Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt

Mineral-Make-up – Was ist das eigentlich?

Es sieht aus wie ein normaler Gesichtspuder, kann aber mehr. Er hat den Effekt einer Foundation und weil er die Poren nicht verstopft, soll er gerade bei unreiner Haut Wunder bewirken. Dabei ist er einfach aufzutragen und hält lange.
Die Bezeichnung stiftet oft etwas Verwirrung. Denn Mineralpuder hat nichts zu tun mit den Mineralstoffen, kurz als 'Mineralien' bezeichnet, die unser Körper braucht, wie Eisen, Magnesium, Calcium und Zink. Das wird oft verwechselt. Ein Mineral, Plural Minerale oder Mineralien, ist ein in der Erde vorkommender Stoff in kristalliner Form. Über 4.000 verschiedene Arten sind uns bekannt. In diese Kategorie gehört Mineralpuder. Er kommt in kompakter, loser, transparenter oder getönter Form daher. In jedem Fall besteht er aus feinen, zu Pulver gemahlenen Mineralien. In den meisten Fällen ist das Titanoxid für eine gute Deckkraft.
Wir kennen es aus Sonnenschutzprodukten, deshalb bietet der Puder auch einen natürlichen Lichtschutz von 15 bis 20. Das heißt jetzt nicht, dass man sich die Sonnencreme sparen kann. Denn Puder wird nie so flächendeckend aufgetragen wie es nötig wäre. Zinkoxid ist ein beruhigender Inhaltsstoff, der die Talkproduktion reguliert. Er trocknet die Haut ein wenig aus, was bei fettiger und unreiner Haut meist den genialen Nebeneffekt hat, dass er Pickel austrocknet und das Make-up länger hält. Talkum ist ein weiterer Inhaltsstoff, der aus Magnesiumsilikat gewonnen wird und stark absorbierend wirkt. So entsteht der mattierende Effekt. Hinzu kommen Eisenoxide als mineralische Pigmente zur Farbgebung, während Mica das Licht reflektiert und den schönen Schimmer ergibt.

Puder = Foundation?

Hört sich erst mal unglaubwürdig an, doch Mineralpuder ist ein Hybridprodukt. Er hat alle Vorteile eines Puders mit den Effekten einer hochdeckenden Foundation. Wird er richtig aufgetragen, „zerplatzen“ die Mineralien, werden flüssig wie Foundation und verschmelzen sozusagen mit der Haut. Sie kann trotzdem noch atmen und wird mit Feuchtigkeit versorgt. Dabei sind die Mineralien so deckend, dass Pickel sowie andere kleine Makel unsichtbar werden, ohne dass sie verstopfen und der Teint natürlich aussieht. In der Tat ein kleines Wunderwerk. Der Puder ist zudem nicht komedogen, was bedeutet, dass er keine weiteren Pickel provoziert. Genau aus diesem Grund profitiert gerade unreine, fettige Haut am meisten von Mineral-Make-up.
Modepilot Mineralpuder Backstage Beauty Pro
Backstage bei der Paris Fashion Week

Den richtigen Pinsel benutzen

Die richtige Anwendung von Mineralpuder erfordert vielleicht etwas Übung, aber es lohnt sich. Als Unterlage für den Puder sollte zuerst eine Tagescreme oder ein hautfreundlicher Primer benutzt werden. Statt Schwämmchen oder Quaste unbedingt einen Pinsel verwenden. Damit nimmt man nicht zu viel von der Textur auf und bekommt ein natürliches Finish. Ideal sind kurze Kabukis oder ein dichter Puder-Pinsel. Damit keine Überdosis Puder im Gesicht landet, den Pinsel vorher am Döschen abklopfen. Man braucht nämlich nicht viel davon! Immer in kreisenden Bewegungen auftragen, weil die Puderpartikel sich so perfekt mit der Haut verbinden.
Am besten beginnt man auf den flächigen Stellen wie Wangen oder Stirn, dann auf Nase, Kinn und bei Bedarf auch auf Hals und Dekolleté übergehen. Das garantiert ein gleichmäßiges Ergebnis. An Stellen, an denen mehr Deckung gefragt ist, einfach den Vorgang wiederholen. Mineral-Make-up soll die Hautfarbe übrigens nicht verändern, sondern nur mattieren. Deshalb eine Farbe wählen, die dem natürlichen Hautton entspricht. Will man eine Farbveränderung erreichen, greift man zusätzlich zu Rouge oder Bronzer. Auch die gibt es als Mineralpuder zu kaufen.

