Stimmt doch gar nicht! Mode-Mythen aufgeklärt

Einen komplizierten Designernamen falsch aussprechen, bei den Begriffen Capsule, Resort, Cruise und Pre-fall-Kollektion durcheinanderkommen - das passiert selbst versierten Modekennern gelegentlich. Umso besser, immer ein wenig Klugscheißerwissen für den Fashion Small-Talk parat zu haben. Wir räumen mit 5 weit verbreiteten Mode-Irrtümern auf

Modeirrtum Nr.1:

Martin Margiela zählt zu den Antwerp Six
Nein nein nein und nochmals nein. Behaupten sogar viele geschätzte Kollegen. Zu den Antwerp Six zählen Walter van Beirendonck, Ann Demeulemeester, Dries van Noten, Dirk Van Saene, Dirk Bikkembergs und Marina Yee. 1986 machten sie sich aus der flämischen Stadt Antwerpen mit einem Lieferwagen auf den Weg nach London und teilten sich aus Geldmangel einen Messestand - Margiela arbeitet zu dieser Zeit für Jean Paul Gaultier, schloss die Royal Academy of Antwerp bereits ein Jahr vor den Antwerp Six ab und gründete sein Modehaus Maison Martin Margiela erst 1988.

Modeirrtum Nr.2:

D&G ist die Abkürzung von Dolce & Gabbana
D&G gibt es gar nicht mehr. Die jugendliche Zweitlinie im mittleren Preissegment war ein Lizenzprodukt und wurde ab 2012 ohne viel Beachtung in die Hauptlinie Dolce & Gabbana integriert, ähnlich wie es gerade mit großem Geschrei bei Marc by Marc Jacobs passiert. 2012 präsentierten Domenico Dolce und Stefano Gabbana auch ihre erste Haute Couture Kollektion, beziehungsweise "Alta Moda"-Kollektion, sozusagen das italienische Pendant zur Haute Couture.
Zweitlinien führen häufig zu Verwirrung, Kathrin hatte schon einmal erklärt, was eigentlich die Strategie hinter Zweikollektionen ist.

Modeirrtum Nr.3:

Der Chefdesigner entwirft die Kollektion
Aber nein. Der "Creative Director" gibt eine Vision, eine Stilrichtung vor. Die Kollektionsentwicklung liegt dann zu großen Teilen beim Design-Team. Ein bekanntes Beispiel ist Marc Jacobs. Seine rechte Hand, Joseph Carter, ist Design Director und gilt als der eigentlich Chefdesginer.
Kein Wunder, dass er ihn so oft sucht. Erinnert ihr euch an die Dokumentation von Loic Prigent? "Joseph, Joseph, Joseph". Nein? Hier ist ein (leider unscharfer Ausschnitt)

Modeirrtum Nr.4:

Haute Couture ist 100 % Handarbeit
Mais non! Auch bei Traditionshäusern wie Dior werden Nähmaschinen eingesetzt.
Christian Dior

Modeirrtum Nr.5

Asos spricht man "ah-sos" aus.
Korrekt: "A-sauce" - mit einem very britsh accent, please!
Asos steht ursprünglich übrigens für "As seen on screen", weil der Fokus auf Star-Looks lag, die man dort in ähnlicher Form nachshoppen konnte.

Die Bonusrunde

Kein Irrtum, aber sehr unbekannt:
Issey Miyake, Rei Kawakubo und Yohji Yamamoto begründeten nicht nur den Hiroshima-Chic. Rei Kawakubo und Yohji Yamamoto waren auch ein Paar.
Photo Credit:
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Charity Heels sagt:

    Die Story der Antwerp Six kannte ich noch nicht. Vielen Dank für dieses interessante Klugscheißerwissen 😉
    LG Bianka mit k von http://blog.charity-heels.de/
  • Patricia sagt:

    Ah! Und ich hab Martin Margiela zeitlich viel später eingeordnet. Zu Asos: Kein amerikanisches äääää am Anfang - das ist klar. Aber ich kenne eine Version bestehend aus leicht nasalem britischen ahh und dazu ein wenig ä? Ist das falsch? Ein reines a ist richtig?
    Ihr macht uns noch alle zu Modeexperten. Danke 🙂