Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt

Wie Hanf die Haut „high“ machen soll

Hanf = Cannabis = Marihuana = Joint = high. So sah die Gleichung bisher aus. Im Freundeskreis habe ich immer wieder mehr oder weniger lustige Geschichten dazu gehört. Die Jugendclique, die im Garten ein paar Samen aussäte und die ahnungslose Mutter, die die „schöne Pflanze“ mit den fingerähnlichen Blättern fleißig goss. Ein anderer Freund mit österreichischem Pass, der auf seinem Balkon Marihuana züchtete, stand kurz vor der Ausweisung als ein Nachbar die Pflanzen identifiziert und ihn verpfiffen hatte. Schon seit den 1920er Jahren ist der private Anbau von Hanf in Deutschland gesetzlich verboten und bereits die Beschaffung der Samen ist illegal. Wie in vielen Ländern der EU braucht man auch hierzulande eine behördliche Genehmigung, um Nutzhanf anzubauen. Aber auch dann darf er nur einen Gehalt von unter 0,2 Prozent des psychoaktiven Cannabinoids THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol) enthalten.

Unschuld oder Droge?

Aber was genau unterscheidet Hanf, Cannabis und Marihuana? Cannabis ist ursprünglich das lateinische Wort für Hanf, wobei die Genetik inzwischen abweicht. Durch Kreuzungen wurden Cannabispflanzen mit einem hohen THC-Anteil geschaffen, die als Rauschmittel dienen. Dazu werden hauptsächlich feminisierte Samen genutzt, damit sich die Pflanzen nicht gegenseitig bestäuben. Ist die Cannabispflanze dann gereift, produziert sie trichomreiche, also stark behaarte und unbefruchtete Blüten, in denen mehr als 100 Cannabinoide stecken. Das berauschende THC ist nur eines davon.
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Nutzhanf
Marihuana oder Gras nennt man die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze. Je nach Qualität, Herkunft, Anbaumethode und Trocknungsgrad reicht dessen Farbe von grün bis bräunlich, manchmal auch weiß oder leicht lila. Und Haschisch ist das gesammelte und meist gepresste „Harz“. Es wird aus den Blüten und den mit Harzen besetzten Blättern gewonnen. Seine Färbung reicht je nach Qualität und Herstellungsmethode von hellem Grau-Braun bis zu mattem Schwarz. Dagegen werden Hanfgewächse, die für kosmetische und essbare Produkte dienen sollen, so gezüchtet, dass kaum noch etwas von der psychoaktiven Substanz darin vorhanden ist. Aus Nutzhanf erfolgt beispielsweise die Herstellung von Hanf-Samenöl. Aus den Blüten, Blättern und Stängeln wird auch das bekannte Cannabidiol-Öl (CBD) gewonnen. Es enthält in der Regel nur das Cannabinoid Cannabidiol und weist einen THC-Gehalt von unter 0,2 Prozent auf. High wird man davon mit Sicherheit nicht, allenfalls von dem positiven Effekt auf Gesundheit und Schönheit.

