Auf der Kindermodenmesse Pitti Bimbo

Das Schöne bei Kindermode ist, dass sie weniger Trends als Bewegungsfreiheit unterliegt. Sollte man meinen. Wenn man sich allerdings die ersten 20 Stände auf der italienischen Modemesse ansieht, so staunt man − als Deutsche. Italienische Kinder bewegen sich in Kinderkleidern, die aussehen wie Brautkleider ganz selbstverständlich. Selbst Strampler in Bräutigam-Ästhetik bleiben auf magische Weise fleckenlos, wenn sie ein französisches oder italienisches Kleinkind trägt.
Mit Benjamin auf der Pitti Bimbo
Mit unserem Sohn Benjamin vergangene Woche auf der Pitti Bimbo in Florenz
Doch die Pitti Bimbo (bimbo = ital. für Kleinkind), die schickste und luxuriöseste Kindermodenmesse der Welt, bietet auch andere Themenwelten an. Nach dem Dolce & Gabbana-Stand, zwischen Wildledersandalen in Salbei-Grün des französischen Labels Pom d'Api und den Sonnenhüten mit Nackenschutz aus Bio-Musselin von Jamiks aus Polen (>>>) fühle ich mich wohl. Ich finde viele Marken, die unaufgeregt, geschmackvoll und nur mit rein natürlichen Materialien arbeiten (UPA >>>, My Memi >>>) und kreative, neue Konzepte anbieten.
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Sandalen von Pom d'Api − Das Label aus Frankreich feiert dieses Jahr 50-jähriges Bestehen

Pitti Bimbo 2023

Zu den Kreativsten zählen die liebevoll gearbeiteten Kostüme von Gnomo Magic Factory aus Georgien, wo sonst nur billige und teils kratzige Karnevalskostüme aus China zu bekommen sind. Welches Land kennt das nicht? Die weichen Zauberer- oder Octopus-Capes von Gnomo hingegen möchte man (als Kind) nicht mehr ausziehen und vor allem immer und immer wieder tragen. Und das ist auch die Idee der Macher: keine Wegwerfprodukte, sondern Verkleidung, das zum täglichen Spielzeug zählt.
Octopus Gnomo Magic Factory Modepilot
Mein Favorit: Der Octopus (steht Kindern besser)
Da schlägt das Modejournalistinnen-Herz. Denn sich frei und phantasievoll mit Kleidung ausdrücken zu können, gehört zum täglichen Luxus. Kinder sollten diesen erst recht genießen dürfen.

Kindermode mit Affirmationen

Auch die Muster von Akwa haben eine schöne Bedeutung. Die Farben leuchten, strotzen vor Energie, und sind voller Symbolik. So steht eines der Muster mit seinen gelben Blumen und Löwen auf einem pink-grünen Labyrinth mit alten nigerianischen Schriftzeichen in Weiß für die Affirmation: I am loved, I am courageous, I celebrate color.
Akwa kids fashion from africa Modepilot
Bereichert die Kindermode: Muster von Akwa
Die Blume steht für Liebe, der Löwe für Mut und die weißen Schriftzeichen stehen für das CHI. Es ist das innere Licht, das einem den richtigen Weg zeigt. Die Symbolik entstammt der Sprache und der Kultur von Ogo Mkparu, dem Mitbegründer der Marke. Zusammen mit seiner Frau hat der frühere Immobilienmakler aus London mit nigerianischen Wurzeln beim dritten Kind der Sprung aus der Häuserbranche in die Modebranche geschafft, auch mit der Hilfe eines langjährigen, italienischen Freundes, der ihn überredete. Produziert wird in der Türkei, weil das Ehepaar nur dort die GOTS-zertifizierte Ware (Verbot von Kinderarbeit und Diskriminierung am Arbeitsplatz) sicherstellen kann. Die Qualität ist aus Bambusviskose und Biobaumwolle, auf welcher die Muster gedruckt werden, ist weich und leicht und elastisch − bester Rumtoll-Stoff.

Lieblingslooks für Jungs und Mädchen

Meine Lieblingsoutfits für den nächsten Sommer fand ich bei MarMar Copenhagen für Jungs und bei UPA für Mädchen.
 
Das Jungs-Outfit ist in Creme und Blaugrau gehalten und aus Baumwolle. Das Mädchen-Outfit stellte ich im Rahmen eines Stylingspiels zusammen. Es besteht aus einer Leinenshorts und einem Leinentop von UPA. Die Schuhe stammen von Pisamonas aus Spanien und die Pony-Handtasche vom Accessoire-Label Mimi & Lula aus London − Die hat Benjamin ausgesucht.
Wer sich noch mehr in aktuelle Kindermode einlesen möchte, dem empfehle ich die Magazine Liz & Lou und Baby & Junior. Die Redakteurinnen waren in Florenz auch vor Ort. 
Und demnächst hier auf Modepilot.de: ein Stylingtrend, den ich mir von der Kindermodenschau auf der Pitti Bimbo abgeschaut habe.
Photo Credit: Maria Stella und Kathrin Bierling für Modepilot, Pom d'Api, Akwa
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

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