Mode nach dem Lockdown: Was werden wir tragen?

Worin werden wir uns nach dem Lockdown wohl am wohlsten fühlen? Dann, wenn wir wieder unter Leute dürfen. Es wird eine Kombination sein. Und manche Designer haben auch schon eine Idee, welche das sein wird.
Auf der einen Seite möchten sich viele von uns endlich mal wieder mit gutem Grund herausputzen. Auf der anderen Seite fühlt es sich aber komisch an, es genau so zu tun wie vor Corona. Es hat sich etwas verändert.

Mode nach dem Lockdown

In 'How to 'Dude' your outfit' hatte ich schon geschrieben, wie sich die Lässigkeit in der Mode nicht mehr aufhalten lässt. Und wie schön diese Kontraste (Mode und Lässigkeit) miteinander verschmelzen können. Da zeigte ich – um ein besonders gutes Beispiel zu nennen –, verspielte, aufwendige gearbeitete Kleider in Kombination mit weißem Rippen-Unterhemd und Gummistiefeln (Philosophy di Lorenzo Serafini).
Was aber werden wir in der Arbeitswelt, in Restaurants und Airline Lounges sehen und tragen? (Wird es überhaupt noch Airline Lounges geben, wenn alle ihre Meilen und den Status verloren haben?)
Sacai Modepilot Mode nach dem Lockdown
Sacai, Frühjahr/Sommer 2021
Die japanische Modedesignerin Chitose Abe hat für ihr Label Sacai eine Blazer/Jeansjacken-Kombination entworfen: vorne Blazer, hinten Jeansjacke. Das ist natürlich besonders praktisch fürs Reisen, bzw. fürs lange lummelige Sitzen. Abe setzt gern zusammen, was vermeintlich nicht zusammen gehört: Bomberjacke und Goldknopf-Blazer oder Plisseefalten und T-Shirt. Ihr Stil passte eh schon in unsere Zeit. Jetzt mehr noch denn je!

Mode nach dem Lockdown: Was die Einkäufer sagen

Das Branchenmagazin TextilWirtschaft hat in seiner Sonderedition No. 24 bei den einschlägigen Luxusboutiquen gefragt, auf welche Modeteile sie für die Herbst/Wintersaison 2021 setzen. Dabei kamen diese Gemeinsamkeiten heraus: Pullunder, Cashmere, Strick im Allgemeinen und der Kunde gönne sich jetzt eher mal was. Da ist die Rede von 'Investment pieces'.
Natalie Kingham, Einkäuferin bei Matchesfashion, sagte, dass die Kundinnen Sport- und Loungewear mit Teilen aus dem Kleiderschrank kombinieren.
Das ist natürlich nicht neu. Es ist sogar die natürliche Fortsetzung einer modischen Entwicklung, wie wir sie seit der Achtzigerjahre beobachten: Leggings plus Pullover. Seit den 2000er Jahren kennen wir auch Jogginghose zu Stilettos und Blazer. Was also bringt Corona? Ist die Pandemie lediglich ein Beschleuniger einer immer bequemeren, immer praktischeren Mode?

Veronica Beard, Herbst/Winter 2021

 
Wie Couch-Lümmel wollen wir jedenfalls nicht aussehen! Konkret bedeutet das, dass die Jogginghose zwar wieder einmal zum Blazer getragen wird, aber dass sie auch ein schickes Strickmuster haben kann. Der Strick deckt halt auch den Nachhaltigkeits- und DIY-Gedanken ab. Damit wird unser 2020er Jahre-Look rund. Anstelle der Stilettos werden jetzt z.B. Clogs und derbe Socken dazu kombiniert.
Ich glaube auch daran, dass die Pandemie uns neuen, modischen Mut verleiht. Einerseits, weil wir die Freiheit, einen solchen auszuleben, zu selbstverständlich erachteten in der Vergangenheit. Und andererseits, weil wir uns durch den Lockdown weniger vergleichen und so einen persönlicheren Stil entwickeln. Unsere Sehnsucht nach Urlaub und Party wird sich sicherlich auch in der Mode niederschlagen. Ich denke an Glitzer-Disco-Tops und Palmenmotiv. Mein Lieblingsfilter auf Instagram ist jedenfalls schon jener, der mir einen leichten Sonnenbrand und Sommersprossen übers Gesicht legt.

Für Optimisten

Bei den digitalen Modeschauen in London, Mailand und New York prophezeien die Designer gerade u.a. helle und bunte Blumenmuster für die nächste Wintersaison.
 

Wie verändert Corona die Mode?

Photo Credit: Sacai, Catwalkpictures
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

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