Demna Gvasalia: Chefdesigner bei Balenciaga

Ende Juli sickerte durch, dass Alexander Wang Balenciaga verlässt (wir berichteten) und am 2. Oktober zeigte Alexander Wang seine letzte Kollektion (Sommerkollektion 2016) für Balenciaga (hier geht’s zum Schauenbericht).
Demna Gvasalia, Kopf des Designerkollektivs Vêtements, wurde bereits als möglicher Nachfolger gehandelt und wurde heute offiziell verkündet - an vielen Gerüchten ist dann eben doch etwas dran! Luxuskonzern Kering feiert gerade riesige Erfolge mit dem recht unbekannten Alessandro Michele bei Gucci, Nadège Vanhee-Cybulski ist bei Hermès ebenfalls gut angekommen. In Paris, wo heute die Ready-to-wear Schauen enden, war die Nachfolge DAS Thema.
Vita von Demna Gvasalia 
Vêtements gilt gerade als „Hot Shit“ in der Modelt. Der Stil wird gern als „Anti-Mode“ bezeichnet – tragbare Mode, statt gehypte Trends. Demna hat an der Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen studiert, bei Margiela und Walter van Beirendonck gearbeitet. Dementsprechend ist Dekonstruktion ein zentrales Thema von Vêtements, ebenso wie Oversize-Silhouetten. Demna hat außerdem auch Erfahrung bei einer großen Luxusmarke gesammelt – er hat als Senior Designer für die Womenswear-Kollektionen von Louis Vuitton gearbeitet, kurze Zeit auch unter niemand geringerem als Nicolas Ghesquière, der 15 Jahre bei Balenciaga Chefdesigner war und das Couturehaus entstaubte. Ghesquière avancierte damals zum Wunderkind der Branche.
Interessant ist die Sichtweise von Demna über die Luxusindustrie (Auszug aus Interview Qvest, Silke Bücker)
Wie ist Deine Sicht auf die kommerziell orientierte High-End-Fashion-Industrie?
Ich empfinde diese Industrie als sehr widersprüchlich. Unsere Kleidung möchten die Menschen kaufen und tragen, der Herangang ist klar kommerziell motiviert. Bei einem Gros der Luxusmarken hingegen scheinen die Kollektionen vor allem für die Show gemacht zu werden. Diese Mode soll verkaufbar sein, ist es aber am Ende gar nicht. Man versteht die Message dahinter nicht mehr. Es mag nett sein, diese Looks im Rahmen eines Defilés anzuschauen, aber möchte man wirklich etwas davon im Schrank haben? An der Stelle wird Mode für mich überflüssig, ich finde das sinnlos.
Wenn Du könntest, wie würdest Du das System verändern?
Das größte Problem ist der Überkonsum. Der Markt ist übersättigt – es gibt viel zu viel Bekleidung. Alarmierend daran ist, dass die Industrie versucht, den vermeintlichen, letztlich selbst provozierten Bedürfnissen nachzukommen, indem sie mehr Mode herstellt und in immer schnellerer Taktung am Markt platziert, um mehr Geld zu machen. Für mich hingegen bedeutet Kreativität, Ideen zu entwickeln und wachsen zu lassen. Das braucht Zeit.
 
Tja, wirklich viel Zeit wird er jetzt nicht mehr haben. Demna Gvasalia wird seine erste Schau für Balenciaga im März 2016 in Paris präsentieren und parallel bei Vêtements bleiben.
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