
#ilovemyjob
Das glamouröse Fashion-Week-Leben: Wir Modepilotinnen trinken den ganzen Tag Champagner und hängen im Spa ab, bevor wir dann zu einer einzigen Show am Tag gehen. Zumindest sollte ich das besser erzählen: Es ist ja wichtig für die Legendenbildung, sein ultra-glamouröses Leben als Modetante auf Schritt und Tritt zu dokumentieren. Zum Beispiel mit einem Instagram-Husband (Altdeutsch: Haus- und Hoffotograf), der deine Schokoladenseite kennt, diese unablässig fotografiert, und brav auf dich im Standing-Bereich, also Social Sibiria, wartet, während du in der Front Row sitzt. Ja, natürlich gibt es Streetstyle-Stars und "Influencer", die für ihr Erscheinen bei vereinzelten Shows bezahlt werden, mit dem jeweiligen Designer ausgestattet und anschließend ins Hotel chauffiert werden.
Auch die meisten Journalisten genießen Annehmlichkeiten und Vorzüge, die für Außenstehende wie das Paradies auf Erden scheinen: Partys mit Freigetränken, Rabattkarten und Einlass zu exklusiven Veranstaltungen. Aber das ist, zumindest bei vielen Kollegen, nur ein sehr kleiner Teil des Berufs als Journalist. Stattdessen kämpfen Sie mit schlechter Bezahlung (zumindest würden Viele über so manche Tagessätze laut lachen), Nächte am Schreibtisch, während andere die Gläser heben, Blasen an den Füßen vom Messen-Dauerlauf und verpasste Züge. Ich persönlich beschwere mich nicht (wobei das auch manchmal sein muss!): Ich werde als Journalistin von allen Auftraggebern fair bis sehr gut bezahlt und mache zu 90 % meiner Arbeitszeit Dinge, die mir wirklich viel Spaß machen. Aber: Es ist nicht alles Gold, was mit #ilovemyjob versehen ist.
Ein paar harte Zahlen zu meinem "Partymarathon" Berlin Fashion Week
Bilanz in 4 Tagen Fashion Week
2 Champagnergläser, 1 halbleer getrunkenes Bier, 2 Weißwein
0 Frühstück
16 Cappuccino
15 Stunden geschlafen
16 Bus- oder U-Bahn-Fahrten, 12 Taxi-Fahrten, nicht gezählte Wege zu Fuß (darunter 40 Minuten verzweilte Suche nach einem Taxi, im Wollmantel mit Laptop & Spiegelreflex auf dem Buckel bei 26 Grad)
8 Artikel
Fashion Week: Mein Blick hinter die Kulissen
Manchmal zählt jede Minute: Mein improvisierter Arbeitsplatz an der Bar der Mercedes-Benz Lounge, weil hier die einzige Steckdose zu finden war. Danke Tobi, für die Entdeckung!
Roomservice: ultra-glamourös. Mit Laptop auf dem Schoß neben dem Tablett gegen 4 Uhr morgens im Bett einschlafen, weil du eine Schreibblockade hast. Geht so.
Schön, dass man Heels von Aquazzura trägt. Nicht so schön, wenn man U-Bahn fährt.
So sieht es aus, wenn man in dem ultraschicken Top-Hotel "Hotel Zoo" übernachten darf, aber so müde ins Bett fällt, dass man nur ein Drittel des riesigen Traum-Bettes nutzt, obwohl man normalerweise dafür angefeindet wird, wie ein Krake jedes noch so große Bett zu beschlagnahmen.
Fashion Week Berlin: Mein Blick auf andere
Die Show von Dorothee Schumacher war von der Kollektion über die Locations bis zur Dekoration perfekt. Trotzdem schön zu sehen, dass eben alle mit Wasser kochen:
Als endlich alle Gäste aus der zuvor stattfindenden Show verspätet eintrafen, gab es einen Moment der Stille. "Jetzt geht es los", dachten alle. Und dann kommen zwei Herren mit riesigen Wischmobs, um in aller Seelenruhe den mit Spiegelfolie ausgelegten Catwalk noch einmal zu polieren. Das Gelächter war groß, die Verspätung vergessen.
Je höher die Schuhe, desto niedriger die Selbstkontrolle: Diese junge Dame musste ihre Plateau-Heels noch auf dem Weg ins Hotel ausziehen, nachdem sie sich fotografieren ließ.
Genug davon. Nun noch einmal das wirklich Wichtige: Die Mode. Sehr schön in diesem Video des Berliner Mode Salon festgehalten.
Der Berliner Mode Salon Spring/Summer 2017

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Photo Credit: Isabelle Braun
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