New York Fashion Week: ganz spielerisch

Gestern endete die New York Fashion Week. Wir sahen die Sommerkollektionen für nächstes Jahr: breite Schultern, schmale Gürtel und Leder bleiben. Doch es wird voluminöser, üppiger. Als ginge es uns wirtschaftlich hervorragend – auf das Klientel von Jacquemus & Co. trifft das sicherlich zu – werden sich unter unseren Blusen und Röcken Stoffe bauschen wie zuletzt am Hofe. Na ja, zum Glück gibt es auf unserer Welt ja Textil im Überfluss und somit wird sich jeder und jede dem Trend anschließen können.

Taschenanhänger bei der New York Fashion Week

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Ganz frischer Street Style aus New York – von der gerade zu Ende gegangenen New York Fashion Week

Taschenikone

Das erfolgreichste Taschen-Comeback feiert mal wieder die 'Le City' von Balenciaga. Sie wurde 2001 erstmals über den Laufsteg getragen. Damals war noch Nicholas Ghesquière der Kreativdirektor. Und wir lernten die grobe Tasche unter dem Namen 'Motorcycle City Bag' kennen, einen Namen, den ich immer wieder nachschlagen musste. Vermutlich ging es anderen auch so. Jedenfalls kennt man sie heute einfach nur als 'Le City' oder 'City'.
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Die 'Le City' von Balenciaga
Sie wurde uns näher gebracht von Kate Moss und Frauen, die in super hellen Jeans ebenfalls immer noch skinny aussehen. Frauen, deren Garderobe sich auf Jeanswaschungen, Weiß, Grau und Schwarz beschränkt und sie deshalb rockig etwas ausbrechen hier und dann: Gel, Löcher in den Jeans, Motorcycle City Bag.
Als sich unsere Augen, verwöhnt von Birkins, Dior Saddle- und Fendi Baguette-Bags, schließlich an die Nieten-Beschläge gewöhnt haben, griffen manche zu Miu Miu und andere schlossen sich doch noch den coolen Puristen an (Modepilot-Artikel von 2017: 'So trägt man seine Tasche heute': 'Seht her, ich bin ein cooles Balenciaga Biker-Girl').

Der Secondhand-Markt boomt

Dann übernahmen Taschen von Céline das Straßenbild und Alexander Wang lancierte 2009 'Rocco' mit 100 Nieten auf der Unterseite. Auf den Secondhand-Plattformen jedoch blühte der Handel mit der Motorrad-inspirierten Tasche wieder auf. Das sah man sich bei Balenciaga eine Weile lang an, bis man 2021 mit einer überarbeiteten Version wieder selbst auf den Markt kam. Im vergangenen Jahr folgte eine weitere Überarbeitung, diesmal mit verspielten Anhängern, die dich so aussehen lassen sollen als hättest du ein normales Leben. So überraschend wie damals die Nieten, sind heute die bunten Plastikperlen, der Touri-Eiffelturm-Anhänger und der Namensschild-Schlüsselanhänger, den es für einen Euro beim Schuster gibt – alles im Balenciaga-Paket ab 2.300 Euro enthalten (>>>).
 
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Bei der Fashion Week in New York gesichtet: Apple AirPods Max in Mitternachtsblau, Muschelkette, ein Rugbyshirt und die 'Le City' – hier wurde nichts dem Zufall überlassen

Taschenanhänger

Unter Modeleuten dauert so eine Adaption nicht lange. Und so finden sich Anhänger, wie man sie sonst von Eastpak-Schlulrucksäcken kannte, an edlen Designerhandtaschen wieder. Die plüschigen Fendi-Anhänger von Lagerfeld oder die glitzernden Bärchen von Prada werden gerade wieder heiß gehandelt von Vestiaire & Co. Aber wer hier nicht auch selbst kreativ wird, der hat in der Mode vielleicht nichts verloren.
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New York Fashion Week: Taschenanhänger überall
Der Trend erinnert an Kuscheltier mit ins Auto nehmen und Freundschaftsbänder. Sehnen wir uns nach unserer eigenen Verspieltheit? Und ist das nicht eine schöne Sehnsucht?
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Louis Vuitton-Tasche mit lauter Anhängern – gesehen gerade bei der New York Fashion Week
Photo Credit: Catwalkpictures
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

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