Designerschnäppchen: online oder stationär?

 Online versus Offline: Wo kann man die besseren Schnäppchen ergattern?
Für immer besser werdende Designerschnäppchen gibt es verschiedene Gründe, unter anderem die seit 2004 aufgebrochene Saisonschlussverkauf-Regel (SSV und WSV). International hatte man sich schon lange vor dem deutschen Markt daran gewöhnt, dass es fast ganzjährig Stücke auch im "Sale" gibt. Die Marken haben ihre Preispolitik der weltweiten Smart Shopper-Mentalität angepasst und arbeiten mit Streichpreisen – also etwas, das man für 400 Euro verkaufen möchte, bietet man erst einmal, für sagen wir mal, 700 Euro an.
Aber es gibt noch weitere Gründe dafür, warum man beim stationären Handel erfolgreicher auf Jagd geht.

Store Check bei Theresa in der Münchner Innenstadt

Schaut, was ich im Ausverkauf beim Luxus Designer Store Theresa Mitte August noch finde! Die Espadrilles von Roger Vivier hätte ich nie auf der Uhr gehabt: Espadrilles von einer Designermarke finde ich per se recht albern, auch wenn solche von meiner hoch geschätzten Schuhmarke Roger Vivier stammen. Doch dieses hellblaue Denim-Expemplar stand gerade in Größe 38,5 vor mir und so schlüpfte ich rein.
 
Ich trauere ihm jetzt noch nach: Es handelt sich im Laden um das letzte Paar, das in 38,5 gerade mal eine halbe Nummer zu klein ist für mich. So ein Mist aber auch! Denn der Schuh macht wirklich einen sehr viel schöneren Fuß als man das von Espadrilles sonst kennt und auch von allen anderen flachen Schuhen. Ja, es ist Liebe!
Online ist er nur um 40 Prozent reduziert, stationär um 70 Prozent. Das macht einen Unterschied von: 270 Euro versus 135 Euro. Manchmal gibt so Newsletter-Aktionen mit zusätzlich 30 Prozent auf alle Sale-Produkte (Anmeldung hier unten rechts >>>). Dann käme der Online-Erwerb sogar günstiger als der stationäre. Aber auf die Aktion warte ich noch. Wer kann derweil mit einer Schuhgröße von 38 bis 38,5 stationär zugreifen?
Auch Schuhe von z.B. Balenciaga, Chloé und Dolce & Gabbana bekommt man im Geschäft minus 70 Prozent – online liegen sind sie entweder (noch) gar nicht reduziert oder maximal um 60 Prozent.

Warum Designerteile stationär mehr reduziert werden

Das Prozedere beweist mal wieder, was sich schon zu Beginn des Onlineshop-Booms zeigte: Onlineshops tun sich mit drastischen Reduzierungen bei Designerware sehr viel schwerer als der stationäre Handel. Das liegt an den strikten Reduzierungsvorgaben der Luxushäuser. Diese geben dem Handel vor, zu welchem Zeitpunkt um wie viel Prozent reduziert und, dass z.B. niemals mehr als 50 Prozent Rabatt gegeben werden darf. Nur wer sich daran hält, bekommt in der nächsten Saison auch wieder Ware.
Das zu kontrollieren, ist online natürlich viel einfacher als Kontrolleure durch die einzelnen Geschäfte zu schicken. Zudem lassen sich zu hohe Streichpreise im stationären Handel auch leichter entschuldigen: Ein Preis, der aus Versehen von einer Mitarbeiterin mit einem roten Kugelschreiber durchgestrichen und neu kalkuliert wurde oder ein Kleidungsstück, das von einer Kundin auf die Kleiderstange mit dem großen 70-Prozent-Schild zurück gehängt wurde, obwohl es dort natürlich gar nicht hingehört. In einem Onlineshop lässt sich ein fälschlich reduziertes Produkt nicht so gut erklären.
Ob rechtmäßig reduziert oder nicht: Den Klassiker "Gianvito" von Gianvito Rossi habe ich in meiner Größe um 70 Prozent reduziert im Geschäft kaufen können. Macht 139 Euro. Online sind die Schuhe nicht reduziert, weder bei Mytheresa.com noch bei Sigrun Woehr und bei Gianvito Rossi selbst finde ich sie erst gar nicht. Mensch, da bin ich eingefleischte Online-Shopperin aber mal so richtig auf meine Kosten gekommen – und zwar beim Bummeln, äh, beim Store Check in der Stadt.
Gianvito Rossi Pumps Velours Bisque sandfarben Modepilot
Der klassische "Gianvito"-Pumps von Gianvito Rossi ist nur stationär reduziert!
Photo Credit: Mytheresa.com, Sigrun-woehr.com
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Claudine sagt:

    Danke für den Artikel. Ich bin ehrlich: ich wußte nicht, dass stationär viel größere Reduzierungen möglich sind. Ich kaufe fast nur online, da die Auswahl in meiner Stadt Aachen doch extrem begrenzt ist. Da lohnen sich ja Städtetrips zum shoppen wieder.

    Liebe Grüße

    Claudine / http://www.claudinesroom.com