr Jeansdesign ist sowohl bei Vorreitern in Hipsterkreisen als auch bei Normalos im Alltag beliebt. Für die neue Kollektion wird ein so genannter „Warp”-Stretch verwendet. Das ist Textilfachsprache und steht für einen längselastischen Stoff („warp” = „Kette”, im Gegensatz zu Schuss). Das sorgt für eine stabile, formgebende Breite und damit auch für eine angenehme Beinfreiheit bei Jeanshosen und Chinos.

Closed in den 80ern und 90ern

Marithé und François Girbaud hatten in den Achtziger- und Neunzigerjahren ihre erfolgreichste Zeit. Sie bildeten so etwas wie die Denkfabrik des Denims und der Casual Wear. 1983 produzierten sie das Kostümbild für die Hauptdarsteller in Flashdance. Die sexy Workwear war tonangebend: T-shirts und Sweatshirts, bei denen der Halsausschnitt weiträumig abgeschnitten wurde, sodass mindestens eine Schulter nackt lag, Boyfriend-Jeans mit riesigen Löchern auf Kniehöhe, Body zu Wadenwärmern, usw.
Ein Jahr zuvor trugen George Michael und Andrew Ridgeley als Musikduo Wham Closed-Jeans. Das Hochwassermodell „Pedal Pusher” mit verengtem Saum ging in die Modegeschichte ein als die Karottenhose schlechthin. Bis heute ist sie der Verkaufsschlager. „Pedal Pusher”, weil man mit ihnen auf dem Fahrrad in die Pedale treten kann, ohne Fahrradspangen für weite Hosenbeine verwenden zu müssen.
 
Photo Credit: Closed
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare