Modetrends 2018/2019: eine Vorschau

Viel haben wir für Herbst/Winter 2018 (noch) nicht gesehen. Nur vereinzelt hier und dort, z.B. eingestreut bei den Herrenschauen in Florenz und Mailand (Diesel, Dsquared2, usw.) oder die noch unbekannte Designerin Fabienne Chapot, die ihre Kollektion in Amsterdam zeigte. Reicht das für eine Analyse der Modetrends 2018? Natürlich nicht. Aber es gibt jetzt schon Auffälligkeiten, die uns im nächsten Winter begleiten werden und eventuell sogar auch mal mitmachen veranlassen.
PS.: Heute Abend beginnt die Berlin Fashion Week mit der Wintermode 2018/19. Ab morgen berichte ich von dort.

Modetrends 2018/19

Bislang gibt es vor allem viel Lautes, Prolliges zu sehen. Es beweist wieder einmal, dass Mode die aktuelle wirtschaftliche wie politische und allgemeine Stimmung widerspiegelt. Sei es der von Demna Gvasalia losgetretene Logo-Protz, der bei manchen Mitzüglern aus Mailand gar nicht so ironisch rüberkommt. Oder die Lammfell-Bikerjacke, die nicht mehr vom Laufsteg runter zu bekommen ist, und irgendwie ganz gut passt zu den dicken Logo-Schals und glänzenden Trainingsleggings.
Mein Liebling bislang ist die Damenkollektion von Diesel Black Gold. Sie erinnert mich an die Wikinger-Serie Vikings mit ihren Lederkutten und den gegürteten Baumwoll-Gewändern, dicken Pelz-Überwürfen (hier nur aus Lammfell!) und aufwendigen Flechtfrisuren.

Insignien-Mode und Lammfell-Bikerjacken

Die Kolumnistin und Autorin Wäis Kiani schrieb vor vielen Jahren einmal darüber, dass ein Kleidungsstück von Prada ein hellblaues Etikett tragen müsse. Wer das rote Sportlogo von Prada trage (was meist nach außen gut sichtbar angebracht ist), der habe die Mode nicht begriffen. Ich fühlte und fühle mit ihr. Nun bin ich es, die heute die Mode nicht begreift. Das hellblaue Prada-Etikett prangt seit letztem Jahr vorne auf Handtaschen (brrrrr) und das rote Prada-Etikett der so genannten „Linea Rossa” (mit der Linie hält Miuccia Prada ihr Haus aus den roten Zahlen, so wird gescherzt) wurde gerade in Mailand als Pre-Collection 2018/19 während der Herrenmodenschau quer über der Brust gezeigt. Bleibt die Mode wirklich so laut und offensiv? Warum? Sind wir selbst so laut geworden, dass leise Mode nicht mehr zu uns passt? Muss es einen alles gleich anspringen, damit es noch wahrgenommen wird?
 

Sport-/Lounge-Leggings

Hört sich erst einmal grässlich an, aber das ist wenigstens ein Trend, den ich verstehe: Hübsche Frau zieht sich nach dem Yoga einen Hoodie über die enge Workout-Hose, geht noch schnell Kokosnusswasser im Supermarkt einkaufen und eventuell noch etwas essen mit Gleichgesinnten (in so einem Laden mit Bowls) und alle möchten auch so cool und körperbewusst sein. Aussehen.
 

Ethno-Allerlei mit Flechtfrisur

Eindeutig „Vikings”, nicht „Game of Thrones”. Oder behauptet Ihr wie meine Freundin Julia: „Ich schaue aus Prinzip nichts mit Flechtfrisuren.” Damit fallen Fantasy-Serien aus ihrem Repertoire (z.B. auch Star Wars oder Avatar). Leider eben auch diese historisch angelehnte Wikinger-Serie und so bleibt ihr der Gedanke der Stylisten – die wie ich mit König Ragnar Lodbrok und Schildmaid Lagertha die Feiertage verbrachten – vielleicht verschlossen. Vor allem, weil die Presseerklärung von Diesel diesen offenkundigen Einfluss nicht bestätigen möchte. Im Gegenteil: Die Welt- und Entdeckungsreise des norwegischen Kreativdirektors Andreas Melbostad (einst von Alber Elbaz entdeckt) schließt so ziemlich jede beliebte Ethno-Inspiration mit ein, außer eben jenes dänische Wikinger-Styling nicht.
Ja, die frühen nordamerikanischen Einflüsse kann man in der Kollektion gut erkennen, auch die südamerikanischen, die nordafrikanischen, die osteuropäischen, nahöstlichen und asiatischen (Mongolei). „A new tribe”, nennen sie das bei Diesel. Ich begrüße es jedenfalls, dass ich meine kleine Realitätsflucht auf dem Laufsteg wieder finde und gelobe sogleich, kein passendes Frisuren-Tutorial zu testen.
 
Photo Credit: Catwalkpictures
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • StephKat sagt:

    Du hast recht. Selbst Versace war schon mal deutlich leiser. Mich schüttelt es ein wenig.

    Also doch wieder Diane, hoffentlich. Da weiß man, was man hat.

    (Gerade wieder ein Vintage Wickelkleid auf ebay gefunden. Ein weiteres bei mytheresa im Sale. Und ein Shiftkleid bei yoox.

    Ich hab die DvF-Wochen gerade, ich weiß auch nicht.)


    • Kathrin Bierling sagt:

      Hihi, herrlich. Ich kramte gerade meine 10 Jahre alten Chloé-Schnürstiefeletten hervor, so flache, robuste mit einer super Qualität. Das sind die besten Schuhe, die ich auf der Berlin Fashion Week weit und breit gesehen habe.
      • StephKat sagt:

        Hihi, hast du ein Bild?
  • Kathrin Bierling sagt:

    Yup. Die Hose kennst Du auch 😉