Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt

Hochsaison für Handcremes

So oft wie in den letzten Wochen habe ich meine Hände noch nie gewaschen und desinfiziert. Man sieht es ihnen leider auch an. Eine echte Schlappe für „unsere Visitenkarte“, wie man die Hände so gerne bezeichnet. Geht fast jedem so. Deshalb liste ich Euch hier pflegende Gegenmaßnahmen auf.
Sobald die Läden wieder geöffnet hatten, habe ich geshoppt. Nein, keine Trend-Klamotten, sondern Lederhandschuhe, Cabrio-Style in mehreren Farben, die man gut mit Lederseife waschen kann. Ich mag einfach keine Plastik-Fingerlinge. Sie erinnern mich entweder OP-Saal oder Diesel-Mief an der Tanksäule. Und meine Hände verdienen nach dem häufigen Desinfizieren zumindest einen Schutz mit Stil. So dachte ich zumindest. Also Maske auf, neue Handschuhe an und rein in einen Laden. Klein und menschenleer war er.
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Hallo, ich möchte hier einkaufen! Model bei Dsquared2, Herbst/Winter 2015
Die Besitzerin kam mir schon an der Eingangstüre mit erhobener Desinfektionsflasche entgegen. „Stopp, ich muss Ihre Hände einsprühen“, forderte sie. Meinen Einwand, dass ich die Handschuhe gerade frisch angezogen hätte und schon davor meine Hände desinfiziert wurden, ließ sie nicht gelten. Also doch keine so gute Idee. Nur im Supermarkt kann ich die Lederhandschuhe zum Schieben der desinfizierten Einkaufswagen ungehindert tragen. Glücklicherweise gibt es ja noch andere Pflege-Einheiten für meine strapazierten Hände, die jetzt auf meiner täglichen To-do-Liste stehen.

Es geht auch sanfter

Klassische Desinfektionsmittel wie das altbewährte Sterillium in der blauen Flasche, das auch zur chirurgischen Händedesinfektion seit 50 Jahren verwendet wird, enthalten Substanzen, die die Haut stark austrocknen. Vor allem Alkohole wie Ethanol oder Isopropanol, dazu Ketone wie Butanon, das neben Aceton als eines der wichtigsten industriell genutzten Lösungsmittel eingesetzt wird. Krankheitserreger werden dadurch zwar verlässlich eliminiert, aber gleichzeitig greifen sie den natürlichen Säureschutzmantel der Haut an. Sie entziehen ihr Fette, sodass sie spröde und rissig wird. Ich setze deshalb auf Desinfektionsmittel von Beautymarken, die nicht nur die bösen Keime im Visier haben, sondern auch das Wohl der Hände.
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Autofahrerhandschuhe von Chanel
Beispielsweise benutze ich den „Hand Sanitiser“ von Margaret Dabbs aus London. Er enthält immer noch den nötigen Anteil von mindestens 60 Prozent Alkohol, ist aber angereichert mit Hanfsamenöl und Weißwasserlilie. Das antiseptische Gel von Grown Alchemist mit 70 Prozent Ethylalkohol, Hyaluronsäure und Antioxidantien gibt es sogar im 500 ml-Pumpspender (>>>). Ist die Haut bereits sicht- und spürbar geschädigt, sollte man darauf achten, dass das Produkt keine Duftstoffe enthält. Sie könnten kleine Entzündungen verschlimmern. Also erst den Riechtest machen. Bei besonders künstlichen oder fruchtigen Gerüchen besser Hände weg.

Welche Seife nehme ich?

Händewaschen war bisher ein normaler Reinigungsprozess, den wir schon als Kleinkind eingebläut bekamen. Um sich vor dem Covid-19-Virus zu schützen, wird jedoch empfohlen, die Haut mindestens 20 Sekunden lang einzuseifen und das so oft wie möglich. Häufiges Waschen mit stark duftenden Seifen kann wiederum zu Hautreizungen führen. Klassische Kernseife kommt ohne Zusatzstoffe und Synthetik aus. Auch flüssige „Arztseifen“ sind parfümfrei. Etwas mehr an Pflege bieten Blockseifen, die übrigens ohnehin wieder in Mode sind.
Sie werden aus natürlichen Substanzen wie Oliven-, Palm- oder Kokosnuss hergestellt. Eine Extraportion Pflege und Hautschutz erreicht man auch mit Babyöl. Es verleiht der Haut einen schützenden Öl-Film und spendet den ganzen Tag Feuchtigkeit. Das Waschwasser sollte auch nicht sehr warm oder gar heiß sein. Je kühler, desto weniger wird die natürliche Schutzschicht der Haut strapaziert. Und übertreiben muss man es auch nicht. Es reicht, die Hände zu waschen oder sie zu desinfizieren. Sind sie wirklich schmutzig, sollte man sie mit Seife und Wasser reinigen. Wenn sie eigentlich „sauber” sind, reicht ein Desinfektionsmittel.
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Givenchy , Herbst/Winter 2020

Ruhig häufiger cremen

Auch Handcreme-Verweigerer müssen sich jetzt zur Cremetube bekennen, damit die Hände vorzeigbar und gesund bleiben. Denn auf das regelmäßige Waschen und Desinfizieren werden wir noch lange nicht verzichten können. „Einmal desinfizieren, fünf Mal eincremen”, lautet die Faustregel von Prof. Christian Raulin, Dermatologe in Karlsruhe. Deshalb ist es umso wichtiger, in eine gute Handcreme zu investieren. Aber was heißt „gut“? Auf keinen Fall sollte sie über einen hohen Wasseranteil verfügen. Der kann spröde Haut sogar noch spröder machen. Besser sind fetthaltige Handcremes, Balsame oder Salben, beispielsweise mit Urea, Glycerin oder pflegendem Kokos-, Jojoba- oder Mandelöl.
Auch natürliches Bienenwachs tut den Händen gut. Es zieht schnell ein, beruhigt gereizte Haut und fettet nur schwach. Ungünstig sind mineralölbasierte Fette und Wachse, die aus Erdöl gewonnen werden. Dass sie gesundheitsschädlich sind für den Organismus, stand in der Diskussion, konnte aber nicht bewiesen werden. Tatsache ist aber, dass sie die Haut abdichten und diese nicht mehr richtig atmen kann. Der lindernde Effekt bei Trockenheit und Rauigkeit der Hände ist auch nur kurzfristig. Unter der Schutzschicht der Mineralöle bleibt die Haut genauso angespannt und gestresst wie zuvor.
In jedem Fall nach dem Händewaschen immer ein paar Minuten warten, bevor die Creme an der Reihe ist. Braucht die Haut noch mehr Pflege, weil sie juckt oder rissig ist, kann man über Nacht eine Handmaske wirken lassen: Creme dick auftragen und leichte Baumwollhandschuhe darüber anziehen. Und auch wenn es lästig ist, und man damit weniger Gefühl in den Händen hat, tragen Sie beim Putzen und Abwaschen von Geschirr Gummihandschuhe. Ich tue es auch, weil meine schönen Ledernen würden es mir übel nehmen!
Photo Credit: Catwalkpictures
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Menio56 sagt:

    Tolle Mode! Das Oberteil des erstes Bildes erinner an ein Maori Tattoo. Sieht echt cool aus.