Augen auf beim Kauf!

Vorsicht: Manche Marken geben auch flüssige Foundations einfach als Mineral-Make-up aus, um dem Käufer zu suggerieren, dass es die bessere Wahl wäre. Doch dekorative Kosmetikprodukte, die zu hundert Prozent aus Mineralien bestehen, erkennt man an ihrer Pulver-Form, egal ob lose oder gepresst. „Im Prinzip könnte man alle Produkte, die Minerale enthalten, Mineral Make-up nennen“, sagt die niederländische Ärztin mit eigener Pflegelinie Dr. Jeske Ultee. „Auch in meinen Produkten sind Mineralien enthalten, trotzdem zählen sie nicht zu mineralischem Make-up, da sie auch noch eine Menge Pflegestoffe enthalten. In der Praxis werden mit mineralischen Kosmetika vor allem die Produkte gemeint, die (fast) ausschließlich aus natürlichen Mineralien bestehen. Aber damit komme ich sofort auf einen der größten Nachteile zu sprechen: Diese Produkte können die Haut erheblich austrocknen.“ Das ist in der Tat der Fall.
Sensible und trockene Hauttypen sollten deshalb eher cremige und flüssige Foundations mit mehr Pflegestoffen bevorzugen. Wer aber Puder benutzt, der darf sich guten Gewissens von dem Vorurteil verabschieden, dass er die Poren verstopft. Das ist allenfalls bei Billigprodukten mit synthetischen Inhaltsstoffen heute noch der Fall. Deshalb lieber etwas mehr investieren in natürliche Inhaltsstoffe. Mineralpuder verstopfen die Poren definitiv nicht. Den größten Gefallen tut man der Haut allerdings, wenn man sie vor dem Zubettgehen konsequent und gründlich abschminkt. Dann braucht man sich auch nicht um verstopfte Poren zu sorgen.
Weitere Beauty-Pro-Kolumnen von Margit Rüdiger lesen Sie jeden Freitag hier auf MODEPILOT.de (gesammelte Werke >>>) und auf ihrem Blog Culture & Cream (>>>)
Photo Credit: Catwalkpictures
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • vivien_noir sagt:

    Ich verwende Mineral Makeup sehr, sehr gerne - persönlich und am Makeup-Set. Besonders bei Lookbook-Produktionen ist häufig nur ein ganz zarter, dezent-natürlicher Hautglanz gefragt, der sich ganz wunderbar, und noch dazu sehr schnell und unkompliziert mit Mineralpuder zaubern lässt. Ich verwende zum Auftrag auch immer dicht gebundene Pinsel, die idealerweise eine flache Oberfläche haben, um das Puder schön gleichmäßig einzuarbeiten. Es ist danach unsichtbar und reflektiert das Licht ganz zart, was den Look so unvergleichlich weichgezeichnet macht. Ich bin ein großer Fan! Im Übrigen habe ich schon von vielen Menschen gehört, dass das die einzige Foundation ist, die selbst bei schlimmer perioraler Dermatitis noch tragbar ist und die Rötungen mildert.

    Bei trockener Haut empfehle ich darunter meist eine etwas reichhaltigere Creme, oder die bestehende Creme mit einem Tropfen hochwertigem Gesichtsöl anzureichern. Da das Puder nicht an trockenen Rändern haften bleibt und keine Schüppchen betont, erzielt man selbst auf Problemhaut ein sehr schönes Ergebnis.


    Ein problematisches Thema ist und bleibt Mica (Glimmer, INCI: CI 77019) - manche Menschen reagieren allergisch darauf, und Glimmer wird in Indien und China in Minen zum Teil immer noch illegal in Kinderarbeit abgebaut. Wer auf Mica, das in fast allen schimmernden Produkten, und in kleineren Anteilen auch in mattem Makeup enthalten ist, ganz verzichten möchte, findet inzwischen eigenen Produktlinien und Marken, die sich darauf spezialisiert haben.
    • Margit Rüdiger sagt:

      Danke Dir sehr für Deinen ausführlichen Kommentar. Mich hat der Mineralpuder auch überzeugt, da ich eine ölige T-Zone habe, aber normalerweise keine Foundation benutze. Mit dem Hinweis auf Mica hast du natürlich Recht mit dem Allergiepotential und der oft nicht nachvollziehbaren "sauberen" Herkunft. Aber es gibt ja inzwischen Linien, bei denen man auf Nummer sicher gehen kann.