Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt

Können große Poren kleiner werden?

Unsere Kolumne heißt „porentief nachgefragt“. Und das möchte ich diesmal ganz wörtlich nehmen. Es geht um die Hautporen im Gesicht. Im Idealfall ist der Teint so fein, dass sie kaum zu sehen sind. Das bedeutet aber auch, dass die Haut eher trocken und sensibel ist. Bei uns anderen ist der Blick in den Vergrößerungsspiegel immer am schlimmsten. Puhhh!!! Die vergrößerten Poren rund um die Nase und auf den Wangen bekommen kraterähnliches Format. In natura sieht es natürlich nicht soooo schlimm aus. Trotzdem mag keiner seine vergrößerten Poren, und es wird nach jedem kosmetischen Strohhalm sprich porenverfeinerndem Produkt gegriffen, das verspricht, sie zu verkleinern. Aber geht das überhaupt?

Hart aber nicht hoffnungslos

Die Wahrheit ist hart. Was auch immer die Industrie behauptet, Dermatologen und Kosmetiker sind sich da ziemlich einig. Im Erwachsenenalter lässt sich die Größe der Hautporen nicht mehr beeinflussen. Warum diese Einschränkung? Weil die Hautbeschaffenheit erstens Veranlagung ist, und zweitens die Produktion und Speicherung von Sebum in der Jugend verantwortlich ist für die spätere Ausprägung der Poren. Aber erstmal zurück zu den Aufgaben, wofür wir sie überhaupt brauchen. Poren sind die Öffnungen der Talgdrüsen, durch die das produzierte Hautfett (Sebum) nach außen gelangt. Wir benötigen es als Schutz für die Oberschicht. Produzieren die Talgdrüsen allerdings vermehrt Sebum, müssen sich die Poren weiten, um es an die Hautoberfläche zu schaffen. Tun sie das ständig, bleiben die Öffnungen irgendwann erweitert.
große Poren verfeinern
Bei der Modenschau von Alexander McQueen wird die Haut des Models mit Puder verfeinert

Was führt zu großporiger Haut?

Großporige Haut geht deshalb oft mit fettiger Haut oder Mischhaut einher, deren Talgdrüsen besonders aktiv sind. Allerdings kann man das Poren-Problem(chen) nicht nur erben, sondern auch erwerben – beispielsweise durch übermäßig viel Stress, unmäßig viel Sonne, ungesunde Ernährung und falsche Hautpflege. Und mit dem Alter wird es leider auch nicht besser. Die Haut wird zwar trockener, aber die Poren bleiben, weil sie keine Muskeln haben, um sich zusammenzuziehen. Dass sie aber noch größer werden, was oft behauptet wird, ist falsch. Es ist nur so, dass die Haut an Elastizität verliert und die Poren von innen weniger Stütze bekommen, was sie verstärkt zum Vorschein bringt.

Die gute Nachricht

Auch wenn es unmöglich ist, die kleinen Löcher völlig unsichtbar zu machen, gibt es einen Lichtblick. Man kann einiges dafür tun, um die Poren optisch zu verfeinern und vor allem auch dafür zu sorgen, dass sie sich nicht weiter ausdehnen. Das Wichtigste: Befreit die Poren! Wenn sie nicht verstopft sind, wirken sie schon mal kleiner. Das erreicht man mit regelmäßigen Peelings. Besser als oberflächlich agierende Rubbelkörnchen sind Liquids, weil sie mehr erreichen. Sie befreien die Haut im wahrsten Sinne porentief von Kosmetik-Resten, Hautschüppchen und überschüssigem Sebum. Der Verfechter der säuregetränkten Peeling-Pads Dr. Dennis Gross empfiehlt: „Tägliches Exfolieren kann Wunder bewirken. Es beschleunigt die Zellerneuerung und verhindert ein Verstopfen der Poren, was sie größer aussehen lässt.” Die beliebtesten Exfolianten sind Frucht- oder Salicylsäure.
große Poren verfeinern
Einen schönen Menschen kann nichts entstellen: Model bei der Modenschau von Isabel Marant

Frucht- oder Salicysäure?

Ob die Haut das tatsächlich täglich verträgt, muss jeder selbst ausprobieren. Mir ist dieses Vorgehen etwas zu aggressiv, ich greife alternierend nach der Reinigung lieber zu einer Lotion mit Salicylsäure. Im Vergleich zu Fruchtsäure hört diese nach wenigen Minuten zu agieren auf, löst aber zuverlässig Verhornungen und entfettet die Poren. Noch milder und ebenfalls adstringierend wirkt Hamamelisextrakt. Nicht sehr beliebt aus verschnupften Kinderzeiten, dennoch ein idealer Porenbefreier, ist das gute alte Dampfbad fürs Gesicht. Der heiße Wasserdampf öffnet die Poren, das Sebum kann abfließen. Danach kann man versuchen, Mitesser vorsichtig herauszuheben. Aber nie quetschen, sonst riskiert man Narben!!! Mitesser werden als solche übrigens dadurch sichtbar, dass der in den Poren sitzende Talg mit der Luft oxidiert. Wer sich selbst nicht traut, was meist besser ist, lässt die Kosmetikerin ran. 

