Basics – Wenn ich bei null anfangen müsste

Eigentlich wollten wir „nur” über ihre zehn Lieblingsbasics für die beliebte Modepilotreihe sprechen, aber dann kam ich mit Judith Williams, der Unternehmerin, Homeshopping-Queen und Star der TV-Show Die Höhle der Löwen in ihrer Heimatstadt München ins Plaudern.
„Vor 13 Jahren sah die Welt noch ganz anders aus”, sagt die Millionärin. Wir sitzen auf einem Sofa und sprechen über die Kosmetikindustrie. Heute werde der Markt längst nicht mehr nur von ein paar Großkonzernen bestimmt wie damals, als sie eine Kosmetiklinie lancieren wollte. Die Entertainerin musste ihre eigene Marke gründen. Ein Segen, wie sich später herausstellen sollte. Sie hatte sich mit jenen Schwarzkopf-Mitarbeitern zusammengetan, die nach dem Wegzug des Henkel-Tochterunternehmens im schönen Innsbruck bleiben wollten. Heute beschäftigen sie über 100 Mitarbeiter.
Modepilot Judith Williams Kathrin Bierling Basics Lieblingsbasics
Ich traf Judith Williams (links) vergangene Woche in München
Gemeinsam entwickeln sie Produkte, die Williams nicht nur gut auf HSE24 in Deutschland und QVC in Großbritannien verkaufen kann, sondern ihre Daseinsberechtigung beweisen. Denn sie werden nachbestellt. Allein 'Phytomineral' wird über sechs Millionen Mal gekauft.
Dennoch dauert es zehn Jahre, bis man Produkte von Judith Williams auch außerhalb des Homeshoppings kaufen kann. Heute würden sich größere Parfümerie- oder Drogeriemarktketten darum reißen. „Weil sich der Verbraucher anders informiert”, sagt Williams. Ich fühle mit ihr: Wie sie gründeten wir 2007 ein Unternehmen, weil wir mit den Großen unsere Ideen nicht umsetzen konnten.
Man müsse sich ständig neu erfinden, sagt die Millionärin. Für sie ist das Routine. Nachdem sie als Opernsängerin mit 24 Jahren ihre Opernstimme durch eine Tumor-Behandlung verlor, arbeitet sie in einem Fitnessstudio und verkauft Eiweißshakes wie kein anderer. Ihre Mutter hat dann die Idee, das Verlaufstalent fürs Teleshopping zu nutzen. Dort schlägt sie von der ersten Ausstrahlung ein, verkauft bald Mode, Schmuck und Kosmetik auch unter eigenem Namen.
Heute muss man auch auf Natur setzen, um zukunftsfähig zu sein. Aber auch diese Wandlung machte Williams rechtzeitig mit, um heute entsprechende Produkte in die Regale stellen lassen zu können, die bei Codecheck besser abschneiden. „Wir stellen ja auch Kosmetik für andere Marken her, auch Bio-Kosmetik und im hochwertigen Bereich. Da wir alles im 'Bulk' kaufen, haben wir auch so gute Wirkstoffe für unsere Kosmetik.” Ein kurzer Check der Inhaltsstoffe ihres 5,95 Shampoos (300 ml), das sie beim dm-Drogeriemarkt seit diesem Monat verkauft: die Nadeln schlagen bei Grün aus. Williams hat ein Sinn fürs Geschäft, wie sich auch in ihren folgenden Antworten ablesen lässt, aber sie liefert auch. Und das überzeugt am Ende immer.

Lieblingsbasics von Judith Williams

Was würde sich Superunternehmerin Judith Williams zulegen, wenn sie sich auf zehn Dinge beschränken müsste?

1. Das Kleid

Wenn ich wirklich nackt da stehe, dann kaufe ich mir einfach ein Strickkleid. Ein langes Strickkleid (Sie deutet auf ihr Knie.), das unkompliziert ist. Eines aus Jersey – das ist figurkaschierender als Viskose. Bei Viskose zeichnet sich alles so ab. Ich würde ein Klassisches in Schwarz mit Arm und V-Ausschnitt wählen.
Ich weiß noch nicht mal, ob ich eine Unterhose brauche. Es gibt so viele Naturvölker, die leben ohne Unterhose. Haha, sage ich mal.

2. Die Stützwäsche

Drunter trage ich meine Stützwäsche. Ohne meine Stützwäsche gehe ich nirgendwo hin. Ich liebe Stützwäsche am meisten mit diesem 'Wear your own bra'-Effekt. Das ist dieses Oberteil, das nur bis unterhalb des Busen reicht und ihn anhebt.

