Rucksack – Meinungen von Modeexperten

Foto Motorrad Fashion Week Model Helm Rucksack Isabelle Braun Modepilot
Models cool mit Rucksack auf dem Motorrad – Isabelle Braun machte dieses Foto auf der Pariser Fashion Week nach der Show von Dior
Der Rucksack ist jetzt das, was Anfang der Neunzigerjahre der Hip-bag war, später die Henkeltasche wurde und zuletzt die aus der Armbeuge befreite Clutch oder die kleine Umhängetasche – also eine modische Tasche, auf die sich viele Menschen einigen können.

Rucksäche erobern die Online-Shops

In den High Fashion Onlineshops gibt es jetzt unter der Taschenkategorien auch "Rucksäcke". Das war früher nicht so. Diese Kategorie füllt sich gerade mit neuen Modellen aus den Herbstkollektionen (da laufen schon mehr Taschen ein als unter "Reise"). Nein, die Kategorie füllt sich nicht nur, die ersten Modelle (The Row, 2250 Euro und in den USA Pierre Hardy, 1650 Euro) sind bereits ausverkauft. Und Patricia Riekel, Chefredakteurin von Bunte, zeigt sich bei der Arbeit mit dem Graffiti-Rucksack von Chanel Graffiti-Rucksack von Chanel.
Ich verwende zunehmend den meinen Nike-Turnbeutelrucksack – sogar zum Kleid! Sollte ich jetzt in eine schickere Version, z.B. aus Leder investieren? Ich fragte rum, wie es die Kollegen sehen… unterschiedlich, sehr unterschiedlich...
Julia Zirpel, Modechefin bei Myself: "Mein Rucksack darf auf gar keinen Fall zu sportlich aussehen. Der Rucksack von Alfie Douglas ist super chic, klein und feminin. Außerdem ist er aus Leder….Trotzdem trage ich ihn ausschließlich zu High-heels. Die Mischung macht's! Mein Tipp: auch wenn Rucksäcke jetzt Trend sind, in Kombination mit einer Funktionsjacke sind sie für mich leider immer noch ein No-Go.
Alfie Douglas Avenue Rucksack Modepilot
Chic muss er sein – Julia Zirpel trägt Rucksack zu High-heels. Ihr Tipp: Mini-Rucksack von Alfie Douglas über Avenue 32, circa 165 Euro
Isabelle Braun, Redakteurin bei Elle.de: "Meine Mutter kannte in den Neunzigerjahren, als ich noch mit Scout-Schulranzen zur Schule ging, nur eine Handtasche: den Nylon-Rucksack von Prada. Nach dem ganz großen Hype war der Rucksack nur an Schulkindern (ich trug später einen babyblauen Eastpak), Weltreisenden oder zum Sport verzeihlich, für stilbewusste Frauen geradezu eine groteske Vorstellung. Nun haben internationale Modehäuser das funktionale Accessoire häufig auf den Laufstegen gezeigt und man sieht die hinreißend schönen und lässigen Models während der Fashion Week permanent auf Vespas und mit praktischem Rucksack unterwegs. So möchte man natürlich auch aussehen. Außerdem: So sind die Hände für das Smarthphone oder coole Posen frei. Das It-Modell: der Graffitti-Rucksack von Chanel. Mein Favorit: Rucksack 'Pashli' von 3.1 Phillip Lim. Den hätte auch Iron Lady Margaret Thatcher getragen, mit der ich ja bekanntermaßen die Vorliebe für strenge Formen teile." (Anm. d. Red.: >>> Handbaging*: Helft meiner Kollegin! >>>)
3.1 Phillip Lim Reyerlooks Rucksack schwarz Modepilot
Der von Isabelle Braun favorisierte Leder-Rucksack 'Pashli' von 3.1 Phillip Lim, z.B. über Monnier Frères, circa 774 Euro
Julia Werner, Autorin bei Süddeutsche und Flair: "Ich habe mal einen Rucksack besessen, und zwar ungefähr 1996. Es handelte sich um den Prada-Nylon-Rucksack, in Miniform, was ab 1,80 Meter Körpergröße gleich doppelt bescheuert aussieht. Damals war ich aber 17, da darf man Modetrends noch mitmachen. Heute bin ich erwachsen und kann nicht verstehen, warum sich Frauen in schönen Kleidern plötzlich wieder fühlen wollen wie auf dem Schulweg. Rucksäcke zaubern vor allem zwei Dinge: die Buckel-Silhouette und das Funktionsjackenträger-Flair, auch wenn der Rucksack aus noch so erlesenem Leder ist. Mit einem Modell kann ich mich anfreunden: der Cara Bag von Mulberry. Aber nur, weil man diesen Hybriden auch als Tasche tragen kann."
