Jetzt mal Tacheles

Alle reden von nachhaltiger, fairer, umweltbewusster Mode (wir auch >>>). Aber junge Labels, die solche Mode verkaufen, wundern sich darüber, dass sich die Nachfrage in Grenzen hält. Mit dem Konsum von so genannter „nachhaltiger” Mode verhält es sich nämlich in Wahrheit wie mit Bio-Fleisch: In Umfragen wie dem „Ernährungsreport 2018“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums gab fast die Hälfte an, einen höheren Preis bezahlen zu wollen, wenn es den Tieren dadurch besser ginge. Doch nur ein bis zwei Prozent der deutschen Bevölkerung kaufen tatsächlich Bio-Fleisch. In anderen Ländern sind es nicht besser aus.
Ein gutes Gewissen muss man sich leisten können, heißt es oft. Tatsächlich haben es verantwortlich handelnde Marken dort leichter, wo das Klientel nicht aufs Geld achten muss. Was nicht heißt, dass reiche Menschen nachhaltig einkaufen! Das Interesse ist hier nur – zumindest den Analysen der Lyst-Luxus-Shoppingplattform nach – größer. Es bleibt ein Nischenmarkt.
Umfragen liefern oft andere Ergebnisse. Weil man auf Fragen wie 'Würden Sie für ein T-Shirt, das fair hergestellt wurde, etwas mehr bezahlen?' natürlich schnell mit 'Ja' antwortet. Direkt darauf angesprochen, sage ich auch, dass ich lieber bei Hessnatur einkaufe als bei Zara und muss dann feststellen, dass ich just in diesem Moment den neuesten Trendfetzen für 39,90 Euro trage.

Anonyme Modepilot-Umfrage

Drum: Hand aufs Herz. Wie tickt Ihr? Nun zählt die Modepilot-Leserschaft eh nicht zum Kik-Klientel, denke ich. Und, wer in der Vergangenheit bei Céline kaufte, bestellt heute vielleicht bei The Wearness seine Blazer und Kaschmirkleider. Vielleicht aber auch Secondhand oder insgesamt weniger.
Wie Ihr mit dem Thema umgeht, bzw. tatsächlich konsumiert, möchte ich aber nicht nur vermuten, sondern zumindest etwas fundierter einschätzen können. Auch, um verantwortungsbewusst arbeitenden Modeunternehmern helfen zu können. Jüngst diskutierte ich mit Andri Stocker von Phyne darüber, warum so viele Modeleute das eine sagen und das andere tun. Eine Antwort fanden wir darauf nicht.

Jetzt mal Tacheles: Konsum nachhaltiger Mode

Bitte alle ganz ehrlich mitmachen, ist ja anonym und für einen guten Zweck.

Am ehesten kaufe ich...

Wie viele Deiner letzten zehn Modeeinkäufe kann man nachweislich als fair und umweltfreundlich produziert bezeichnen?

Informierst Du Dich über den Herstellungsprozess eines Kleidungsstückes, bevor Du es kaufst?

Modepilot Stella McCartney nachhaltige Mode
Stella McCartney (hier ein Sommerlook 2020) gehört zu wenigen High Fashion-Designern, die seit jeher auf ihre Materialien ganz genau achtete

Was bedeutet Greenwashing?

Wofür steht 'fast fashion'?

Stella McCartney Amber Valetta Modepilot Sommer 2020
Kaum zu toppen: Model Amber Valetta in einem Stella McCartney-Mantel aus der Sommerkollektion 2020

Was hielt Dich bisher vom Kauf von „nachhaltiger” Mode am ehesten ab?

Was wiederum würde zu einem Kauf von „nachhaltiger” Mode am ehesten führen?

Photo Credit: Catwalkpictures
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

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