Rot ist das neue Blond

Nie lag die Haarfarbe Rot so im Trend wie diese Saison: „Jedes Jahr im Herbst kommt die Industrie mit neuen Brünett- und Rottönen auf den Markt. Normalerweise möchten dann alle das Braun und keiner das Rot. Dieses Jahr kommen die Kunden mit Fotos von den roten Haaren zu uns", so Alexander Fehrenbach-Voit, Artdirektor bei Lippert's Friseure in München. Stefan Pauli vom gleichnamigen Münchner Friseursalon bestätigt: "Was Rot angeht, werden unsere Kundinnen immer mutiger." Hier greifen sie sogar nach dem neuen "Rose Gold", was sehr nach Rosa aussieht.
Dabei gilt Rot eigentlich als schwierige Haarfarbe, weil sie sehr pflegeintensiv ist: "Rot ist eine Luxussache", bestätigt Fehrenbach-Voit.
Wieso ist Rot plötzlich so angesagt? Fehrenbach-Voit: „Es hat in diesem Sommer schon angefangen, als das Blond nicht mehr Platin- oder Graublond war, sondern Goldblond und Kupferblond gefragt war. Da gewöhnte sich das Auge schon mal daran. Früher dachte man bei rothaarigen Frauen: Hexe, alleinstehende Katzenliebhaberin oder Öko-Tante. Heute sind Rothaarige die Schönheiten – also das, was früher die Blondine war."
Schönheiten wie Schauspielerinnen Jessica Chastain (Bild oben), Julianne Moore, Amy Adams, Emma Stone, Holland Roden oder Sarah Rafferty ("Suits") – alle Fotos auf unserer extra dafür erstellten Pinterest-Pinnwand >>>
Bei meiner Recherche stoße ich auch auf viele rothaarige Models, die mich von den Homepages großer Modelagenturen anstrahlen. Ein weiteres Indiz, denn bisher galten rothaarige Models auf einem Modemagazin-Cover als schlecht verkäuflich. Nur wenige visionäre Designermarken stellten sie in den vergangenen Jahren immer wieder mal in den Fokus (Céline 2009 mit Model Karen Elson oder 2014/15 mit Model Natalie Westling). Aber nun scheint es den allgemeinen Geschmack volle Breitkante zu treffen:

Werbekampagnen 2016

 
Rot erwünscht: Ich selbst trage seit Jahren immer wieder Rotstich, seit einem Jahr sogar verstärkt (siehe Foto-Galerie unten). Das ist aber nicht der Grund, warum ich diesen Artikel hier schreibe. Isa, unsere Dunkelhaarige, bat mich darum, weil sie die rote Haarfarbe aktuell vor allen anderen sieht. Und mir fiel in letzter Zeit auf, dass ich Friseure nicht mehr davon überzeugen muss, rote Pigmente zu verwenden. Noch vor einem Jahr musste ich Koloristen – egal, wo auf der Welt – regelrecht dazu überreden, das Rot in meinen Haaren zu intensivieren. Sie schreckten davor zurück, weil sie es von Kundinnen gewohnt waren, einen Rotstich unbedingt zu vermeiden. Jetzt ist alles anders. Und ich befinde mich in bester Gesellschaft!

Rote Haare auf den Laufstegen für Frühjahr/Sommer 2017

 

Welches Rot passt zu welchem Typ?

Eine falsche Haarfarbe lässt uns blass und fahl wirken. Die richtige Haarfarbe hingegen lässt unseren Teint ebenmäßiger aussehen und bringt unsere Augen zum Leuchten.
Generell gilt: Jeder kann Rot tragen. Wenn man diese Punkte beachtet: „Wer zu Problemhaut neigt und sich nicht schminkt, sollte von einer roten Haarfarbe absehen", so Fehrenbach-Voit. Denn ein ebenmäßiger Teint ist bei roten Haaren notwendiger als bei blonden oder braunen. "Bei derTypfindung geht es heute darum, ob man eine Warm- oder Kalttendenz hat – man ist meist kein ausschließlich kalter oder warmer Typ", sagt Friseur Pauli. Beide Experten, Fehrenbach-Voit und Pauli, sind sich einig, dass das richtige Rot möglichst changierend und damit natürlich wirken sollte. Welche Mischung sich am besten eignet, muss individuell bestimmt werden. Anhaltspunkte sind Hautgrundton, Augenfarbe und Augenweiß...

Blonder Ausgangston

Blond ist die ideale Ausgangsfarbe für einen schönen Rot- oder Kupferton. "Kupfertöne (kein Rost, kein Orange, kein Kirsch!) sind gerade der Trend – der perfekte Rotton wirkt immer wie ausgeblichen", sagt Friseur Fehrenbach-Voit. Aus genau diesem Grund empfiehlt er jeder Kundin am Ansatz eine dunklere Farbe als in der Spitze – auch wenn es sich dabei nur um eine halbe Nuance handelt.

