Neuer Mikroplastikfilter

Plastik ist aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Insbesondere in der Mode ist Plastik dominant – in Form von Polyester und Mikrofasern. Während im Jahr 2000 unsere Garderobe noch zu einem Drittel aus Polyester bestand, macht die Chemiefaser heute schon die Hälfte aus.
Grüner Fliesstoff Synthetic Mikroplastik Modepilot
Mikroplastik befindet sich in vielen Materialien, auch in diesem weichen Fleece-Stoff
Forscher sprechen je nach Studie davon, dass 16 bis 35 Prozent des Mikroplastiks in unseren Gewässern aus unseren Kleiderschränken stammen. Circa eineinhalb Millionen Mikroplastikteilchen spülen wir pro Waschgang ins Abwasser. Das sind insgesamt 500.000 Tonnen pro Jahr, was in etwa 50 Milliarden Plastikflaschen entspricht (>>>). Unvorstellbar, oder?
Eine neue und nachhaltige Abwasserbehandlungsmethode soll die Wasserqualität durch schwingende akustische Wellen von Mikroplastik reinigen. Acousweep wurde vom The Hong Kong Research Institute of Textiles and Apparel (HKRITA) mit Unterstützung der H&M Foundation entwickelt. In einer speziell geformten Schallkammer werden Mikrofasern durch schwingende akustische Wellen aufgefangen. Dieses neuartige Filtersystem soll an alle Abwassersysteme angeschlossen werden können.

Neuer Mikroplastikfilter

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Die Wasserfilteranlage im Labor
Noch besteht Acousweep nur im Labormaßstab und kann 20 Liter Wasser pro Stunde verarbeiten. Das reicht nicht aus, um die Welt von Plastik zu befreien. Allein ein Maschinen-Waschgang verbraucht 50 Liter Wasser. Aber eine aufgerüstete Version wird in der Lage sein, 5.000 bis 10.000 Liter pro Stunde zu filtern, so die Pressemeldung der H&M Foundation. Das ließe sich dann bei Großwäschereien und in der Textilherstellung einsetzen. Doch für den großen Durchbruch muss noch einiges passieren, auch politisch. Zum Vergleich: eine städtische Kläranlage filtert circa 7 Millionen Wasser pro Stunde, allerdings kein Mikroplastik. Denn dafür gibt es keine Verordnung.
Noch ist auch nicht klar ist, ob diese revolutionäre Technik alle Mikrofasern entfernen kann. Andere, auf dem Markt bereits verfügbare Mikroplastikfilter für die heimische Waschmaschine filtern bis zu 90 Prozent des Mikroplastiks heraus. Aber wir können selbst viel tun...

Was können wir sofort tun, bis Acousweep industriell einsetzbar ist?

  • Das Material macht den Unterschied: Kauft Monomaterialien und am besten Naturfasern.
  • Lasst Euch nicht blenden: Recyceltes Polyester wird meist aus PET-Flaschen hergestellt, dieses Material wirft doppelt so viele Microfasern ab, wie normales Polyester. Eine Lösung hierfür hat Ecoalf mit dem 0-Release-Yarn entwickelt. Durch die Verbindung von recyceltem Nylon mit Wasserstoffbrücken schließt das Garn die Mikrofaserteilchen ein und ist gleichzeitig stabiler und geschmeidiger geworden.
  • Reduziert die Waschtemperatur und -zeit, es werden dann weniger Mikrofasern gelöst.
  • Volle Maschinen reduzieren ebenfalls den Mikrofaserabgang, weil die Wäsche sich nicht so viel in der Trommel bewegt.
  • Reduziert Weichspüler oder lasst sie ganz weg, denn auch sie lösen Fasern.
  • Wascht keine Sneaker oder andere harte Stücke zusammen mit Wäsche, denn die Schläge zerstören die Fasern.
  • Kauft Second Hand, denn mit der Zeit reduziert sich der Faserabgang.
  • Es gibt verschiedene Accessoires wie den Guppyfriend, einen fasernauffangenden Wäschesack oder Mikroplastikfilter an der Waschmaschine. Diese gibt es mittlerweile von vielen Anbietern.
  • Macht mit! Denn die Folgen sind fatal für Umwelt, Tiere und auch für uns Menschen. Denn Mikroplastik gelangt heute in das täglich genutzte Trinkwasser. Von Aluminium bis zur Wasserstoffionen-Konzentration ist alles in der Trinkwasserverordnung geregelt, allein für Mikroplastik gibt es noch keinen Richtwert.
    Das Fleece-Foto stammt von https://de.depositphotos.com/
    Photo Credit: H&M Foundation, Depositphotos.com
    Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

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