Wer sitzt beim Pelzhaus in der ersten Reihe?

Gerade feierte das Mode- und Pelzhaus Fendi das Jubiläum seiner Baguette-Bag. Die ikonische Handtasche wurde 25 Jahre alt und zu dieser Lauftsteg-Feier, anlässlich der New York Fashion Week, kamen sie alle. Ein bisschen befremdlich finde ich das schon. Denn Fendi ist eine von wenigen Marken, die sich noch immer zu echtem Pelz bekennt. Wie kann das angehen, nachdem es heute für alle so leicht geworden ist, mehr über die zu enge Käfighaltung und die brutale Tötung der Tiere zu erfahren? (https://www.slay.film/, bissl einseitig, aber dennoch interessant und sehenswert, Fendi spielt auch eine Rolle).
Klar, Fendi ist von Hausaus eine Pelzmarke. Pelz steckt in der Marken-DNA. Aber das muss ja nicht heißen, dass man daran festhält. Hermès hat auch umgesattelt, im wahrsten Sinne des Wortes. Doch so lange genügend Kunden kaufen... Sogar im Onlineshop finden sich Nerz- und Fuchsmäntel. Auch, dass sich Stars und Influencer, die sich sonst gern fürs Tierwohl aussprechen, vor diesen Wagen spannen lassen, finde ich irritierend.

Wer sitzt beim Pelzhaus in der ersten Reihe

Modepilot Fendi Baguette 25 Kardashian
V.l.n.r.: US--TV-Persönlichkeit La La Anthony (offensichtlich in einem Kunstpelz, immerhin), Selbstvermarkterin Kim Kardashian, Schauspielerinnen Sarah Jessica Parker (mit einer selbst entworfenen Baguette Bag) und Naomi Watts bei Fendi in New York
Auch ich habe schon über die Baguette-Bag geschrieben, vielfach sogar. Ich bekam sogar einst eine aus weißer Leinwand von Fendi zur Verfügung gestellt, um sie von Berühmtheiten wie Model Naomi Campbell und Fotografin Ellen von Unwerth bemalen zu lassen. Das hat Spaß gemacht und die Tasche steht nun in der 'Hall of fame' von Fendi. Und auch vom Laufsteg hole ich mir immer wieder Inspirationen für den Blog. Aber ich versuche mich, neu auszurichten, so wie wir alle, denke ich.
Und das bedeutet auch, Dinge zu hinterfragen, neugierig und kritisch zu bleiben und auch: sich nicht blenden lassen − auch, wenn das manchmal sehr verlockend ist. Wäre ich hingegangen? Vielleicht.
Supermodels bei Fendi Modepilot
Supermodels bei Fendi in New York: Christy Turlington, Amber Valletta, Kate Moss und Shalom Harlow
Supermodel Christy Turlington war einst sogar Teil der Peta-Kampagne 'I'd rather go naked than wear fur.' In Deutschland stand auf den Plakaten und Anzeigenseiten: Lieber nackt als im Pelz. Und jetzt trägt sie ein Fendi-Kleid und unterstützt damit ein Pelz-Label. Wie passt das zusammen? Ging es ihr nur ums Nacktfoto?
Versteht mich nicht falsch. Gegen einen Pelz, den man auf dem Dachboden findet oder vererbt bekommt, habe ich absolut nichts einzuwenden. Diesen aufzutragen, ist sogar gut und schlau. Denn nichts hält so ausgleichend warm wie ein echter Pelz und sieht über Jahrzehnte hinweg unverändert aus (im Vergleich zu Kunstpelz). Auch finde ich es völlig ok, wenn man sich etwas von natürlich verendeten oder unbeabsichtigt überfahrenen Tieren schneidern lässt. Aber Füchse, die rektal und oral elektrisch getötet werden, damit das Fell unbeschädigt bleibt, sollten nicht getragen werden. Und Marken, die solche Fuchsfelle verwenden, sollten keinen Zulauf finden.

So viele Designer

Fendi Modepilot Tommy Hilfiger
Weniger überraschend unter den Gästen: der zu Ignoranz neigende Markenbotschafter seiner ehemaligen Marke Tommy Hilfiger und seine Frau Dee
Die Fendi-Laufstegkollektion zur Feier der Baguette-Handtasche wurde im Übrigen in einer Zusammenarbeit von Fendi-Designer Kim Jones und Modedesigner Marc Jacobs realisiert.
Auch wird es eine SJP-Sonderkollektion geben. Die Schauspielerin Sarah Jessica Parker, die in ihrer Rolle als Carrie Bradshaw in 'Sex and the City' die Tasche nachahmenswert trug, entwarf nun neue. Dabei half ihr Silvia Venturini Fendi. Im Inneren dieser Pailletten-besetzten Modelle (siehe oben in SJPsHand) steht eingraviert: 'It's not a bag, it's a baguette' − ein Satz, den Carrie Bradshaw damals werbewirksam von sich gab. Aber man kann ebenso schöne Taschen, ohne Slogan im Inneren, auch in Vintage-Geschäften finden! Wenn man denn noch eine haben möchte.

Kleine Auswahl der Influencer vor Ort

 
Photo Credit: Craig Barritt und Sean Zanni/Getty Images for FENDI
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Vivien Noir sagt:

    Dále für deine Beobachtungen! Wenn Pelz, dann bitte neu nur noch künstlich, dass Fendi sich der Kritik (immer noch) freiwillig aussetzt kann ich nicht nachvollziehen... dass keine(r) der Gäste auch nur einen Piep dagegen sagt, ebenfalls.
    • Kathrin Bierling sagt:

      Kunstpelz finde ich (noch) keine gute Alternative, also zumindest die bezahlbaren nicht.

      Darin schwitzt man fürchterlich und sie sehen schnell nicht mehr gut aus. Aber sie werden immer besser.