Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt

Haben Sie Maskne?

Nein, das ist kein Schreibfehler. Maskne ist das neueste Trendwort aus der Corona-Pandemie. Es setzt sich zusammen aus Maske und Akne. Ein Hautproblem, das jeden treffen kann.
Atemschutzmasken boomen in allen Farben und Designs. Von no names bis hin zu Luxus-Fashionbrands. Aber wie es darunter auf der Haut aussieht, ist oft weniger schön. Das Problem hat sogar schon einen Namen. Mit Maskne werden im deutschen wie im englischen Sprachgebrauch die Hautirritationen und Pickelchen bezeichnet, die sich unter dem Stoff breitmachen. Schuld daran ist der sogenannte Okklusionseffekt. Die Maske verhindert, dass Schweiß und Wärme von der Haut normal abgegeben werden und verdunsten.
Stattdessen kommt es zu einem Hitzestau, der die Hornschicht aufquellen lässt. Das macht sie durchlässiger für Schadstoffe. Die Feuchtigkeit, die diese Bakterienbildung begünstigt, reduziert übrigens auch die Durchlässigkeit der Maske, weshalb das Atmen schwerer fällt. Gerade im Sommer, wenn man ohnehin mehr schwitzt, können diese Hautreizungen verstärkt entstehen. Außerdem nimmt die Talgdrüsenaktivität zu, was wiederum ein Nährboden für Bakterien ist und in Folge Unreinheiten auslösen kann. Es entsteht eine Art periorale Dermatitis, ein Hautausschlag um den Mund herum.
Marine Serre Modepilot Gesichtsmaske Maskne Beauty
Modevision von Marine Serie im September 2019 auf dem Laufsteg in Paris
Dabei handelt es sich nicht um Akne im klassischen Sinn, sondern eher um eine „Acne mechanica”, die mechanische Auslöser hat wie eben die Reibung von Stoff. Man kennt es von Football-Spielern, die für viele Stunden einen Helm mit Kinnriemen tragen müssen, und dann an dieser Stelle Entzündungen und Irritationen aufweisen, die zu verstopften Poren und tiefen Akne-Zysten führen können. „Auch während der SARS-Epidemie haben wir Fälle von Maskne beobachtet, eine Dermatitis, die vom Maskentragen hervorgerufen wird”, sagt Dr. Michelle Henry, Dermatologin in New York. Vermehrte Hormonausschüttungen wie das Stresshormon Cortisol können ebenfalls eine Rolle spielen, weil es die Talgdrüsen stimuliert und damit ebenfalls Akne provoziert.

Maskne geht um die Welt

In der jetzigen Covid19-Zeit lässt sich das Maskne-Phänomen global beobachten. Amerikanische Krankenschwestern berichten, wie sich ihre Haut seit der ständigen Maskenpflicht verschlechtert hat. Sie sagen, gerade wenn sie eine N95-Maske (höchste US-Sicherheitsstufe) tragen und dann noch eine chirurgische darüber, entwickelt sich das Bakterienwachstum auf der Haut wie in einer Petri-Schale im Labor. Nämlich schnell und üppig.
Die Fachzeitschrift „Journal of the American Academy of Dermatology” veröffentlichte eine Studie, nach der in der zentralchinesischen Provinz Hubei bei 97 Prozent des Personals Hautprobleme auftraten, die auf das Tragen der Masken zurückzuführen sind. Aber nicht nur, wer täglich stundenlang mit Maske herumlaufen muss, kann davon betroffen sein. Trockene und empfindliche Haut ist besonders anfällig. Deshalb auf den Maskenschutz zu verzichten, ist natürlich keine Option. Aber man kann einiges tun, um das Sauna-ähnliche Milieu beim Tragen zu verringern.

Hautreizungen vermeiden

Es beginnt bei der Pflege. „Halten Sie Ausschau nach Moisturizern, die reich sind an Hyaluronsäure, Ceramiden und Niacinamide (Vitamin B3), um eine Barriere zu schaffen zwischen Haut und Maske”, rät die US-Star-Dermatologin Dr. Patricia Wexler. Das Produkt sollte nicht komedogen sein, was bedeutet, dass es die Poren nicht verstopft, bzw. keine Unreinheiten verursacht. Den Moisturizer morgens und abends auftragen, aber auch tagsüber, wenn ein Trockenheitsgefühl unter der Maske entsteht. Und obwohl das halbe Gesicht bedeckt wird von der Maske, sollte man auf Sonnenschutz nicht verzichten.
Bei der Reinigung besonders sanft zu Werk gehen. Dr. Wexler empfiehlt, das Gesicht, wenn möglich, vor und nach dem Tragen der Maske, aber vor allem vor dem Zubettgehen zu reinigen. Unbedingt ein mildes Produkt verwenden, das die Haut nicht austrocknet. Wer unter der Maske auf Foundation oder getönte Tagescremes nicht verzichten möchte, sollte zu ölfreien Produkten greifen und diese sparsam auftragen, um den okklusiven Effekt nicht noch zu verstärken. Das Meiste bleibt ohnehin in der Maske hängen. Deshalb ist es besser, einen talkfreien Puder dünn aufzutragen. Er saugt den Schweiß auf, ohne die Poren zu belasten.

