Wie ich die koreanische Beauty-Queen fast um den Verstand brachte

Hohe Qualität zu vergleichsweise günstigen Preisen – in Asien ist „Corean Cosmetic“ längst das Maß aller Dinge. Mit dem Erfolg der BB-Cream schwappte der Trend auch in den Rest der Welt – auch wenn die Buchstaben-Pflege ursprünglich aus Deutschland stammt und die Koreaner sie nur effektiver vermarkteten.

The next hype: Kosmetik aus Korea

Die Koreanerinnen werden weltweit um ihre makellose Haut beneidet und sie sind selbst geradezu besessen von Schönheit und Perfektion. „Das sind die guten Gene“, schlussfolgert man schnell. „Stimmt nicht“, sagt Lilin Yang. Die gebürtige Chinesin schwört seit ihrer Jugend auf die Produkte und die aufwändige Pflegeroutine der Südkoreanerinnen. In München hat sie gerade MiiN-Cosmetics eröffnet, ein wahrer Tempel für Schönheit ­–­ und Mädchenträume. Kennt ihr noch die Zauberkugel aus der Mini-Playback-Show?
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Der neu eröffnete MiiN Cosmetics Store in der Münchner Innenstadt. Lilin hat bereits Läden in Barcelona und Madrid.
So in etwa habe ich mir das Innenleben der Zauberkugel vorgestellt: In puderrosa-farbenen, perfekt ausgeleuchteten Regalen stehen Kosmetikprodukte, die wie Süßigkeiten und andere Leckereien aussehen: eine Maske in Bananenform, Haarspülung, die wie eine Tube Mayonnaise aussieht, oder Produkte mit Namen wie „Piggymom soak soak nose mask“.
Koreanische kosmetik beauty
Kosmetik mit Sinn für Humor
Ich werde leider unsanft von meiner rosa Mädchenwolke auf den harten Boden der Hautpflege geholt, als Lilin mich nach meiner Pflegeroutine fragt.  Sie kann es nicht fassen kann, dass ich nicht täglich Make-up-Entferner UND Waschgel benutze. Als ich beschämt etwas von „Faulheit“ fasele, scheint sie das Wort im Zusammenhang mit Schönheit wirklich noch nie gehört zu haben. Ich hingegen habe noch nie von Cushion Make-up, Cotton-Peeling oder Bubble-Masks gehört. Ich muss jedes Produkt und jeden Schritt aufzählen. „Was? Jeden Tag Peeling? Wie? Nur Serum? Aber dann ein Essenz-Serum (Häääh?)? Danach keine Creme? Aber Mizellenwasser?“
An diesem Punkt gebe ich zu: I know nothing. Ich bin schlimmer als Jon Snow.*
 
Lilin ist wahnsinnig höflich und süß, ringt innerlich wohl um Fassung, aber ist willens, mir zu helfen: „Du musst das ändern. Nicht jeden Tag ein Peeling, du schrubbst den natürlichen Hautschutz damit ab.“ Geduldig gibt sie mir eine Einführung in die Produkte, die überwiegend nicht wie Obst geformt sind, sondern dank edler Verpackungen nach hochwertiger Kosmetik aussehen. Darunter ist auch viel Naturkosmetik und das alles zu erfreulich geringen Preisen: Hochwertige, wirksame Naturkosmetik kann durchaus über 100 Euro kosten. So teuer ist hier kein einziges Produkt. Wer Bedenken wegen der Inhaltsstoffe hat: Koreanische Produkte unterliegen strikten Qualitätskontrollen gemäß den EU-Normen. Barbara, die schon einige Jahre länger über die Kosmetikbranche berichtet, wieß mich darauf hin, dass die koreanischen Normen sogar noch höher sind als in der EU.
Die Produkte sind aber nicht das ganze Geheimnis, das zu koreanischer Schönheit führt. Layering, die koreanische Pflegeroutine, besteht aus vielen Schritten und ist für Lilin selbstverständlich: Make-up-Entferner (Öl-Cleanser reinigt gründlich, ohne die Poren zu verstopfen), Creme- oder Schaum-Cleanser, Toner, Essenz-Toner, Serum, Creme (natürlich mit hohem LSF), Augencreme, Peeling und Masken.
Ich erkläre ihr, dass ich dafür keine Zeit habe, und mir eher – blöd wie ich bin – eine teure Creme kaufe. So zum Ausgleich. Da fällt sie dann fast vom Stuhl. Aber eben nur fast, denn sie ist Kummer gewohnt:
„In meine Läden in Spanien kommen Leute, die wollen ein Produkt, das gleichzeitig für Körper und Gesicht gut ist! Da fehlen mir die Worte. Oder sie kommen mit Sonnenbrand hereinspaziert und sagen: „Geben Sie mir was dagegen! Aber man muss die Haut doch schützen. Wenn sie einmal verbrannt ist, ist das schwierig wieder zu reparieren. Ich nehme sogar LSF 30, wenn es schneit.“ Und dann gibt mir zum Abschied ihr Lieblingsprodukt: Das Gesichtsreinigungsöl von Klairs und eine Maske. „You’ll try it and you will love it.“ Yes, I will und bin wirklich total angefixt. Ganz schön harte Arbeit, diese schöne Haut. Da lege ich mir zur Entspannung erstmal eine Maske auf.
*Wer Game of Thrones nicht kennt: Die "Know nothing"-Compilation
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Photo Credit: Iulia Pironea, Photobooth, Isabelle Braun
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

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