Dunkler Ausgangston

„Wer brünettes oder schwarzes Haar hat, muss zunächst einmal bleichen, wobei die Haare beim Bleichen schon sehr rötlich werden und das eine gute Ausgangsbasis ist für den perfekten Rotton, der anschließend aufgetragen wird", so Fehrenbach-Voit.

Hauttöne

Wenn die Haut hell ist, eher kühl (z.B. auch olivstichig) ist und/oder zu Rötungen neigt, dann empfehlen sich kühlere, kräftigere Rottöne. Wenn die Haut weicher (gelbstichig) oder gebräunt ist, dann kann man in die Kupfer- und Goldrichtung gehen.

Augenweiß

„Das Augenweiß ist ein guter Indikator dafür, ob man eher ein kühler oder ein wärmerer Typ ist", erklärt mir Fehrenbach-Voit. Dieses kann als klar, milchig/cremig oder gelblich eingestuft werden. Auch Pauli schaut sich die Augenpartie genau an: Ist diese eher warm, so wird z.B. eher zu Kupfer- und Goldtönen geraten. Ziel sei es, mit einer neuen Haarfarbe die Augenpartie klarer und strahlender erscheinen zu lassen.

Augenfarbe

Bei braunen oder grauen Augen ist es einfach, denn zu diesen neutralen Augenfarben passen alle Rottöne. Das richtige Rot muss nur auf den Hautton und das Augenweiß abgestimmt werden. Bei grünen Augen kann man auch ein leuchtendes Rot, weil Komplimentärfarbe, verwenden. Für blaue Augen passen goldige und kupfrige Rottöne am besten.

Vorsicht!

Rote Strähnen? Wer sich erst einmal nur für rote Strähnen interessieren sollte – so für den Übergang – dem rät Fehrenbach-Voit ab. Er sagt: "Die roten Strähnen vermischen sich dann z.B. mit den blonden Haaren und es kann ein Rosa oder Orange entstehen. Selbst wenn es im ersten Moment gut aussieht: Es verwäscht sich schnell und man kann es nicht nacharbeiten. Das Rot lässt sich nicht mehr kontrollieren. Rot muss immer komplett gefärbt werden."

Wie pflegt man rote Haare richtig?

Einen tief rot gefärbten Schopf in seiner Farbigkeit konstant beizubehalten, ist fast unmöglich. Die Farbe ist flüchtig – durchs Haarwaschen und durch Sonneneinwirkung. Selbst mit der Verwendung von Farbschutz-Shampoos und Farbschutz-Sonnensprays gelang es mir nicht, meine rote Haarfarbe vor dem Ausbleichen zu schützen. Aber das macht nichts. Im Gegenteil! Oft findet man seine Farbe erst durch so einen Prozess. Ich entschied mich schließlich für ein, zwei Nuancen heller, die im Hochsommer noch einmal heller wurden (siehe Bilder unten in der Galerie) und diese Farbe kann ich – vor allem im Winter – beibehalten, da mir die Sonne jetzt keinen Strich mehr durch die Rechnung macht. Tipp von Fehrenbach-Voit: „Keine gewöhnlichen Haarmasken verwenden, weil diese die Rotpigmente ausspülen."
 
Meine Haarfarbe läuft – laut Fehrenbach-Voit – heute unter "Kupfergold", entspricht also einem warmen Rotblond. Gestartet hatte ich sehr viel dunkler und wurde immer heller. Von Natur aus habe ich dunkles, kastanienbraunes Haar. Vom Hauttyp gehöre ich zu den wärmeren, weil gelbstichig. Ich neige außerdem zu Sommersprossen. Meine Augenfarbe (Blau) spricht für Kupfertöne. Mein Augenweiß (klar) erlaubt aber auch kühlere Farben.

Meine liebsten Haarpflege-Produkte im Onlineshop:

Männer mit "Ginger"-Haaren in der Mode

Bei den Männern ist es nicht anders! Auch wenn diese sich die Haare lieber nicht färben sollten, liegen zumindest die natürlich Rothaarigen auch hier im Trend. Im Kampagnenvideo von Gucci für Herbst/Winter 2016/17 sind die Männer "Ginger" und im Weihnachtsvideo von Burberry ist es gleich der Firmengrüner Thomas Burberry selbst, der uns die hellroten Haare am Mann modisch ganz nah bringt...
Photo Credit: Piaget
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Kommentare

  • Lara sagt:

    Ich hatte vor ein paar Jahren rot, teils lila gefärbte Haare, also auch sehr empfindlich für Farbverlust. Ich habe aber ziemlich gute Erfahrungen mit Revlon Nutri Color Creme gemacht, die schützt weniger, sondern frischt eher auf. Ich hab sie meist wie eine Kur verwendet und damit die Farbe ziemlich lange leuchtend gehalten.