Neues vom Beauty Pro: Porentief nachgefragt

Welche Weißmacher-Tropfen sind schädlich und welche nicht?

Sind die beliebten Weißmacher-Tropfen so harmlos wie es scheint?
Unter Schauspielern und Models sind die Augentropfen, die Rötungen lindern und das Augenweiß verstärken, sehr beliebt. Designerin Victoria Beckham schwört, wenn sie nicht gerade Sonnenbrille trägt, auf die japanische Marke Rohto, die nach Lychee duftet. Andere Weißmacher-Tropfen heißen Gouttes Bleues oder Collyre Bleu Laiter. Sie alle sind übers Internet rezeptfrei erhältlich. Schon aus diesem Grund sollte man die Inhaltsstoffe, gerade bei ausländischen Produkten, genauer unter die Lupe nehmen. Rohto-Tropfen aus Japan enthalten beispielsweise Borsäure, einen Arzneistoff, der in Deutschland unter anderem auch in Otologika nicht mehr verwendet werden darf. Er ist als reproduktionstoxisch (fruchtbarkeitsgefährdend) eingestuft.
Augenweiss-Tropfen Modepilot
Sind hier Augenweiß-Tropfen im Spiel oder einfach nur ein kontrastreiches Augen-Make-up? Backstage bei Guy Laroche, Frühjahr/Sommer 2020

Weißmacher-Tropfen ohne Borsäure

Harmloser sind die blaufarbenen Gouttes Bleues aus Frankreich, die auf destilliertem Blütenwasser basieren – darunter Kornblume, Kamille und Hamamelis – und Methylenblau. Letzteres ist auch in den ebenfalls blauen Collyre Bleu Laiter-Tropfen enthalten, wirkt desinfizierend und soll die geröteten Augen wieder weiß strahlen lassen. Ganz so ungefährlich kann die Substanz allerdings auch nicht sein und sie ist sicher nicht für den Dauergebrauch geeignet. Wenn schon der Hinweis besteht, dass flexible oder weiche Kontaktlinsen dadurch verfärbt werden können!
Auch bei uns gibt es jede Menge Augentropfen, die den Rötungen entgegenwirken. Doch einen echten Weißmacher wird man vergebens suchen. „Auch wenn sie als solche angepriesen werden, sind es im Prinzip keine richtigen Weißmacher“, sagt Elisabeth Kalusa, Pharmazeutin aus Seefeld. „Die Wirkung wird über eine Verengung der Gefäße erreicht, wie zum Beispiel durch Tetryzolin.“ Also handelt es sich dabei eher um eine Antireizung-Strategie als einen Weißeleffekt für die Lederhaut, die die weiße Fläche im Auge bildet.

Woher kommt die Rötung?

Sklera auch Sclera (griechisch sklēros, zu deutsch: hart) ist der medizinische Fachausdruck für die weiße Augenhaut. Sie umschließt den Augapfel fast vollständig und schützt ihn vor äußeren Einwirkungen. Im vorderen Bereich des Auges wird sie von der transparenten Bindehaut bedeckt. Erscheint die Lederhaut leicht bläulich, liegt es daran, dass die darunter liegende Aderhaut durchscheint. Das kann Veranlagung sein oder eine geringere Dicke, wie sie nach einer Entzündung auftritt. Bei vermehrter Durchblutung der tief liegenden Gefäße der Lederhaut färbt sich diese rötlich. Zigarettenrauch, trockene Luft wie aus Klimaanlagen, UV-Strahlung, gechlortes Wasser und Staub sind nur einige der Faktoren, die das Weiß im Auge röten können. Dabei kommt es jedoch auf das Maß und auf die Dauer an.

Office-Eye-Syndrom

Eine kurze Autofahrt bei eingeschalteter Klimaanlage verursacht normalerweise keine geröteten Augen, ein Langstreckenflug mit trockener, klimatisierter Luft dagegen schon. Und wer kennt das nicht: die eigenen müden Augen, die einen nach einem langen Arbeitstag am Computer gerötet aus dem Spiegel entgegenblicken? Man spricht deshalb vom Office-Eye-Syndrom. Schuld daran sind zwei Faktoren: Erstens fährt bei Müdigkeit der Körper viele Aktivitäten herunter und darunter auch die Produktion der Tränenflüssigkeit. Doch gerade der salzige Tränenfilm schützt das Auge vor Austrocknung, versorgt die Hornhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen und wehrt mit bakteriziden Substanzen Infekte ab.
Normalerweise werden bei jedem Lidschlag pro Minute fünf bis sieben Kubikmillimeter Flüssigkeit über das gesamte Auge verteilt, bevor sie in den Tränensack und von dort in die Nasenhöhle abfließt. Als Zweites sinkt bei einem starren, konzentrierten Blick wie vor dem Bildschirm oder beim Autofahren die Lidschlagfrequenz. Statt der normalerweise zehn bis fünfzehn Lidschläge pro Minute blinzeln wir weniger, oft nur einmal pro Minute. Auch dadurch trocknet die Augenoberfläche aus und wirkt gerötet. Wer konzentriert am Computerbildschirm arbeitet, sollte deshalb ganz bewusst mindestens zehn- bis fünfzehn Mal pro Minute blinzeln. Und ab und zu eine Pause einlegen: Die Augen für eine Minute schließen oder einfach in die Ferne schauen.