3. Der BH

Und dann kommt gleich der BH. Ich habe von Natur aus leider einen sehr großen Busen und deshalb brauche ich einen BH. Ich würde vielleicht auf die Unterhose verzichten, aber ohne BH geht es nicht. Am besten einen Schalen-BH.
Judith Williams Modepilot Basics Modebasics Interview
Judith Williams

4. Der Schmuck

Dann würde ich noch ein schickes Paar Ohrringe dazu tragen. Ich finde, Ohrringe vervollständigen ein Outfit. Obwohl ich häufig auch die Ohrringe weglasse und dann eine Kette trage, aber Du brauchst ein Accessoire. Ich bin kein Freund von beidem zusammen: Ohrringe und Kette. Ich finde, das ist zu viel. Weihnachtsbaum. Es ist klassischer, stilvoller, wenn Du nur eines von beidem trägst.
Also ich hab da so eine eigene Linie, die heißt „Touch of diamonds“. Da kriegst Du welche, die sehen vom Look her identisch aus wie Einkaräter. Das ist aber Zirkonia. Ich liebe diese schlichten Einkaräter total. Haste mal den schlichten Einkaräter drin, bist Du fertig. Damit kannst Du alles machen: Sport, Yoga.

5. Die Schuhe

Ich nehme bequeme Sneaker. Die hohen Schuhe habe ich ja nur vor der Kamera an. Ansonsten trage ich flache Sneaker und renne wie ne Wilde von einem Ort zum nächsten. Ich wähle welche von Adidas – irgendwas Wildes. Oder, ja, etwas Nachhaltiges, finde ich super. Das Mindset, das die als Firma haben, finde ich ganz cool.

6. Die Gesichtspflege

Und dann kommen wir auch schon zur Pflege und dann brauche ich auf jeden Fall meine EGF-Creme... Ah, ok, wenn ich keine eigenen Produkte nennen soll, dann sage ich es mal so: Ich würde mich für eine Gesichtscreme oder ein Serum oder am besten ein 2-in-1-Produkt entscheiden.

7. & 8. Make-up

Lipgloss, Wimperntusche.

9. Das Deo

Deo finde ich ganz, ganz, ganz wichtig – eines ohne Aluminium, z.B. von Dr. Hauschka. Auf keinen Fall das aus der Höhle der Löwen. Denn das ist voller Aluminiumsalze. Da war ja ne Gründerin, die ist dann zu Ralf Dümmel gegangen. Aber ich wollte so gern, dass sie zu mir kommt. Erstens ist es eine Frau, zweitens hat es mit Kosmetik zu tun und das Ding ist voller Aluminiumsalze, was ja unter Verdacht steht, Krebs zu erregen. Ich hätte ihr mit unseren Laboratorien helfen können. Und dann hat sie jetzt das Produkt rausgebracht und die Bewertungen sind grauenvoll. Ich finde es einfach schade. Also bitte nicht dieses Deo.

10. Das Buch

If Life Is a Game, These Are the Rules“ beschreibt zehn Regeln des Lebens. Ich liebe dieses Buch, ich habe es zum ersten Mal gelesen, da war ich noch in meinen Teenies. Seither lese ich es immer wieder. Es ist immer dabei, es ist ein ganz kleines Buch, und man muss es auch nicht immer durchlesen. Es begradigt Dich. Du bist wieder mit Fundament und Wurzeln unterwegs und spürst, worauf es eigentlich ankommt. Denn manchmal führt uns unser Ego auf Abwege. Dann denkt man, man müsse jetzt jenes und man muss jetzt das tun. Das Buch führt Dich einfach zudem zurück, was wirklich wichtig ist. Lebe nicht im Vergleich, sondern lebe in Deiner Welt, und sei glücklich...
Es ist ein bisschen eine Bibel für den Umgang mit sich und anderen.
Ich glaube, wir Frauen vergleichen einfach zu viel. Das Buch ist ein tolles Buch, weil es gibt Regeln Deines Verhaltens, deines Mindsets und deiner eigenen Selbstreflektion liebevoll wieder und wirkt inspirierend. Wenn Du Dir Menschen anschaust – erfolgreich, nicht erfolgreich, glücklich, nicht glücklich – es hat nichts mit Geld zu tun. Es hat nur mit dem Mindset zu tun.
Photo Credit: Judith Williams
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare