Würdet Ihr's spielen?

Eine enge Freundin fragte neulich in kleiner Runde: 'Macht Ihr das auch: Lauter Dinge in den Warenkorb schieben, die Ihr am Ende gar nicht kauft? Es ist eine Sucht.' Ich tat erstaunt, als könne ich dieses Spielchen nicht nachvollziehen, aber in Wahrheit tue ich es auch. Ständig. Ich suche nach neuen Outfits und Outfit-Ergänzungen, mit denen ich irgendeiner neuen Idee entsprechen möchte. Aber kaufen tue ich all das nicht, weil das Unsinn wäre und Unsummen kosten würde. Ich könnte all das auch gar nicht tragen. Stattdessen könnte ich das Geld ebenso verbrennen. Aber so ist das mit einer Sucht.

Drest ­− Gaming-Fieber für Modeverrückte

Drest App Game Gaming Modepilot
Meine alte Version von Drest bekommt erst einmal ein Update, bevor ich die neuen Features ausprobieren kann.
Über das Game Drest hatte ich vor knapp einem Jahr das erste Mal geschrieben (Fashion & Gaming >>>). Ich hab die App seitdem nicht mehr angefasst. Aber nun gibt es wieder Neuigkeiten. Man kann seinen Avatar nicht mehr einfach nur auf einen imaginären Laufsteg oder vor eine Graffitiwand und ähnliches stellen, sondern auch in Hotels wie dem Bristol in Paris oder dem Hôtel du Cap-Eden-Roc, platzieren und passend dazu einkleiden.
Hotel du Cap-Eden-Roc Drest Modepilot
Mein Avatar in der Auffahrt zum Hôtel du Cap-Eden-Roc. Sie trägt ein Kleid von Zimmermann, Pantoletten von Jacquemus, Tasche von Aranaz und Ohrringe von Verbena Madrid.
Das macht das Spiel etwas interessanter. Für die Outfits steht alles bereit, was man braucht, denn Farfetch, also die Onlineplattform der Luxusboutiquen weltweit, ist Partner. Alle Kleider, Taschen, Schuhe, Ohrringe stammen aus aktuellen Kollektionen und sind teilweise noch dort kaufbar. Wenn man sie seinem Avatar anzieht, ist das wie Warenkorb vollstopfen, nur noch befriedigender. Denn man sieht seine Tagträume ja praktisch schon umgesetzt.
Drest Dr Oetker Collection Gaming Fashion Modepilot
Das perfekte Outfit am perfekten Ort: Chateau Saint-Martin & Spa
Die Hotels gehören zur Oetker Collection, ein Hotel- und Villen-Portfolio der Extraklasse (>>>). Es ist die erste Hotelgruppe, die in der App mitspielt, aber bei Weitem nicht der erste Luxuspartner. Insgesamt sind es bereits 250 Luxusmarken, die mit Drest kooperieren oder für einen bestimmten Zeitraum kooperiert haben, darunter Bottega Veneta, Breitling, Cartier, Chanel, Christian Louboutin, Gucci Beauty, Prada, Stella McCartney und Valentino.

Supermodels

Zu den Supermodels, die hier ganz offiziell ihr Antlitz zum Anmalen und ihre Rundungen zum Einkleiden zur Verfügung stellen, zählen u.a. Natalia Vodianova, Irina Shayk und Precious Lee. Kate Moss war im Rahmen einer Kooperation mit einer Schmuckmarke auch schon mal dabei. Bei Imaan Hammam gibt es den interessanten Zusatz im Kleingedruckten, dass man sie aufgrund von vertraglichen Verpflichtungen nicht in Oscar de la Renta kleiden kann. Das wird technisch direkt ausgeschlossen. Spannend. Verstehen tue ich den Zusammenhang allerdings nicht, denn das Model erschien bei der diesjährigen Met Gala in einem eigens angefertigten Galakleid der Designerbrand. Kann es mir einer erklären?

So funktioniert das Spiel

Man entscheidet sich auf der 'Home' für ein Spiel/eine Challenge. Das kann zum Beispiel sein: Kreiere einen nautischen Look mit mindestens einem gestreiften Teil. Dann sucht man sich sein Model/Avatar aus und kann wählen... zwischen unterschiedlichen Frisuren, Make-Up (allein das Augen Make-up ist unterteilt in alle möglichen Lidschatten, Lidstriche, Glitter und vielem mehr), Designerkleidern, -Accessoires, -Schuhen, Hintergründen und Props.
Drest Oetker Collection Modepilot
Ausgeh-Look im Hotel Bristol in Paris
Leider ist das Tippen mit dem Finger auf das Designerteil oder die Lippenstiftfarbe zum Ausprobieren und wieder entfernen sehr ähnlich mit dem Fingertipp des Kaufens, also des Eintauschens seines Drest-Dollars-Budgets. Und diese Transaktionen können nicht rückgängig gemacht werden. Weshalb ich nun mein ganzes Budget für völlig übertrieben teure und teilweise hässliche Kleider verballert habe.
Natalia Vodianova in einem gestreiften Outfit im Hôtel du Cap-Eden-Roc
Supermodel Natalia Vodianova in einem Outfit mit Streifen auf der Terrasse des Hôtel du Cap-Eden-Roc
Außerdem komme ich in der Nautical Challenge nicht weiter, weil diese nur mit der Buchung eines Supermodels funktioniert (was mir eingangs nicht klar war), wofür ein 'Set pass' nötig ist, den man nur per In-App-Kauf bekommt: Da werden 3,99 Euro fällig. Um an einer anderen Challenge teilnehmen zu können, reichen meine Drest Dollars nicht mehr. Ich müsste echtes Geld ausgeben. Dafür gibt es dann aber wohl gemerkt nichts zum Anfassen in der echten Welt. Echten Spielern dürfte das wiederum egal sein. Im Gegenteil: Die fragen sich vermutlich, warum man Geld für echte Kleider ausgeben sollte, wenn man diese nicht auch seinem Avatar anziehen kann.
Großer Pluspunkt: Die Dame im Hilfe-Chat bei Drest, Marta, ist echt. Sie antwortet schnell und kompetent. Und da wird der Luxusaspekt auf angenehme Weise deutlich. Denn am Ende des Tages ist ja nichts so wertvoll wie gutes Personal. Soll ich vielleicht doch die vier Euro für den 'Set Pass' bezahlen? Ist ja nicht viel.

Spielt Ihr Drest?

Photo Credit: Screenshots von der Drest App, Oetker Collection/Drest
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • efz sagt:

    Spannend und rätselhaft für einen Gruftie wie ich es eine bin.......
  • hometown cha cha cha sagt:

    This article was exactly what I was looking for. Thank you so much for sharing your knowledge!
  • Vivien Noir sagt:

    Ich kann den Reiz schon etwas nachvollziehen, meine Schwester und ich sind ja auch in "die Sims" als Kinder reingekippt - das hier ist eher so die luxuriöse Erwachsenenversion, ohne dass ganze Hausbauen und einrichten natürlich. Wir haben damals nur unter großzügiger Verwendung von Cheat-Codes gespielt, keine Ahnung, woher die meine Schwester hatte! In-App-Käufe halte ich aber persönlich für gefährlich und hinterlistig, deshalb lasse ich das Spiel lieber gar nicht runter.
    • Kathrin Bierling sagt:

      Das ist schlau, liebe Vivien. Doch zum Glück hat das Spiel − meines Erachtens − langfristig keinen Suchtfaktor (habe ewig nicht mehr reingeschaut und es auch nicht vermisst) und ich bezweifle, dass das Spiel zu viel Zeit und Geld abzockt. Da gibt es gefährlichere Spiele.