Rihannas Anti-Style

„All along it was a fever / A cold sweat hot-headed believer“... dröhnt es mit tiefem Bass durch die Frankfurter Allianz Arena. Rihanna schreitet durch eine schmale Gasse zwischen den Fans auf ein Podest. Man sieht sie kaum, die Kapuze ihres weißen Canvas-Hoodies hat sie tief ins Gesicht gezogen. Kein Konfetti, kein Feuerwerk, dafür Bändel, die vor ihrem Gesicht baumeln.
Schweres Herz, Kloß im Hals – der unerwartet melancholische Opener "Stay" ihres Frankfurt-Konzerts zur Anti-World-Tour 2016 schlägt beim Publikum ein. Als Pop-Prinzessin mit einer Ballade vor das erlebnislüsterne Publikum zu treten – das muss man sich erst einmal trauen. Noch dazu in einem XL-Hoodie und nicht im Glitzer-Mini! So hätte man es doch erwartet von einem ruchlosen „Bad Gal“, das die Grenzen des guten Geschmacks regelmäßig überschreitet. Oder?
„I threw my hands in the air, I said show me something“, singt sie, reißt die Arme hoch und man sieht ihre langen, roten Krallen und das tätowierte Handgelenk: Versteckt sich da also wirklich Sexbombe Rihanna unter dem voluminösen Schlumpf-Mantel?
Nachdem sie die Klaviatur der sexuellen Phantasien – von der untreuen Lolita in „Unfaithful“ zur peitschenden Domina in „S&M“ – durchgespielt hat, setzt Rihanna jetzt auf den „Anti“-Look, so auch der Titel ihres Albums und der Welttournee. Stylist Mel Ottenberg sagte gegenüber der US-Vogue: „Ihre Looks sind das Gegenteil von dem, was wir für die letzte Tour gemacht haben, also viele Stickereien, Gold und Schnürungen. Ich wollte das alles abstreifen, ich war irgendwie gelangweilt davon“. Eine gute Idee.
Es wird an diesem Abend insgesamt drei Outfitwechsel geben. Alle vier Looks sind speziell für Rihanna entworfen: Ein Megastar hat nun einmal spezielle Bedürfnisse für ein Bühnenoutfit. Optischer Showeffekt müssen in Einklang mit Bewegungsfreiheit sein. Eine Herausforderung, wenn man sich wie eine Mischung aus schlingerndem Brummkreisel (Twerk) und Gogo-tanzendem Flummi bewegt.

Anti World Tour 2016: Rihannas Bühnenoutfits

Outfit 1: Der Hoodie-Mantel  Keine Applikationen, keine Muster – der weiße Hoodie-Mantel aus Canvas von dem britischen Central Saint Martins-Absolventen und Herrendesigner Craig Green soll Rihanna als Anti-Pop-Diva zeigen. Allerdings dauert die Täuschung nur, bis man ihren Po herausblitzen sieht: Darunter trägt sie einen simplen Baumwollbody und ein paar Chap-Overknees aus Wildleder von Giuseppe Zanotti, die mit einem Gürtel um die Hüfte in Position gehalten werden. Dietmar Darth von der FAZ beschrieb es sehr treffend: "Wenn Cowgirls fliegende Einhörner reiten würden, die Regenbogenfeuer speien, müssten sie sich so anziehen".
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Die Rückenansicht von Rihannas Opening-Look
Ihre Vorliebe für Hoodies lebt sie auch privat aus (sofern Rihanna in irgendeiner Form "privat" sein kann) und trägt momentan ständig Vetements-Pieces.
Outfit 2: Der Catsuit Der hautenge Jumpsuit mit x-förmigem Schnür-Stich über den ganzen Körper von Adam Selman könnte auch „Nackt-Anzug“ heißen: Sie ist zwar vollständig bekleidet, aber die Silhouette lässt keine Fragen offen. Und leider keine Fotos zu: Pressefotografen sind bei der Anti-World-Tour nämlich untersagt.
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Bühnenoutfit Nummer 3 der "Anti"-Wordltour
Outfit 3: Der Gala-Jumpsuit mit Fransen Ich glaube JEDE Frau im Stadion hätte ihr diese Kreation von Armani Privé am liebsten direkt vom Leib gerissen: Hochelegant und gleichzeitig supersexy. Zu dem funkelnden, halbtransparenten Jumpsuit mit Fransen gehört ein schokoladenbrauner, federleichter Cape-Mantel, den Riri dramatisch durch die Luft wirbelt. In diesem Outfit könnte man einen Oscar entgegennehmen und gleich danach mit Batman die Welt retten.
Outfit 4: Der Anzug Das große Finale. Jetzt muss sie noch einmal alles geben: Kann man noch mehr Sex-Appeal verströmen? Kann man. Muss sie aber nicht. Rihanna, eine der erfolgreichsten Künstlerinnen unserer Zeit, Werbestar, Männertraum und überhaupt alles, was man nur in Superlativen beschreiben kann, hat das doch nicht (mehr) nötig: Der letzte Look ist ein brauner Oversize-Anzug mit herunterhängenden Stoffbändern von Y/Projekt. Ein Modelabel, das wir hier schon mehrmals vorstellten (hier gehts zu den Artikeln) und das sich mit seinem Unisex-Ansatz, mit Seventies-Muff auf cool gedreht, in die Riege der Avantgarde-Labels um Rick Owens und Konsorten einreiht. Darunter trägt sie einen Lederbody von L.A. Roxx, einem Label aus Los Angeles und eine Vintage Dior-Brille aus den Siezbzigern. Doch, das ist schon ziemlich Anti. Und, dass muss man zugeben, ziemlich cool.
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Photo Credit: Instagram/badgalriri, rihannanow.com
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