Kerstin Schneider, Modechefin bei Elle, liegt gerade am Strand und findet: "Rucksäcke sind die wahrscheinlich unsexieste Taschenform, die es gibt. Auch, wenn sie gerade durch allerlei modische Bearbeitung zum It-piece befördert werden. Wenn Rucksack, dann bitte nur Original und bei einer Wandertour in den Bergen:"
DaWanda Wohngeschichten von K. Rucksack Modepilot
Rucksack? Nur zum Wandern, sagt Kerstin Schneider und schickt uns dieses Bild von Wohngeschichten von K., über DaWanda
Marcus Luft, Modechef bei Gala: "Ich habe Aktentaschen. Ich habe Messenger Bags. Ich habe Totes - und ich habe Rucksäcke. Ganz sicher bin ich mir zwar nicht, ob ich mir den ersten gekauft habe als Ausrede dafür, dass ich eigentlich genügend Taschen besitze („Mal was anderes!“), jedenfalls bin ich sehr glücklich damit. Es gibt in meinem Schrank sportliche Modelle (Herschel und Co.), Saison-Artikel (Prada Hawaii-Print) und Allrounder. Mein Lieblingsmodell gehört in die letzte Kategorie. Es ist ein schlichtes Modell von Saint Laurent Paris. Er hat die perfekte Größe fürs Office, kann aber auch zum Wochenmarkt-Besuch mit dem Rad genutzt werden. Vor allem mag ich (und ehrlich gesagt, war dass das Kaufargument) den kleinen goldenen Schriftzug, der so herrlich dekadent auf dem 08/15 Modell aussieht… Schon jetzt weiß ich, dass ich mir im Sommer nächsten Jahres einen Lederrucksack mit Nieten-Details von Valentino kaufen werde. Herrlich, dass die Sucht niemals aufhört. Doch die Liebe zu Rucksäcken ist nicht bedingungslos. Was gar nicht geht, sind Logo-Teile. Irgendwie sportlich müssen sie schon aussehen. Ansonsten hat man ja noch Aktentaschen, Messenger-bags, Totes im Schrank. Rucksäcke für Frauen finde ich dagegen meistens schwierig. Sie haben etwas zu niedliches oder zu patentes. Beides keine Prädikate, die ich an Frauen schätze."
Saint Laurent backpack Rucksack Modepilot
Dekadent? Der Lieblingsrucksack von Marcus Luft stammt von Saint Laurent, über LuisviaRoma, circa 595 Euro oder oder über Farfetch mit Logo-Pattern, 860 Euro
Kai Margrander, Harper's Bazaar, meldet sich aus Sardinien zum Thema: "Für Rucksäcke bin ich der falsche Ansprechpartner. Ich glaube, den letzten Rucksack, den ich hatte, war ein 'Amigo' in Gelb/Blau, den ich von meinen Eltern zur Einschulung 1981 bekommen habe!" Und für uns Frauen? Seine Antwort: "Müsst ihr entscheiden… ab 25 Jahren wird es schwierig."
Barbara Markert, Modepilot, auch im Urlaub: "Kathrin, super. Gleiches Thema hatte ich auch schon geplant und Fotos dafür gesammelt. Mach das unbedingt! Ich träume von dem Chanel Rucksack aus diesem Sommer. Seit ich im März im Chanel Showroom dieses verrückte Teil mit lauter Firlefanz drumherum gesehen hatte, ging es mir nicht mehr aus dem Kopf. Durch die gebrauchte Anmutung in Braun/Grau/verschmutzt passt er zu jedem Outfit, aber vor allem ist er das perfekte Accessoire zum typischen Pariser laissez-faire Look. Ich kann dazu auch noch mal Streetstyles bringen." - das war Barbaras Nachricht aus dem Urlaub und wir freuen uns auf ihre Streetstyle-Pics zum Thema. Ab Montag ist sie wieder am Start!
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Patricia Riekel hat ihn, Barbara träumt von ihm: Graffiti-Rucksack aus der Sommerkollektion 2014 von Chanel
Und nu? Ich bin verwirrt. Soll ich nun – wie neulich vorm Schaufenster stehend gedacht – bei Tory Burch zuschlagen oder bei meinem Turnbeutel bleiben und von Pierre Hardy träumen? Was meint ihr? Schreibt uns eure Meinung zum Threndthema "Rucksack" in die Kommentarfunktion.
Rucksäcke 2014 Modepilot
Die Edelversion eines Turnbeutels von Alexander Wang (o.l.), klein und chic von Tory Burch (o.M.), Pierre Hardy (o.r.), Chanel (u.l.), Alexander McQueen (u.M.), Tory Burch (u.r.)
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Fotos: Net-a-porter, Chanel, Tory Burch, Mr Porter, Isabelle Braun, Avenue 32, DaWanda, Foto-Collage: Picasa
Photo Credit:
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Quasselwasser sagt:

    Geile Story! I like.

    Gehe mit Monsieur Luft konform. "Mal was anderes!" Aber bitte doch 😉


  • Kat sagt:

    Ich find's nach wie vor schwierig (wie schon gesagt: macht schlechte Haltung, kann zu niedlich/patent aussehen) aber mir gefaellt das Phillip Lim Modell am besten. Auf jeden Fall in schwarz und schlicht. Und ueberhaupt, mit einer schoenen Umhaengetasche hat man auch die Haende frei!
    PS: toller post
  • Rena sagt:

    Obwohl ich auch durch meinen Nylon-Rucksack mit buntem Graffit-Print, den ich in den 90ern wirklich täglich trug, absolut geschädigt bin, finde ich persönlich Rucksäcke jetzt wieder megacool, und ich überlege mir derzeit sehr ernsthaft entweder einen Rucksack von Saint Laurent oder das tolle Phillip-Lim-Modell, dass hier gezeigt wird, zu kaufen. Nur mein Mann versucht bisher noch nach Kräften mich von so einem Rucksack-Kauf abzuhalten, da er die Meinung hat, dass ich aus dem Rucksackalter definitiv raus bin 🙂

    http://www.dressedwithsoul.com


  • NK sagt:

    Ich für meinen Teil bin ein junger Mann, der gerade erst seine 20er begonnen hat. Ich habe mir erst gestern einen beigen Lederrucksack von Gucci zugelegt. Selbst wenn man Rucksäcke also nächstes Jahr als unmodisch und 'one season'-Teil beschimpft, so wird man mir das in meinem Alter verzeihen. Ich denke aber, dass - wenn man selbst daran zweifelt, ob Rucksäcke salonfähig sind - man kein Geld für diesen Trend ausgeben sollte. Dann wird man ihn ja eh als Fehlkauf ansehen.
    Prinzipiell finde ich den Trend aber gut und ich glaube nicht, dass bei richtigem Styling irgendjemand unmodisch, ungraziös oder dergleichen aussieht. Vor allem wenn das Material und die eigene Ausstrahlung vom Feinsten sind,
  • Cherry Picks #32 | amazed sagt:

    [...] und auch ich schwanke immer wieder zwischen: Super-praktisch und super-schick oder super-hässlich. Modepilot hat verschiedene Fashion-Experten zum Thema Rucksack befragt – und so viel sei verraten: [...]
  • Chael sagt:

    Def a do. Especially for bike-riders - a cross-body is no alternative. This Gucci piece is really yummy: http://www.mrporter.com/en-us/mens/gucci/leather-and-nylon-canvas-backpack/440084
  • StephKat sagt:

    Ich habe damals das Prada-Ding geschleppt (ich hatte sogar das passende Kleid...) und finde Rucksäcke seitdem scheußlich. Egal ob Nylon, schick oder Graffiti. Kann ich nie wieder. Brrr.
  • Annemarie sagt:

    Hi,
    ich bin vor ein paar Wochen auch auf "Rucksack umgestiegen". Allerdings weniger aus modischen Gründen sondern weil ich nun wieder viel mit dem Fahrrad fahre und da sind Rucksäcke einfach praktisch(er). Unter dem Aspekt darf mein Rucksack auch gern etwas größer sein (wenn auch nicht gleich so groß wie ein Trekking-Rucksack ;-)) und ich bevorzuge solche mit Reißverschlusstaschen (damit nicht unbemerkt etwas rausfällt). D.h. die "Turnbeutelform", die oben einfach zugezogen wird, kommt für mich nicht infrage.
    Lg, Annemarie
  • Anja sagt:

    Also ich finde schön gemachte Rucksäcke super. Es kommt ja auch immer auf den Anlass an und wenn ich im Urlaub bin und einen Ausflug mache, dann habe ich gerne die Hände frei. Wieso dann nicht einen schicken Rucksack tragen, der Schultern und Rücken schont? Auch für die Uni, wenn man tausend Sachen mitschleppen muss.. da verursacht eine Schultertasche halt schnell Schulterschmerzen. Klar, wenn ich jetzt Abends schick essen gehe, dann vielleicht doch eher eine Tasche..