Umfrage: Was wird die Mode in den 2020ern verändern?

2020er Jahre Moderevolution

Umfrage: Was wird in den 2020ern für eine maßgebliche Veränderung in der Mode sorgen? Viele (Mode-) Unternehmen experimentierten bereits mit dem, was kommen könnte und investieren längst in neue Technologien. So arbeitet Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH) beispielsweise mit Microsoft und ConsenSys an AURA, einer Blockchain-Technologie*, um die Echtheit von Luxusprodukten fälschungssicher nachzuweisen.

Blockchain, Leder und Seide aus dem Labor & Co.

Auch könnte man diese Technologie dafür nutzen, den Herstellungsprozess eines Kleidungsstückes wirklich transparent zu machen: Welche Länder und Fertigungsstätten hat der Pullover durchlaufen, bevor er in meinem Kleiderschrank landete? Befand er sich in einem Sweatshop oder kommt er tatsächlich aus einem Atelier in Deutschland?
Aber vielleicht ist es auch etwas ganz anderes, das unser Jahrzehnt bestimmen wird: etwa Seide oder Leder aus dem Labor, ganz ohne Tierleid. Stella McCartney stellte erste Entwürfe aus im Labor gezüchteter Spinnenseide bereits 2017 vor und sagte damals, dass sich das Material noch im Entwicklungsprozess befindet (>>>). Lange sollte es aber nicht mehr dauern. Schließlich wird es nicht mehr lange dauern, bis uns große Kinderaugen ansehen und fragen: Waaas?!? Ihr habt früher Tiere getötet, um sie zu essen, und ihre Haut zu tragen?
Iris van Herpen Modepilot
Die holländische Modedesignerin Iris van Herpen experimentiert gern mit 3D-Druck, Haute Couture für Sommer 2020
Weniger sichtbar, aber mindestens so revolutionär: Die Möglichkeit, Mischgewebe zu recyceln. Denn, sobald unterschiedliche Fasern zusammengebracht werden (Bespiel: Jeans mit Stretchanteil = Baumwolle mit Chemiefaser), ist das Material nur noch Restmüll. Und davon gibt es viel! Ein Drittel aller Textilien weltweit entspricht dem Mischgewebe Baumwolle/Polyester. Das ist eine Katastrophe, wenn nicht visionäre Unternehmer, wie Cyndi Rhoades von Worn Again, daran arbeiten würden, die Bestandteile wieder voneinander zu trennen und damit recyclebar zu machen. Investor ist u.a. H&M. (Quelle: Fashionopolis, Dana Thomas)

Made-to-order only?

Wer weiß, vielleicht leihen wir unsere Kleidung bald auch nur noch aus. Weil wir zwar ständig etwas Neues tragen, aber keinen Müll mehr anhäufen möchten. Plattformen gibt es dafür bereits einiges (https://dresscoded.com). Oder Firmen schicken ihre Kleidungsstücke erst in Produktion/Druck, wenn diese bestellt wurden. Einige Jungdesigner arbeiten nur so (Modepilots Label to watch), aber es gibt auch Strickmaschinen, die – je nach Bestellung– erst einen geringelten Pullunder in S und anschließend ein Cape mit Punkten ausspucken können.
Oder drucken wir uns bald selbst alle Designs aus, die wir gern hätten? Das champagnerfarbene Vintage-Kleid aus Seide von John Galliano für Dior, das Jennifer Aniston bei den SAG Awards trug und, aufgrund des Zusammentreffens mit Brad Pitt um die Welt ging: Irgendwer wird doch mal das Schnittmuster abgenommen und ins Netz gestellt haben? Vielleicht sogar Galliano selbst und wir können Rechte daran erwerben? Vielleicht gibt es in Zukunft Shops an jeder nächsten Straßenecke, wo wir uns dann unsere Lieblingsdesigns in genau unserer Größe ausdrucken lassen können, z.B. aus biologisch abbaubarer Spinnenseide. Die einzelnen Schnittmusterteile müssten wir nur noch zu einem guten Schneider bringen, bis eines Tages auch das von 3D-Druckern übernommen werden würde.

Worin würdest Du investieren?

*Blockchain, bzw. Blockchain-Technologie ist im Prinzip nichts anderes als ein Einahmen-/Ausgabenheft, dessen Einträge nicht verändert werden können, weil sie weltweit auf vielen Servern gleichzeitig und unabhängig voneinander gespeichert werden. Damit ist es fälschungssicher. Diese Technologie wird zwar vor allem als Buchhaltungswerkzeug für Geld (Krypto-Währungen) weiterentwickelt, kann aber ebenso gut z.B. für den Warenein- und ausgang in Fabriken und Ateliers verwendet werden.
Photo Credit: Catwalkpictures
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Marco sagt:

    Du hattest mal geschrieben, dass die Ästhetik sich verändern wird und alles, selbst bei Mango gekauft, nach selbstgemacht aussehen wird. Das fand ich gut und ich könnte mir vorstellen, dass es in die Richtung gehen wird.
    • Kathrin Bierling sagt:

      Ja, stilistisch ist das eine Option. Auf jeden Fall sehr spannend, was das Jahrzehnt bringen wird. Vielen Dank für Deinen Kommentar, Marco. Liebe Grüße,

      Kathrin


    • Sabina sagt:

      Ha, da habe ich ja Glück! Bei mir sieht zwar vieles nicht nach selbstgemacht aus, aber es IST selbstgemacht.

      Recycled allemal: z.B. Kinderpullis und -Hosen aus abgelegten Kaschmirpullis vom Mann, die Ärmel als Hosenbeine...

      Macht Spaß und die Enkel sehen gut aus! Liebe Grüße, Sabina


      • Kathrin Bierling sagt:

        I love! Kaschmiranzüge für Kinder aus alten Kaschmirpullovern, genial 🙂 Danke, Sabina, für die Idee! Liebe Grüße, Kathrin