Wer folgt bei Condé Nast auf Moritz von Laffert?

Die Headhunter sind auf der Jagd. Ich warte quasi stündlich auf einen Anruf. Ich meine, wer sonst sollte den Lifestyle-Verlag Condé Nast wieder auf Spur bringen? Mit so Titeln wie Vogue und GQ darf jetzt nicht mehr zimperlich umgegangen werden: Entweder die totale Verramschung oder hochwertiger Nischen-Journalismus. Das, was da gerade irgendwo dazwischen betrieben wird, ist jedenfalls nicht die Zukunft.
Das sehen die, die über dem deutschen Geschäftsführer in New York und London stehen, hoffentlich auch so. Vor allem, nachdem sie das Digitalgeschäft verbummelt haben. Das ist eine Leistung gewesen: Style.com, einst beliebtestes Nachschlagewerk und News Ticker von Condé Nast für Modeliebhaber weltweit, existiert heute nicht mehr. Die Seite leitet auf Farfetch.com um, nachdem die hauseigenen Bestrebungen, aus Style.com eine E-Commerce-Plattform zu machen, scheiterten. Die CN-Eigentümerfamilie Newhouse hatte Jahre zuvor schon in die erfolgsversprechendere E-Commerce-Plattform Farfetch investiert.

Mit gutem Modejournalismus kann man kein Geld verdienen?

Es dauert nicht mehr lange, da wissen Teenager nicht mehr, wofür Vogue steht. Ist das nicht dieser Shop in Metzingen? Auch so eine Leistung des Hauses, den wertvollsten Namen im Modejournalismus zu verspielen. Ich glaube, Journalismus und Vogue, diese beiden Begriffe, bringt heute keiner mehr zusammen. Aber an all dem ist natürlich nicht Moritz von Laffert schuld.
Der Verlagskaufmann wurde vor zehn Jahren als Nachfolger für Bernd Runge geholt – um einzusparen, hieß es nicht einmal hinter vorgehaltener Hand. Das tat er auch, vor allem bei den Druck- und Mietkosten. Zum Investieren wurde er nicht geholt – diese Zeiten sind bei Condé Nast einfach vorbei, zumindest was das Investieren in Print angeht, versteht sich.
Nun kann nicht weiter eingespart werden – außer vielleicht Leute zu entlassen oder ganze Hefte einzustellen. Oder zu veräußern? Myself ist bereits bei einem anderen Verlag, der Funke Mediengruppe, untergebracht. In Holland gehören Vogue und Glamour schon zum Verlag von Elle und Harper's Bazaar, zum Hearst-Verlag >>>. Weder die eine noch die andere Weiterentwicklung möchte man Herrn Laffert zumuten und er sich selbst natürlich auch nicht, munkelt man. Dafür braucht es jetzt einen neuen Geschäftsführer. Denn Laffert verlässt das Haus „im Laufe des nächsten Jahres”.

Wer könnte Nachfolger von Moritz von Laffert werden?

  • Christiane Arp. Huch, warum denn die? Sie scheut sich nicht, in zu große Fußstapfen zu treten.
  • Anita Tillmann. Diese Frau liebt die Mode und kann sie in Deutschland groß machen, zumindest größer als es Christiane Arp kann. Ich halte sie für weniger bestechlich als Journalisten und für eine hervorragende Netzwerkerin. Sie wäre meine Wahl für ein positives Zukunftsszenario.
  • Angela Merkel hat bald Zeit und der Condé Nast-Verlag wäre eine Herausforderung der anderen Art. Allein die Vorstellung, dass sie sich mit Tom Junkersdorf (CR bei der GQ) auseinandersetzen müsste! „Aha, und dann fotografieren sie also ihre Socken im Flugzeug und alle PR-Leute so 'yay'?”
  • Ich. Damit ich jemanden einstellen kann, der aus der deutschen Print-Vogue wieder eine Vogue macht – also ein Magazin, über dessen Inhalte diskutiert wird. Und damit ich die Onlineseiten auf Modepilot umleiten kann.
  • Und nun bitte ich zur völlig unparteiischen Abstimmung: Wer sollte Euerer Meinung nach die Budget-lose Führung bei Condé Nast Deutschland übernehmen?

    Wer soll es werden?

    Photo Credit: Netflix
    Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

    Kommentare

    • katha sagt:

      Gibt es auch schon eine Online-Petition für dich, Kathrin? Ich möchte sofort unterschreiben!!
      • Kathrin Bierling sagt:

        Haha, Danke, liebe katha! 🙂
    • Hannes sagt:

      Vielleicht hätte ja ein kompetenter Entscheider dieses desaströse Helene Fischer Cover für den Januar verhindern können. Oder ist jetzt alles egal?
      • Kathrin Bierling sagt:

        Ach, Hannes, ich weiß es doch auch nicht. Ist es ihnen egal oder können sie nicht besser? Beides schlimm.
    • Karsten sagt:

      besten Kathrin