Alkohol und Kiffer-Augen

Wer zu viel getrunken hat, muss nicht lange nach der Ursache für seine roten Augen forschen. Alkohol entspannt die Blutgefäße, sodass mehr Blut durch die kleinen Äderchen im Auge fließen kann und dieses sich rötet. Ähnlich verhält es sich mit den roten Kiffer-Augen. Das psychoaktive Cannabinoid Tetrahydrocannabinol THC lässt den Blutdruck absinken, und dadurch bedingt werden die Blutgefäße in den Augen deutlicher sichtbar. Außerdem dehydriert der Cannabis-Konsum den Körper und somit auch das Auge.
Zusätzlich kann der aufsteigende Rauch, vor allem in geschlossenen Räumen, die Augen reizen. Die Kombination aus wenig Schlaf und umso mehr Zigaretten lässt ebenfalls rot sehen. Die Augen beginnen zu jucken, und je mehr man dem Juckreiz nachgibt, desto stärker fühlt es sich an als hätte man Sand unter den Lidern. Pollenallergiker haben häufig mit diesem Problem zu kämpfen. Auch hier gilt: Bloß nicht reiben, das verstärkt die Rötung. Zudem gelangen Keime und Bakterien ins Auge, was schlimme Infektionen hervorrufen kann. Eine kalte Kompresse, die für etwa 15 Minuten aufgelegt wird, kann Reizungen lindern. Augenärzte empfehlen ein bewährtes Naturheilmittel gegen Augenbeschwerden: Kompressen mit Augentrost (Euphrasia officinalis).
Augenweiss-Augentropfen Modepilot
Model backstage bei Isabel Marant, Frühjahr/Sommer 2020

Augeninnendruck checken lassen

Womit wir wieder bei unserem Ausgangspunkt, den gefäßverengenden Augentropfen, wären. Sie machen die Augen im Nu wieder weiß, versorgen sie ausreichend mit einem Feuchtmittel wie Hyaluron, und das Brennen hört auf. „Der Effekt hält etwa einen halben Tag“, sagt Apothekerin Elisabeth Kalusa. „Aber eine Daueranwendung ist nicht empfehlenswert. Besondere Vorsicht geboten ist vor allem bei erhöhtem Augeninnendruck.“ Oftmals plötzlich gerötete Augen können auf einen erhöhten Augeninnendruck hinweisen. Ab 40 Jahren sollte man den Sehnerv ohnehin alle zwei Jahre checken lassen, um ein Glaukom frühzeitig erkennen zu können. Keine Angst, es ist eine völlig schmerzfreie Untersuchung, die der Augenarzt mit der Spaltlampe vornimmt.

Anwendungsdauer für Weißmacher-Tropfen

Gefäßverengende Augentropfen sollte man generell nicht zu oft und maximal eine Woche lang benutzen, vor allem wenn Konservierungsmittel enthalten sind. Ein längerer Einsatz ist mit dem Risiko verbunden, dass die Augen austrocknen und die Bindehaut sich chronisch entzündet und verhornt. Sollten rote Augen über einen längeren Zeitraum bestehen, helfen weder Kompressen noch rezeptfreie Arzneimittel. Vor allem wenn Augenschmerzen, tränende Augen, Lichtempfindlichkeit oder Übelkeit hinzukommen. Das sind typische Symptome für eine Bindehautentzündung, gegen die der Arzt spezielle Augentropfen verordnen muss.
Geplatzte Äderchen im Auge sehen dagegen meist schlimmer aus als sie es sind und heilen in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen von selbst ab. Kommen sie allerdings häufiger vor, sollte man die Ursache von einem Arzt abklären lassen. Beispielsweise könnte der Blutdruck zu hoch sein. Ohne medizinische Indikation und lediglich aus kosmetischen Gründen regelmäßig zu „Weißmachern“ zu greifen, sollte man sich gründlich überlegen. Denn jeder Tropfen ist ein Eingriff in das natürliche Milieu des Auges.
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Photo Credit: Catwalkpictures
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