Posen im Laufe der Zeit – Was kommt als Nächstes?

In den aktuellen Ausgaben der Modemagazine sehe ich ein Best-of sämtlicher Modelposen. Wie für die Modekollektionen bedient man sich derzeit und wieder einmal der Stile vergangener Jahrzehnte. Für glitzernde Miniröcke posiert das Model wie ein Supermodel der Neunzigerjahre: Hände in die Taille und Hüfte raus. Um dann – in der gleichen Modestrecke – die Gesichtsausdrücke und Körperhaltung der Achtziger- oder Nullerjahre nachzuahmen. Was wird aber die neue, typische Modelpose unserer Zeit sein, rückblickend auf die 2010er Jahre? Der Reihe nach...

Modelposen im Laufe der Zeit

Jedes Jahrzehnt bringt ein neues, typisches Posieren vor der Kamera hervor – resultierend aus modischen Entwicklungen, neuen Frauenbildern und Schönheitsidealen. Das Thema fasziniert mich und das Aufdröseln dieser Stilmerkmale auch. Der Modefotograf Ben Lamberty war gerade in München und wir erlaubten uns den Spaß, alte Posen einmal nachzustellen – wir schafften nicht alle, aber ein Anfang ist getan...
Neben der Fitness- und Aerobicwelle kam mit den Achtzigerjahren das Power dressing auf: Damen trugen Herrenanzüge und Kostüme im Stil von Herrenanzügen – Schulterpolster sollten unabhängig von der starken Schulter des Mannes machen. Die Frisuren wurden mit Haarspray oder Gel fixiert und die Miene war cool. Giorgio Armani war der Mann der Stunde und seine Blazer und Anzüge wurden in den Modemagazinen rauf und runter gefeiert. Die Models posierten mit verschränkten Armen oder vergruben ihre Hände in der Herrenhose.
Posen Modelposen klein Strike a pose Modepilot
Von links nach rechts: Posieren in den 80ern (Armani-Anzug), 90ern (Versace Outfit) und ab 2000 (in Prada)
Ende der Achtzigerjahre beginnt die Topmodel-Ära: Cindy Crawford zeigt ihre Weiblichkeit in einem "short and low"-Kleid von Azzedine Alaïa: der Ausschnitt so tief, dass der Busen herauszufallen droht und das Kleid ultrakurz und knalleng. Das sexy Posing nimmt seinen Lauf...
Die Supermodels der Neunzigerjahre zeigen Rundungen und Körperspannung. Sie posieren mit angewinkeltem Bein, um die Hüfte zu betonen und eine S-Silhouette mit ihrem Körper zu formen. Dass es dafür zigfache Varianten gibt, beweisen uns damals aufs Sexieste die Modelgrößen Nadja Auermann, Christy Turlington, Claudia Schiffer, Cindy Crawford und Stephanie Seymour, die sich alle gleichzeitig für die Versace-Kampagne biegen als würde das Leben nur aus Hüften und Beinen bestehen. Die Windmaschine gehört jetzt in jedes Fotostudio. Zeitgleich gibt es wieder die "I don't care"-Posen mit einem androgynen Körper: Kate Moss.
Was kommt mit dem Jahr 2000? In Deutschlands erfolgreichstem Modemagazin, der InStyle, hüpfen B-Promi Damen Seite für Seite in überladenen Outfits durchs Bild und lachen dauernd. Erlaubt ist nun alles: die zerrissene Boyfriend-Jeans zu Stilettos und Rippensocken im "Peeptoe-Bootie". Die Posen sind Schnappschuss-artig. In der Januarausgabe 2016 der deutschen Vogue feiert die Strecke "Strich-Codes" diesen Modefotografie-Stil rauf und runter.

What's next? Modelposing 2010 bis 2020

Die neueste Entwicklung in der Modefotografie wird von Style-Bloggern, und wie sie sich auf Social Media Kanälen präsentieren, geprägt. Luxusmarken freuen sich jetzt sogar, in Schnappschüssen Erwähnung zu finden. Oft fotografieren sich die Style-Stars selbst ("Selfies"): von oben, damit man das ganze Outfit sehen kann oder vor dem Ankleidespiegel.
Katja Schweitzberger Instagram Modepilot
Modebloggerin Katja Schweitzberger in typischen OOTD-Posen
Das Thema "Selfies" wurde von den Designermarken schon aufgegriffen: 2014 zeigten Moschino, Jean Paul Gaultier und Giles ihre Models mit Smartphones entsprechend posierend auf ihren Defilees. Dolce & Gabbana zog 2015 nach.
Was wird die Modefotografie rückblickend prägen? Ist es die Selfie-Pose oder das "Outfit of the Day"-Posing (#ootd)? Dabei steht man möglichst ungekünstelt und der Blick ist rein sachlich – es geht ja nur um ein weiteres Tages-Outfit. Die Hand liegt auf der kleinen Umhängetasche. Oder: Das Bein ist angewinkelt, der Fuß an der Hausfassade abgestellt, der Blick geht zur Seite als würde man gar nicht bemerken, fotografiert zu werden.

Was ist die Modelpose der 2010er-Jahre?

Photo Credit: Ben Lamberty, Haare & Make-up: Stefan Pauli & Team
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • katha sagt:

    Liebe Kathrin,

    tolle Bilderstrecke mit dir - du bist der Kracher!


  • Svenja sagt:

    Als Modelpose der 2010er würde ich das Drehen der Fußspitzen nach innen bezeichnen. So eine künstlich kindliche Haltung, die vor allem auf OOTD-Bildern zu sehen ist. Ob diese Frauen wirklich als unbeholfenes Kleinkind wahrgenommen werden wollen? Und wenn ja, weshalb?