Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt

Allzweck-Waffe: Concealer

Wenn ich nach einem Produkt gefragt werde, auf das ich unter keinen Umständen verzichten möchte: Concealer. Er ist so lebenswichtig wie der erste Kaffee. Schlecht geschlafen? Dann zaubert er die dunklen Schatten unter den Augen weg. Falsch gegessen? Concealer lässt rote Spots verschwinden. Pickelalarm? Abdecken und weg sind sie. Aber auch für optische Mogelpartien wie vollere Lippen und perfekte Brauen ist er stets zu haben. Doch wie so oft ist auch dieser Alleskönner nur so effektiv wie seine Anwenderin versteht damit umzugehen. Was dem Concealer keinen Ruhm verspricht, ist sichtbar in Erscheinung zu treten. Er arbeitet sozusagen „under cover”. Sein Look soll nach „No-Make-up” aussehen. Und dafür muss man einige Regeln beachten.
Grundvoraussetzung, um den Concealer unsichtbar agieren zu lassen, ist die richtige Wahl von Farbe und Textur. Vielleicht hören Sie es schon heraus: Mit einem einzigen Produkt für alles kommt man nicht aus, soll die „Mogelei“ nicht als solche im Gesicht zu erkennen sein. Man braucht: Eine hellere, nicht zu kompakte Version und eine dunklere, dafür etwas dickflüssigere Variante. Erstere darf gut einen Ton heller sein als die eigene Haut. Immer der Jahreszeit, sprich der Bräune entsprechend.
Hell lässt sich gegen dunkle Augenringe oder für kleine Schminktricks einsetzen. Zu denen kommen wir später noch. Eine flüssige Textur oder zart schmelzende Creme lässt sich leichter verblenden und in die empfindliche Haut unter den Augen so dünn einklopfen, dass man nicht fürchten muss, dass es irgendwann „bröselt“. Das Gesicht wirkt im Handumdrehen frischer, die Augen wacher. Für die übrigen Gesichtspartien und zum Abdecken von Unreinheiten darf der dunklere Concealer auch etwas fester, cremiger und deckender sein. So weit so gut. Aber um die richtige Farbe zu finden, reicht es nicht aus, zwischen Hell und Dunkel zu entscheiden. Wenn diese nämlich nicht mit dem natürlichen Unterton der Haut harmonieren, wirkt der Concealer schnell aschig oder sticht unschön heraus.

Welchen Hautunterton habe ich?

Wärmere Hauttypen sollten Abdeck-Produkte mit einem gelben oder orangefarbenen Unterton bevorzugen, während kühlere Hauttypen mit Pink-Nuancen besser beraten sind. Wie bestimmt man eigentlich seinen eigenen Hautunterton? Ein Blick auf die Handgelenke ist aufschlußreich: Scheinen die Adern bläulich/violett durch, ist der Teint eher kühl. Wirken sie eher grün, handelt es sich um einen warmen Unterton. Aber es gibt auch neutrale Typen, die alle Farben vertragen können. Bei ihnen schimmern die Adern blau-grün. Richtig gewählt in Farbe und Textur haben Sie in jedem Fall, wenn der Concealer sich nahtlos mit der Haut verbindet.

Prime(r) Time

Fast hätte ich es vergessen. Aber wie ein Maler seine Leinwand grundiert, muss auch das Gesicht auf den „Farbauftrag“ vorbereitet werden. Reinigen, versteht sich von selbst, dann einen Moisturizer verteilen. Ein Primer ist eine gute Basis. Ich benutze ihn gerne morgens, wenn nicht genug Zeit für eine ausgiebige Makeup-Routine ist. Darauf lässt sich der Concealer gleichmäßig und ganz einfach verteilen. Was ein Primer ist? Er hinterlässt eine ebenmäßige Haut, gleicht Unreinheiten aus, mindert zumindest optisch vergrößerte Poren und macht auch die Foundation haltbarer. Wer keine Foundation verwendet wie ich, trägt genau jetzt seinen Concealer auf. Ansonsten ist er nach der Foundation an der Reihe und dann kommt der Concealer. Das Make-up wird übrigens nur dort benutzt, wo man es im Gesicht tatsächlich braucht – auch unter den Augen. Aber nie zu verschwenderisch damit umgehen, sonst betont man genau das, was man eigentlich verbergen möchte. Auf diese Weise sieht man auch, dass man in der Regel nicht so viel Concealer braucht, wie man es vielleicht vermutet.