Irritationen behandeln

Machen sich die ersten Anzeichen einer Maskne bemerkbar, sollte man Foundation und Concealer ganz weglassen. „Sie könnten das Problem verschlimmern, da die Poren verstopfen”, so Wexler. Auch wenn man versucht ist, mehrere Anti-Akne-Produkte zu benutzen, um Pickel so schnell wie möglich wieder loszuwerden, ist weniger doch mehr. Auf keinen Fall die Haut mit zu viel Waschen, Peelen und anderen Akne-Treatments traktieren. Damit riskiert man nur weitere Irritationen und Entzündungen.
„Versichern Sie sich, dass der benutzte Cleanser, das Serum oder das Spot Treatment nur niedrig dosierte Salicylsäure enthält (maximal 2%)”, erklärt Dr. Wexler. „Der größte Fehler ist, die Haut zu stark auszutrocknen. Hat sich das Hautbild nach einigen Tagen trotzdem nicht gebessert, konsultieren Sie am besten Ihren Arzt.” Eine bewährte Alternative zur Salicylsäure ist übrigens Benzoylperoxid von 3 bis 5 Prozent, um die Entzündungskeime abzutöten. Diese klassischen Akne-Behandlungen am besten nachts durchführen, weil tagsüber die Maske an den kritischen Stellen reiben könnte. Untertags lieber Spot Patches auf einzelne Pickel kleben. Sie schützen die Entzündungen und sind so konditioniert, dass sie aus den Poren saugen, was nicht hinein gehört und die abgestorbenen Hautzellen lockern, die die Zugänge versperren. Vorteil der Maske: Niemand sieht das Pickelpflaster ;-)

Hautverträgliche Masken

Das Material einer Maske kann mehr Schaden anrichten, als man denkt. Schon allein ein zu rauer Stoff kann Irritationen hervorrufen. Wählen Sie eine softe, luftdurchlässige Baumwolle oder noch besser Satin oder Seide. Die Maske muss richtig passen. Je enger sie sitzt, desto größer ist die Gefahr, dass sie die Haut irritiert. Ist sie neu, vor dem ersten Einsatz waschen. Und sonst gilt: Masken wie Unterwäsche behandeln, täglich wechseln. Denn sobald sie von der Atemluft durchfeuchtet sind, verlieren sie ihre Schutzwirkung.
Keimfrei gewaschen werden Stoffmasken idealerweise in der Waschmaschine bei mindestens 60 Grad. Waschmittel mit Bleiche oder ähnlichen Wirkstoffen töten Mikroben wirksamer ab als Color- oder Feinwaschmittel. Danach in den Trockner geben oder auf höchster Stufe bügeln. Laut dem Virologen Christian Drosten kann man Schutzmasken, besonders jene aus Zellulose, ohne Kunststoffe, auch im Backofen effektiv sterilisieren – 20 bis 30 Minuten bei etwa 70 bis 80 Grad im Ofen. Von einer Desinfizierung in der Mikrowelle sollte man eher Abstand nehmen, besonders bei Modellen mit Nasenklammer oder anderen Metallteilen.
Wem das alles zu aufwändig ist, der kann auf Einwegmasken zurückgreifen. Diese chirurgischen Masken aus Papier haben den Vorteil, dass sie luftdurchlässiger sind, weniger Farbstoffe enthalten und damit seltener Allergien auslösen. Allerdings sind sie auch belastender für die Umwelt, da sie nach einmaligem Tragen weggeworfen werden sollten. Die nächste Masken-Generation mit einer virentötenden Außenfläche ist bereits auf dem Markt. Das Schweizer Unternehmen Livinguard benutzt ein zertifiziertes Gewebe, dessen Oberfläche stark positiv geladen ist. Deren Versprechen: Kommen die Viren mit ihrer negativ geladenen Außenhülle in Kontakt damit, bleiben sie haften und zerplatzen regelrecht. Die Maske könne bis zu 30mal gewaschen werden und hat eine Lebensdauer von 210 Tagen.

Masken richtig tragen

Damit Mund-Nasen-Schutzmasken ausreichenden Schutz bieten können, müssen sie nicht nur richtig ausgewählt und gepflegt, sondern auch richtig aufgesetzt werden. Häufig sieht man jedoch Masken, die unter Kinn oder Nase hängen. Klar kann es darunter schnell stickig werden und jucken, so dass man versucht ist, sich im wahrsten Sinne des Wortes Luft zu verschaffen. Aber ein „luftiges“ Anlegen der Maske bringt so wenig wie ein Schutzhelm ohne geschlossenen Riemen. Jedenfalls sollten Nasenspitze und Kinn bedeckt sein. Ebenso darauf achten, dass sie nicht so locker sitzt, sodass Lücken an den Seiten entstehen. Wer Lese- oder Sonnenbrille trägt: Erst die Maske, dann die Brille aufsetzen.
Photo Credit: Catwalkpictures
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Kommentare

  • Ani sagt:

    Liebe Margit,

    Du zitierst Dr. Wexlers Empfehlung nach einer Hautpflege, die reich an Hyaluronsäure, Ceramiden und Niacinamide sein sollte. Auf welches Produkt trifft das denn zu? Ich konnte bei meiner kurzen Recherche leider keine passenden Ergebnisse finden. Oder gibt's so eine Hautpflege gar nicht und man muss selbst mehrere Produkte kombinieren?


    Viele Grüße!
    • Margit Rüdiger sagt:

      Liebe Ani,

      Dr. Wexler hat in USA eine eigene Serie, einige Produkte findet man ab und an auf amazon. Schicken aus USA ist aber meist nicht unkompliziert.

      Ich würde dir empfehlen, eine Gesichtscreme zu nehmen, die Hyaluronsäure und Ceramide beinhaltet (z.b. Hyaluron Benefit plus Creme von Klotz Labs) und dann einfach ein Niacinamide-Serum druntermischen (z.b. 10% Niacinamide Booster von Paula's Choice). Du gibst etwas von der Creme in den Handteller und 2-3 Tropfen des Serums dazu. Dann auftragen. So mache ich es zu mindest. Die beiden genannten Produkte kenne ich persönlich, aber es gibt sicher auch noch andere. Ich hoffe, ich konnte dir damit helfen. Liebe Grüße, Margit