Kosmetik statt Kiffen

Inzwischen macht Hanf als Superfood und in der Beauty Karriere. Von Hanftee über Hanfmüsli wird der Samen der Pflanze wegen seiner essentiellen Nähr- und Vitalstoffe gelobt. Hanfsamen als Nahrungsergänzungsmittel verfügen beispielsweise über einen hohen Protein-Gehalt und wichtige Aminosäuren, die der Körper nicht selbst produzieren kann. Ungesättigte Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren wirken regenerierend und zellerneuernd. CBD kommt in Pflege-Produkten vorwiegend in Kombination mit Hanföl vor. Da die CBD-Substanz kristallförmig ist, braucht sie ein Trägermaterial wie Öl, um daraus ein Kosmetikum zu herzustellen. Während Hanföl aus den Samen der Hanfpflanze einfach nur kaltgepresst wird, ist die Produktion von CBD-Öl aufwändiger. Der CBD-Anteil muss extrahiert und isoliert werden, um dann daraus mit Zugabe verschiedener anderer Substanzen ein CBD-Produkt zu kreieren.
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CBD aus dem Labor
Olivenöl ist die am häufigsten verwendete Basis für CBD-Öl. Hanf-Kosmetika sind inzwischen jedenfalls ein echter Trend. Aber auch nicht unverdient. Sie bieten ein paar gute Argumente für die Haut. An oberster Stelle steht die Befeuchtung. Die Komponenten des Öls fungieren beispielsweise als Weichmacher. Das soft-geschmeidige Gefühl auf der Haut entsteht, indem sie in der äußersten Schicht der Oberhaut, der sogenannten Hornschicht (Stratum Corneum), wie ein Schmiermittel agieren. Sie füllen die Spalten zwischen den Zellen auf, die sich aufgrund von Feuchtigkeitsmangel abschilfern würden. Hinzu kommen die antioxidativen Qualitäten des Öls und damit ein Anti-Aging-Effekt durch Gamma-Linolsäure und die Jugend-Vitamine A, C und E. Außerdem wirkt es anti-imflammatorisch und anti-bakteriell. Studien belegen den Benefit bei Hautkrankheiten wie Akne, Rosazea, Ekzemen und auch Psoriasis (Schuppenflechte). Die Repair-Wirkung auf geschädigte Hautzellen liegt darin, dass auf jeder Körperzelle Cannabinoid-Rezeptoren sitzen, an denen CBD andockt und die Mitochondrien, die sogenannten Kraftwerke unserer Zellen, zu Höchstleistungen anspornt.

Bearbeitet oder Natur pur?

Hanföl findet man inzwischen in vielen Kosmetika: Ampullen und Öle fürs Gesicht, Lotionen, Balm, Seife und Badezusätze. Hanföl ist normalerweise gut verträglich. Trotzdem ist es möglich, dass eine Haut wie bei jedem Naturprodukt mit Irritationen wie Rötungen oder Juckreiz reagieren kann. Auch hier empfiehlt es sich beim Kauf immer einen Blick auf die Inhaltsstoffe zu werfen. Manche Hersteller preisen ein „Hanf“-Produkt an, obwohl es kaum etwas von dem Öl enthält, nur um es als solches verkaufen zu können. Auf der INCI-Liste muss Hanföl (englisch hemp oil) zwar nicht an erster Stelle der Inhaltsstoffe stehen, sollte aber weit oben rangieren. Findet man es an letzter Stelle der Inhaltsstoffe, besagt es, dass der Hanfanteil verschwindend gering ist. Ein Produkt zu kaufen, nur weil es Hanföl beinhaltet, ergibt wenig Sinn. Man sollte stets in Betracht ziehen, wofür das Produkt entwickelt wurde und, was die eigene Haut gerade braucht. Ist sie trocken, nützt ihr eine reichhaltigere Creme mehr als eine leichte Lotion. Auch die übrigen Wirkstoffe spielen eine Rolle.
Ist Hyaluronsäure zugefügt, erhöht sich die befeuchtende Wirkung. Sucht man eher einen Anti-Aging-Benefit, ist es gut, wenn auch noch Retinol oder Glykolsäure auf der Liste stehen. Wenn die Haut es verträgt, kann man auch ein nicht raffiniertes, also pures Öl vom Hanfsamen verwenden. Beispielsweise anstelle von Serum ein paar Tropfen im gereinigten Gesicht einmassieren, oder nach dem Duschen als Körperöl benutzen. Ebenfalls geeignet ist es als Trägeröl in der Aromatherapie. Hanföl gehört zu den trockenen Ölen. Das bedeutet, dass es schnell einzieht und keinen unangenehmen Fettfilm hinterlässt. Außerdem verstopft es die Poren nicht (non-comedogen), eignet sich also auch für ölige Haut. Nachteil: Unraffiniertes Hanföl wird schnell ranzig. Am besten bewahrt man es deshalb im Kühlschrank auf.

CBD als heilende Kraft

Das Wissen um die Wirkung der Cannabinoide ist noch längst nicht ausgereizt. Am intensivsten erforscht ist Cannabidiol (CBD), auch im Hinblick auf seine medizinische Wirkung. „Aktuell legen über 420 international angelegte Studien und Untersuchungen nahe, dass CBD bei einem breiten Indikationsspektrum positive Anwendung finden kann und über ein großes therapeutisches Potenzial verfügt“, sagt Mario Eimuth, Mitbegründer von ADREXpharma. „Die Bandbreite reicht hierbei von entzündungshemmender, antibakterieller und schmerzlindernder Wirkung bis hin zu beruhigenden und stabilisierenden Begleiterscheinungen.“ Anders als viele pharmazeutische Schmerzmittel macht CBD nicht abhängig, wie im „Journal of Experimental Medicine“ schon 2012 nachzulesen war. Auch die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hält die Substanz für unbedenklich. Der Report ist hier nachzulesen >>>
In Hollywood schwören Stars wie Dakota Johnson oder Jennifer Aniston bei Stress, PMS, Flugangst und Schlafstörungen auf die Wirkung medizinischer Cannabis-Produkte. Auch bei Stimmungsschwankungen und anderen Beschwerden in den Wechseljahren sollen sie helfen.
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Dieses Nahrungsergänzungmittel mit 4 Prozent CBD wird dreimal täglich à drei Tropfen zu sich genommen

Warum CBD wirkt

Die Wissenschaftlicher, die die Wirkung von Cannabis im menschlichen Körper genau unter die Lupe genommen haben, machten eine sensationelle Entdeckung: Sie fanden das sogenannte Endocannabinoid-System, kurz ESC, das körpereigene Cannabinoide produziert. Und nicht nur das. Es ist eines der wichtigsten physiologischen Systeme in unserem Organismus. Denn es ist entscheidend für die Gesundheit und Regulierung verschiedenster Körperfunktionen. Beispielsweise steuert es die Serotonin-Ausschüttung. Das ist jener Botenstoff, der unser Immunsystem, unsere Laune und unseren Schlaf steuert. Und weil CBD unmittelbar mit unserem Endocannabinoid-System agiert, kann Cannabidiol eine unterstützende Wirkung ausüben. Im Handel sind Öle und Kapseln in unterschiedlich hoher Konzentration erhältlich. Zu deren Bioverfügbarkeit im Körper erklärt Mario Eimuth: „Durch die sublinguale Einnahme des Öls gelangt das CBD schneller in den Blutkreislauf, da es über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Nimmt man die Kapseln ein, müssen sie erst über den Magen verstoffwechselt werden, was eine zeitliche Verzögerung bedeutet.“
Dass die Einnahme von Hanföl auch der Haut was bringt, darf man allerdings nicht erwarten. Dazu sind die Wege zu lang und die Konzentration nicht ausreichend. Noch sind Nahrungsergänzungsmittel mit CBD im freien Handel erhältlich. Doch es gibt Bestrebungen, durch die sogenannte Novel Food (neuartiges Lebensmittel)-Verordnung der EU, dass sie in absehbarer Zeit nur noch über Rezept, also auf Verschreibung durch einen Arzt, bezogen werden können: leafly.de/novel-food-verordnung-einschraenkungen-cbd-produkte/

Noch ein Wort zur Qualität

Beim Kauf eines CBD-Produktes sollte man unbedingt darauf achten, dass es sich um eine hochwertige Qualität handelt und der Nutzhanf zu 100 Prozent europäischer Herkunft ist. Denn Hanf gilt als Bio-Akkumulator. Das bedeutet, dass die Pflanze bei einem nicht organischem Anbau alle Schadstoffe aus seiner Umgebung in sich aufnimmt. „Wenn man nicht genau weiß, woher die Produkte stammen, kann es sein, dass sie nicht die angegebenen CBD-Werte beinhalten oder dass sie Blei oder Kadmium enthalten, da die Pflanze Schwermetalle aus dem Boden zieht. Und das wäre klar kontraproduktiv“, bestätigt Mario Eimuth. Deshalb Vorsicht bei online-Bestellungen. Mehr Sicherheit hat man in der Apotheke.
Photo Credit: Adrexpharma
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Kathrin Bierling sagt:

    Liebe Margit, Danke! Endlich kenne ich mich mal mit den Drogen aus 😉 Ich habe die Körperlotion mit CBD von Adrexolin von Mario zugesendet bekommen und verwende sie gerade, wenn kein Lippenbalm mehr hilft. Ich schmiere mir die Lotion dann einmal um den Mund und habe für den Rest des Tages Ruhe. Soviel zu meiner persönlichen Studie 🙂
    • margit sagt:

      Liebe Kathrin, freut mich, dass du dich weiterbilden konntest ? und danke, was den Input zu der Adrexolin-Körperlotion betrifft. Persönliche Erfahrung sind immer am besten ?