Die richtigen Stellen

Concealer gehört unter die Augen, richtig! Trotzdem machen es viele falsch, wenn ich Frauen beobachte. Wie Foundation auch, gehört er nur dorthin, wo er wirklich gebraucht wird. Und das sind die dunklen Stellen der sogenannten Tränenrinne, nicht das gesamte Unterlid. Deckt man dieses halbmondförmig ab, erzeugt man schnell den Eulenaugen-Effekt, vor allem, wenn die Farbe nicht hundertprozentig stimmt. Verteilt wird der Concealer vom inneren Augenwinkel aus bis etwa ein Drittel der Augenlänge. Aufpassen, dass man innen nicht zu nah an die Wimperngrenze schminkt. Es soll optisch schließlich keine harte Linie sichtbar sein. Auch zur Nasenbrücke hin gut verstreichen. Ich gebe auch immer noch einen Hauch Farbe auf die äußeren Augenwinkel.
Eine andere Möglichkeit, wenn man mit dieser Technik nicht klar kommt, ist der Dreieck-Trick: Concealer in Form eines Dreiecks auftragen, mit der breiten Seite unter dem Auge und der spitzen in Richtung Wange. Zum Auftragen benutze ich Pinsel und Finger. Ich starte mit einem kurzen, flachen Concealer-Pinsel und nehme nur wenig von der Textur auf. Man kann schließlich jederzeit nacharbeiten. Zum Verblenden benutze ich immer den Finger. Der Ringfinger ist am besten geeignet, weil er der schwächste ist und den geringsten Druck auf die empfindliche Region ausübt.
Modepilot Concealer Beauty Pro Beauty Tipps
Backstage bei Max Mara in Mailand
An manchen Tagen bin ich mit dem Ergebnis trotzdem nicht ganz zufrieden und finde, dass die Augenpartie noch etwas mehr strahlen könnte. Dann tupfe ich noch einen Hauch pfirsichfarbene Korrekturfarbe darüber. Ganz zum Schluß: fixieren nicht vergessen! Wenn ein Concealer nach ein paar Stunden verschwindet, verrutscht oder sichtbar wird, dann liegt das daran, dass sich zu viel Öl auf der Haut bildet. Soll der Concealer, gilt auch für Lidschatten und Foundation, möglichst lange halten, benutzt man als letzten Step Blotting Paper. Diese „gepuderten“ Papierchen sind mir lieber zum Setting als ein loses Puder. Der sammelt sich nämlich gern in den Fältchen.

Spot off!

Pickel sind auch für den Concealer keine leichte Aufgabe, weil sie erhaben sind und keine glatte Fläche ergeben wie es unter den Augen der Fall ist. Außerdem herrscht hier eine Überproduktion an Sebum. Um vorab den Ölfilm zu reduzieren, erst mit einem Blotting Paper abtupfen und einen matten Primer auftragen. Durch die enthaltenen Silikone wird er praktisch versiegelt. Dann einen Concealer verwenden, der mit dem Hautton übereinstimmt, und mit dem Finger auf dem Spot verteilen.
Habt Ihr Euch eigentlich schon mal gefragt, warum selbst Visagisten zum Verteilen von Concealer immer die Finger benutzen? Ganz einfach: Die Körperwärme erwärmt das Produkt, und es lässt sich ebenmäßiger verblenden, als es ein Pinsel schaffen würde.
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Backstage bei Lanvin in Paris

Und das kann er auch noch…

Nicht immer gelingt der Lidstrich perfekt. Kleine Patzer lassen sich ganz leicht mit flüssigem Concealer und einem abgeschrägten Pinsel vertuschen. Funktioniert sozusagen wie Tipp-Ex fürs Gesicht. Auch wenn die Augenbrauen mal nicht perfekt gezupft sind, verdeckt ein Hauch der hautfarbenen Abdeckcreme die Nachlässigkeit. Die Haut am Augenlid sieht unruhig aus? Concealer gleicht farbliche Unterschiede aus und macht den Lidschatten länger haltbar. Im Notfall ersetzt er sogar die Foundation, wenn sie gerade ausgegangen ist: Ein paar Tropfen flüssigen Concealer unter die Tagescreme mischen. Auch am Mund lässt es sich gut mogeln. Gibt man auf die Mitte der Lippen ein wenig von der Farbe und verblendet sie nach außen, erscheint der Mund voller. Jetzt wisst Ihr, warum ich für alle Notfälle immer zwei Concealer in der Tasche habe.
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Photo Credit: Catwalkpictures
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