If you want reality, kauf Brigitte?

Ich habe mir soeben die neue Brigitte gekauft. Betonung auf "neu" - weil Brigitte ja seit diesem Jahr ohne Profi (=superdünn) Models macht. Und weil Neugierde bei mir oberster Antrieb ist, wollte ich mir das neue Konzept aus der Nähe anschauen. Soweit, so gut. Ich habe noch nie zur Brigitte-Zielgruppe gehört, mich interessieren daher grundsätzlich weder der Heftinhalt noch die Aufmachung, die Modestrecken sind mir zu fad, die Marken und Looks zu uninteressant - egal, ob mit oder ohne Model. Das kann dem Magazin egal sein, und deshalb gehen wir beide normalerweise auch getrennte Wege. Nur dieses eine Mal eben nicht.
Und wenn ich mir jetzt als Zielgruppen-Außenstehende eine Meinung erlaube, dann betrifft sie ausschließlich den folgenden Aspekt dieses neuen Konzepts: Warum, um alles in der Welt, wird hier geworben mit dem "Ohne Models=Lösen-von-oktroyierten-Schönheitsideal-gegen-den-Schlankheitswahhn-aufbegehren-gegen-von-einer chauvinistischen-Gesellschaft-festgelegte-Normen", wenn mich unter der Banderole folgende Titelthemen anspringen:
"Die neue Diät. So passt sie in Ihr Leben!" und "Das Gespräch, das mein Leben verändert - Diesmal: Immmer der falsche Mann - was tun?"
Ui! Das ist ja mal fortschrittlich! Wie werde ich schlanker und finde den richtigen Typen.
Ohne Witz: altbackener geht es ja nun nicht mehr. Ertappt sich da die emanzipierte Frauenzeitschrift nicht selbst, wenn sie mit den überkommensten Frauenthemen überhaupt (Aussehen + Kerle) aufmacht?
Wisst Ihr was? Ich bleibe da lieber bei meinen Vogues und Co - mit klapperdürren, retouchierten Mädchen in sensationellen Klamotten. Da weiß ich, was ich hab und woran ich bin.
Und ansonsten halte ich es mit David Lachapelle: If you want reality, take the bus.
Foto: Milanoffice/Modepilot
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Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • loewenherzblut sagt:

    Du sprichst mir so aus dem Herzen!
  • Alex sagt:

    So true! Danke!
  • Chrissi sagt:

    Endlich mal jemand, der meiner Meinung ist. Model ist Model. Realität ist das was wir dauernd haben. Ich brauche kein Modemagazin um die Realität zu sehen. Und das will ich auch gar nicht.
  • laura sagt:

    da hast du recht
  • Corinna sagt:

    Milan, großartig!!
  • Teresa sagt:

    ja das hat auch David Lachapelle schön formuliert 🙂
  • daniela sagt:

    wie wahr !

    aber bitte nicht "aufoktroyieren", denn oktroyieren heißt aufzwingen, daher bedeutet aufoktroyieren aufaufzwingen !


  • verwirrte sagt:

    das lustigste daran ist ja noch, dass die so genannten 'nicht models' mind. 1,75m groß und schlank sind. enstspricht das der deutschen durchschnittsfrau?
  • Deike sagt:

    Sehe ich auch so, ich hab mir die Brigitte auch angesehen und alles was ich dachte war - normale Frauen in 0815-Kleidern und auf mittelhohen High-Heels sehe ich doch so schon genug...

    Wenn ich mir eine Modezeitschrift kaufe, will ich neidisch sein und motiviert zur Körperfitness sein und mich inspirieren lassen.

    Das Einzige motivierende an der Fotostrecke war, auch bald mal nach Capri reisen zu wollen.

    Ich weiß warum auch ich immernoch lieber zu Vogue usw greife!


    Liebe Grüße
  • blica sagt:

    och nee, wenn ich bei aller berechtigten kritik an der brigitte-aktion einfach mal mit der deutschen vogue vergleiche, dann fällt mir dazu aber auch alles andere als "inspiration" oder gar fortschrittlichkeit ein. die themen der vogue sind mindestens genauso reaktionär, nur spielt sich halt alles ein paar preisklassen höher ab. und zusätzlich nervt diese pseudo-kunstbeflissenheit, die dann immer in einem "art meets fashion"-artikelchen über sylvie fleury, vanessa beecroft oder irving penn endet...!
  • Devon sagt:

    Ich bleibe da auch lieber bei Elle, vogue und co. Die machen es zumindest nicht so scheinheilig: Frauen sollen sich so akzeptieren wie sie sind, ende mit Magermodels und oben fett drauf: Kalorientabelle zu mitnehmen!!! Hab ich gelacht!!!! Die Mode usw. ist auch nichts meins. Aber so hatte Brigitte Werbung umsonst! Ganz schon clever!

    Ich will lieber die Zeitschriften mit dürren Models. Zumindest lässt mich die MOde dann träumen...Brigitte bleibt eben Brigitte mit ihrer Brigitte-Diät (und die dient bestimmt nicht zum Abnehmen oder wie soll ich das verstehen?!?!?! 🙂 =


  • karla sagt:

    mir fiel ebenfalls auf, dass das heft ja trotzdem mit typischen werbefotos bespickt war. ist ja auch ok, das heft will geld verdienen. aber da waren dann ja auch wieder profimodels drauf... dann muss man schon konsequent sein, oder? heft ohne models = keine werbung mit profimodels!

    aber das mit der diät ist mir auch als erstes aufgefallen... 😀


  • Anja sagt:

    Kann den Kommentaren nur zustimmen. Die, meines Erachtens, schönsten und

    lesenswertesten Modemagazine sind: Vogue, Elle und Madame. Sie sind

    eine andere Klasse -eben auch im Preis-.

    Ansonsten halte ich die "neue Brigitte" für eine kurzfristige Erscheinung. Wahr-

    scheinlich ist die Idee während eines Brainstormings in der Redaktionskonferenz

    im Hinblick auf "Auflagenerhöhung" entstanden.


  • nele sagt:

    schön ist auch, in der reportage über frauen/bzw mode im wandel wurden dann unter der rubrik "streetstyle; individuelle frauen" high fashion models abgebildet, jeweils 15, 18 und 22... wie gesagt, wenn schon son wind machen, dann auch richtig recherchieren
  • caren sagt:

    "brigitte" hat eine doppelmoral hoch 6 und das werde ich mit keinem einzigen cent unterstützen, wobei mir die dort präsentierte mode & die - zumeist hausbackenen - artikel sowieso nicht gefallen.
  • Nicole sagt:

    Ich lese die Brigitte noch nicht einmal beim Friseur, hatte allerdings daran gedacht, diese Ausgabe zu erstehen, um mir die 'Revolution' in der Welt der Modezeitschriften nicht entgehen zu lassen. Ich bin froh, dass Du mir das nun erspart hast.
  • mainlandoffice sagt:

    daniela, du hast recht, danke. das ändere ich ganz schnell mal ab.
  • OLAF sagt:

    GROSSARTIG !!!
    PS. WERD ICH JETZT FAN !!!
  • Sibel sagt:

    Mädels, ich verstehe euer Problem nicht. Warum diskutiert ihr über etwas, was mit diesem Blog nichts zu tun hat? Ist morgen ein Verriss des Hess-Naturmoden-Katalogs dran?
    Lasst die doch machen. Ich glaub, für deren Themenmix und deren Leserinnen passt das No-Models-Konzept wunderbar. Alle anderen blättern weiter die glänzenden Magazine mit den traumschönen, inszenierten Textilfotos.
    Ich will die Brigitte nicht in Schutz nehmen. Aber, wie meine britische Schwägerin so schön sagen würde: "They never led to believe, that they were catering to our type".

    Also lasst mal die Kirche im Dorf. Oder die Chanel-Tasche im Walk-In-Closet.

    🙂


  • mainlandoffice sagt:

    wenn hess-natur-moden morgen lara stone verpflichtet, kannst du wetten, dass die dann hier einen post bekommen!
  • katharina sagt:

    seid wann nennt sich die brigitte emanzipiert? es ist die brigitte und nicht die emma. und ohne models hat nichts mit emanzipation zu tun. zudem hat nie jemand behauptet, dass frauen schlank nicht schön aussehen nur weil man jetzt auf normale frauen zurückgreift. deshalb weiß ich nicht was gleichzeitig an einem diätvorschlag auszusetzen ist - für frauen die ein paar pfund zu viel haben und diese los werden wollen. ein blogger sollte doch eigentlich top informiert sein. es waren keine übergewichtigen frauen zu erwarten, es wurde nie gesagt dass frauen keine diäten mehr machen sollen wenn sie sich unwohl fühlen. die vogue fand ich auch mal nett, finds aber lächerlich sechs euro für einen werbekatalog auszugeben, nur um mich wichtiger zu fühlen weil ich in einem ach so hochwertigen magazin mit kunstberichten herumblättere. ach, und vielleicht sollte man noch erwähnen dass ich ebenfalls keine brigitte-leserin bin, die mode darin auch nich so prickelnd finde und mit meiner kleidergröße absolut im reinen bin . nur um blöden sprüchen vorzubeugen. das ist auch nicht zum schutz der brigitte, sondern einfach weil dinge kritisiert werden die eigentlich nicht mit dem neuen thema der brigitte ohne models zu tun haben.
  • anja sagt:

    eure Argumente sind ja echt überzeugend, trotzdem muss ich bemerken dass die Damen ( Gewicht- Größe etc. hin oder her) in der "neuen" Brigitte irgendwie mehr Ausstrahlung als zuvor hatten, die wirken halt nicht so wahnsinnig abgebrüht...die Bilder haben irgendwie mehr Atmosphäre aber High Fashion müssen wir woanders suchen, schon klar...
  • Brandy sagt:

    haha, wie cool. Genau das gleiche habe ich auch gedacht als ich die Werbung gesehen habe.
  • Aldif sagt:

    Da sekctt soviel Kreativität drin, kann sich sicher jeder noch ne Scheibe von abschneiden. Und auch ich würd’s gern bekommen.
  • Natachasteven sagt:

    J'adore ton blog, il est super!
  • Animated Battery Widget v1.0.2 sagt:

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