Regulieren und kaschieren

Mein persönliches Erfolgserlebnis gegen vergrößerte Poren sind Retinol-Cremes (Vitamin A-Derivat). Die Substanz gehört zu den am meisten erforschten Wirkstoffen in der Kosmetik, wird hochdosiert zur medizinischen Akne-Behandlung eingesetzt. Langfristig bringt sie eine optische Verkleinerung der Poren. Nach etwa vier Wochen beginnt sich das Hautbild zu verfeinern und sichtlich zu glätten. Überdosiert kann Retinol allerdings Entzündungen, Rötungen oder Brennen hervorrufen. Da jede Haut anders reagiert, sollte man sich langsam herantasten, um seine individuelle „Retinol-Schwelle“ auszuloten. Und nicht vergessen: Die Haut wird empfindlicher gegenüber UV-Licht.

Pore-Minimizer

So genannte Pore-Minimizer und Primer sind nützliche Mogelpackungen, um den Teint kurzfristig zu perfektionieren. Sie sind das Lieblingsprodukt vieler Visagisten, weil sie eine vorübergehend hautglättende Funktion haben. Wäscht man sie ab, ist der ganze Zauber schnell vorüber Die meisten enthalten Silikone oder Polymere, die die Poren richtiggehend zuspachteln. Umso wichtiger ist es, abends gründlichst abzureinigen. Solche Porenverfeinerer kann man alleine oder als Makeup-Unterlage verwenden.

Vorsicht bei der Foundation

Was die Foundation angeht: Bei großporiger Haut wird es schnell zu viel. Denn entweder setzt sich das Produkt in den Poren ab und betont sie dadurch noch mehr. Oder man trägt zu viel auf, dann sieht es „künstlich“ aus und der Strahle-Glow ist dahin. Besser ist es, eine leichte BB-Cream zu benutzen und nur die Stellen, die es wirklich nötig haben mit mineralischem Makeup zu kaschieren. Es gibt aber auch leichte Makeup-Fluids, die im Idealfall weder Paraffine noch Mineralöle und Duftstoffe enthalten - alles Substanzen, die die Haut zusätzlich irritieren und die Poren weiten können.
große Poren verfeinern
Model mit einem verfeinerten Hautbild bei der Modenschau von Mugler

Termin beim Beauty-Doc

Wer mit einer Laser- oder IPL-Behandlung liebäugelt, sollte sich unbedingt einem erfahrenen ästhetischen Dermatologen anvertrauen. Diese Verfahren sind nahezu identisch, obwohl viele glauben, dass das „gepulste Licht“ harmloser und schonender ist. Beide Methoden machen sich die natürlichen Selbstheilungskräfte der Haut zunutze. Modernste Laser tragen fraktional, also nur teilweise ab, was zu deutlich weniger Nebeneffekten wie Rötungen und Schmerzen führt. Es wird vermehrt Kollagen gebildet, und indem sich neue Zellen bilden, entsteht eine glattere, feinporigere Oberfläche. Aber die ist nicht für immer, denn die genetische Veranlagung bleibt.

Wiederholungen der Anwendungen sind notwendig

„Beide Methoden verfeinern anfangs das Hautbild, jedoch nicht für einen längeren Zeitrum“, erklärt Dr. Stefan Duve vom Haut- und Laserzentrum an der Oper in München. Gleiches gilt für das momentan oft propagierte Microneedling. Dabei werden mit einem Roller, der mit winzigen Nadeln von 0.5 bis 1,5 mm bestückt ist, mikrofeine Verletzungen gesetzt. Das Gewebe wird nicht wirklich zerstört, aber die Zellen rund um die Einstiche dazu angeregt, vermehrt Kollagen zu produzieren. Insgesamt erscheint das Hautbild feiner und kleinporiger. Duve: „Wer eine einmalige Methode sucht, die länger vorhält, sollte ein mittelstarkes Peeling mit TCA (Trichloressigsäure) von 20 bis 30 Prozent vornehmen lassen.“ Das hält aber auch nur sechs bis zehn Monate an. Und wer von Sonne, Rauchen und anderen porenerweiternde Maßnahmen nicht lassen kann, hat noch weniger lange etwas davon. Ich weiß bereits, wie ich mich entscheide: Danke, Vitamin A!
Hier schreibt Margit Rüdiger auch über ihre Reiseerlebnisse: Culture & Cream
Photo Credit: Catwalkpictures
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare