Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt

Was bringt der 14-tägige Ernährungstest?

Vertrage ich morgens besser weißes oder dunkles Brot? Bin ich eher der Nudel- oder eher der Reis-Typ. Um herauszufinden, wie mein Körper tickt, habe ich einen personalisierten Ernährungstest gemacht. Das Ergebnis hat mich überrascht.
Margit mit Chip Modepilot
14 Tage mit Chip im Oberarm ­− macht beim Duschen oder Sport aber nichts aus
Lebensmittel lassen unseren Blutzucker mehr oder weniger ansteigen. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden, was an den Darmbakterien liegt, unseren „Million Friends“. Und so heißt auch der Ernährungstest, den ich 14 Tage lang absolvierte. Warum habe ich das gemacht? Starke Schwankungen im Blutzuckerspiegel verhindern nicht nur eine Gewichtsabnahme, sondern erhöhen auch das Gesundheitsrisiko. Daher war ich gespannt, was ein vierzehntägiger Blutzucker-Check und eine einmalige Darmbakterien-Analyse bringen würden. Ich sollte dann einen individualisierten Lebensmittelplan erhalten.

Was bedeutet überhaupt hoher, stabiler Blutzucker?

Steigt der Blutzuckerwert nach einer Mahlzeit stark an, wird der überschüssige Zucker als Fett eingelagert. Fällt die Kurve dann wieder stark ab, sind Heißhunger-Attacken die Folge und damit auch mehr Esskonsum. Solche starken Schwankungen können sich unterschiedlich auswirken, beispielsweise in Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Konzentrationsmangel. Man ist unausgeglichen und legt schnell an Gewicht zu.
Erstrebenswert ist deshalb ein stabiler Blutzucker. Der hält satt, ist gesünder und macht leistungsfähiger. Auch das Abnehmen fällt leichter. Deshalb ist es wichtig, Mahlzeiten zu sich zu nehmen, die den Blutzucker stabil halten. Und das ist etwas sehr Persönliches. Dass nicht jeder Mensch auf jedes Lebensmittel gleich reagiert, liegt an den individuellen Darmbakterien. Unsere Darmflora ist so einzigartig wie unser Fingerabdruck.

Der 14-tägige Ernährungstest beginnt

Kurz nachdem ich das Test-Packet online bestellt habe, kommt es bei mir zu Hause an. Darin enthalten ist alles, was ich an „Ausrüstung“ benötige: eine Anleitung, eine Waage für die Lebensmittel, Blutzucker-Chip plus Messgerät, ein Set für die Stuhlprobe, ein Tütchen reiner Traubenzucker für eine Zucker-Test-Mahlzeit sowie ein Maßband. Frankierte Rücksendepakete für das Messgerät und die Stuhlprobe sind auch dabei.
Paketinhalt eines 14-tägigen Ernährungstest Modepilot
Paketinhalt eines 14-tägigen Ernährungstests
Zuerst lade ich die Million-Friends-App auf mein Smartphone. Dort finde ich jede Menge Anamnese-Bögen, die es auszufüllen gilt. Ich muss Größe, Gewicht, Taillen- und Hüftumfang angeben. Super, der BMI stimmt, teilt mir die App daraufhin mit! Aber auch mein Ess- und Sportverhalten, wie ich schlafe und ob ich im letzten halben Jahr Antibiotika eingenommen habe, wird abgefragt. Letzteres ist wichtig, weil sich mein Mikrobiom dadurch verändert haben könnte. Nach 10 Minuten ist alles ausgefüllt. Mir gefällt, dass die gesamte Dokumentation auf der App stattfindet, auch das Ernährungstagebuch wird online geführt.

Zweiter Schritt

Der nächste Schritt macht mir etwas Kopfzerbrechen, denn der Glukose-Sensor muss gerade in die Oberarm-Rückseite gedrückt werden. Damit da nichts schief läuft, bitte ich meinen Mann. Ein Druck auf die Kapsel schießt den runden, weißen Chip mit der dünnen Nadel am Ende in die Haut. In Nullkommanichts ist alles vorbei, von der Mini-Nadel spüre ich nichts.
chip Ernährungstest Modepilot
Mit Chip im Oberarm in den 14-tägigen Ernährungstest
Der Sensor am Arm sorgt in den nächsten zwei Wochen bei meinen Mitmenschen für fast so viel Gesprächsstoff und Kontaktaufnahme wie ein Hund an der Leine. Viele wollen wissen, was ich denn da an meinem Arm hätte oder, ob ich Diabetikerin bin. Der Sensor und die dazugehörige App „Libre Link“ werden nämlich für diese Krankheit zum Blutzuckertracken eingesetzt. Das Einlesen meiner Blutzuckerwerte erledige ich dann auch über diese App und nicht über das beigelegte Lesegerät. Die „Libre Link“-App öffnen und das Smartphone zur Messung an den Chip an meinem Oberarm halten, erscheint mir schlicht einfacher − auch unterwegs − als immer das „Million Friends“-Lesegerät mitzuschleppen.
Auf dem Display kann ich nicht nur meinen aktuellen Blutzuckerwert, sondern auch die Kurve, also den Verlauf, ablesen. Der Chip beeinträchtig mich weder unter der Dusche noch beim Sport. Alles kein Problem, nur beim An- und Ausziehen bleibe ich manchmal mit einem Oberteil daran hängen. Aber das Ding sitzt fest auf der Haut.

Essen nach Plan

Aus der langen Liste der bis zu 70 Testmahlzeiten suche ich mir 13 aus. Denn mehr als eine pro Tag würde ich während meiner Testphase ohnehin nicht schaffen. Das ist mir klar. Schließlich will ich vor allem herausfinden, welche unter meinen bevorzugten Nahrungsmitteln diejenigen sind, die besonders gut oder auch besonders schlecht für meinen Stoffwechsel sind.
Die vorgegebenen Testmahlzeiten meiner Wahl beinhalten beispielsweise eine Toast-Butter-Quark-Challenge, mit der ich herausfinden kann, ob ich Fett plus Kohlenhydrate besser vertrage als Eiweiß mit Kohlenhydraten und auch, ob als Snack der Apfel oder die Banane besser zu meinem Stoffwechsel passen.
Ansonsten trage ich in mein Ernährungstagebuch in der App alles akribisch ein, wovon ich wie viel und wann gegessen habe. Wann ich Sport gemacht habe und wie mein Schlaf war. Das Timing ist oft etwas schwierig, da ich weder vor noch nach dem Essen für circa zwei Stunden trainieren soll. Es könnte das Ergebnis beeinflussen. Zwischen den Mahlzeiten sollen ebenfalls zwei Stunden liegen. Das ist eine Umstellung für mich, weil ich snacken nicht gewohnt bin und auch normalerweise nur zweimal pro Tag esse. Und dass eine Mahlzeit nur 20 Minuten dauern darf, widerspricht allem, was ich über Ernährung gelernt hatte − langsam essen, gut kauen.
Brauche ich zu lange für eine Mahlzeit, kann sie nicht gewertet werden. Schwierig finde ich manchmal auch das Abwiegen der Nahrungsmittel. Vor allem dann, wenn ich unterwegs bin. Wie viel wiegt die Banane gleich wieder? Grobe Anhaltspunkte gibt mir die Lebensmitteltabelle in der App mit Gewicht und Kalorienanzahl. Ansonsten schätze ich das Gewicht einfach mal. Einfacher ist es, wenn man Fertiggerichte isst, da kann man die Daten direkt mit dem Barcode über die App einscannen. Aber die mag ich nicht. Blutzucker gemessen wird nach jeder Mahlzeit. Nur so können die Experten später den Zusammenhang zwischen Blutzucker und Lebensmitteln auswerten.

Ich lerne viel über mich

Interessant finde ich bei dem Notieren meiner Mahlzeiten, wie viele Kalorien ich oft unbemerkt zu mir nehme. Beim Sonntagsbrunch mit der gesamten Familie summiert sich das ganz schön. Da kommen mit Cappuccino, frischem Orangensaft, Brötchen, Butter, Käse und Joghurt mit rohen Früchten schon mal 950 kcal zusammen, fast die Hälfte meines Tagesbedarfs.
Erstaunt bemerke ich auch die Reaktion meines Organismus auf bestimmte Beilagen. Bei der ersten Testmahlzeit mit gekochtem Reis am Abend bin ich am nächsten Morgen schlapper als sonst, da der Reis offensichtlich zu einer Unterzuckerung in der Nacht führte. Das Morgen-Yoga strengt mich eher an als dass es mir Energie für den Tag gibt. Anders verhält sich mein Stoffwechsel mit gekochten Nudeln, pur als Abendmahlzeit. Da bleibt mein Blutzucker eher konstant und ich wache fröhlicher auf.
Nach Ende der 14 Tage schicke ich das nicht benutze Messgerät an „Million Friends“ zurück und gebe die Aufzeichnungen der „Diabetes“-App für sie frei. Die Stuhlprobe ist sicher längst im Labor, ich habe sie schon Tage zuvor in den vorbereiteten Röhrchen losgeschickt. Nun warte ich auf die Auswertungen meines Ernährungstests. Es dauert circa sechs Wochen, dann erhalte ich eine Mail, dass „mein Report“ auf der App verfügbar ist.

Das Ergebnis: Tee oder Kaffee, Pasta oder Reis?

Das Ergebnis bestätigt einige meiner eigenen Beobachtungen: Ich bin morgens eher Kein-Kaffee-Typ (mache ich richtig, trinke morgens eine Tasse Tee!) und vertrage zum Frühstück Vollkornbrot besser als Weißbrot. Bei der Protein-/Fett-Challenge hat sich herausgestellt, dass ich eine Kombination aus beiden brauche. Also völlig falsch, dass ich bisher immer so viel Wert darauf gelegt hatte, proteinreich und fettarm zu essen. Also weg mit dem Low-Fat-Joghurt, her mit dem guten griechischen. Gerade fetthaltige Lebensmittel unterstützen meinem Stoffwechsel darin, die zugeführten Kohlenhydrate optimal zu verarbeiten. Bei den Beilagen sollte ich mittags auf gekochten Reis und Kartoffeln setzen und abends auf Pasta. Das kommt mir als Wahl-Italienerin sehr entgegen.
Modepilot Million Friends
Ein Beispielergebnis von Million Friends
Interessant finde ich in meinem Mahlzeiten-Report auch die Liste meiner Tops und Flops aus den Mahlzeiten, die ich während der Testphase verzehrt und aufgelistet habe. Da gehören Laugenbrötchen mit Butter und Tiramisu zu den Gewinnern, während Cappuccino und Banane eher gefloppt haben. Das kann ich aus Erfahrung bestätigen. Denn während Bananen generell als sehr sättigend gelten, bewirken sie bei mir stets das Gegenteil. Das heißt jetzt nicht, dass ich mir tonnenweise Tiramisu reinpfeiffen kann und mein Blutzucker stabil bleibt, ohne die Rechnung auf der Waage präsentiert zu bekommen. Ein Auge auf die Kalorien sollte man trotzdem noch haben. Deshalb benutze ich die App immer noch, um mir einen Überblick zu verschaffen, wie viele Kalorien ich auch bei den für mich günstigen Lebensmitteln zu mir nehme.
Mehr von unserer Autorin Margit Rüdiger lesen Sie jeden Freitag hier auf MODEPILOT.de – Ihre bisherigen Kolumnen gibt es hier >>> und mehr auf ihrem Blog Culture & Cream (>>>) Fragen, Wünsche, Feedback? Sie erreichen unsere Kolumnistin unter beautypro[@]modepilot.de
Photo Credit: Million Friends, Margit Rüdiger für Modepilot
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

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