Die Schuhe der Saison: Mary Janes
In fast jeder Frau steckt noch immer ein Fünkchen Mädchen. Und diesen Herbst dürfen wir diesen Charakterzug modisch ausleben. Denn der Kinderschuh schlechthin, die Mary Janes, sind zurück und voll im Trend. Sie sind DER Schuh der Saison. Kaum eine Pre-Fall-Kollektion kam ohne sie aus:
Was sind Mary Janes und warum heißen die so?
Das Schuhmodell aus runder Vorderkappe, flachem Absatz und über den Spann verlaufender, seitlich zu schließender Ristspange ist Vielen aus ihrer Kindheit bekannt. Vor allem Mädchen tragen diese Art Schuhe vom Baby- bis zum Schulkindalter.
Mary Janes für Babys und Kinder
In den Sechzigerjahren kamen die Mary Janes auch für erwachsende Frauen in Mode. Pierre Cardin, Courrèges und viele andere holten die Mary Janes aus der Kinderecke und auf den Laufsteg. Wir erinnern uns an Twiggy, die kaum ein anderes Modell trug. Damals gab es die Mary Janes vor allem aus glänzenden Lackleder, was den mädchenhaften Charakter der Schuhe (absichtlich) noch verstärkte. Stichwort: Lolita Fashion. Ein kurzes Revival gab es auch Ende der 90er im Zuge des Punk-Schicks: DocMartens baute dem Kinderschuh eine dicke Sohle drunter. Dieses Modell kam gerade wieder in den Handel.
Mary Janes in der Geschichte
Das Schuhmodell (flach und mit Ristspange) wurde jedoch schon weit vor dem 20. Jahrhundert von Erwachsenen getragen: Bereits in der Renaissance waren die Spangenschuhe, wie man sie auch gerne nennt, beim Hofadel bekannt. Alte Gemälde beweisen es: Auf einem großen Portraitbild des Schlosses Fontainebleau trägt François I zum Beispiel schwarze Spangenschuhe, Henri VIII von England posiert in elfenbeinfarbenen Modellen mit seiner dritten Frau Jane Seymour.
Ihren heutigen Namen verdanken die Mary Janes einem US-Comicstrip aus dem Jahr 1902 mit Titel "Buster Brown". Der Amerikaner Richard Felton Outcault hatte die Geschichte um den Comic-Protagonisten Buster entworfen, einem kleinen, sehr bourgeois angezogenen, aber recht frechen Jungen, der jede Menge Streiche ausheckte. Seine Schwester hieß Mary Jane, wie übrigens auch die leibliche Tochter von Outcault. Der Comicstrip wurde ein solcher Erfolg, dass er sogar in den Zwanziger Jahren verfilmt wurde. Outcault verkaufte auf der Suche nach Merchandising-Geldern später die Rechte an ein Schuhunternehmen. Auch wenn heute keiner mehr den Comic-Strip kennt, Mary Janes Schuhe sind uns bis heute ein Begriff.
Mary Janes heute
Repetto war sicherlich einer der ersten Firmen, die das traditionnelle Schuhmodell nach dem Hype in den Sechzigern und Siebzigern wieder aus der Mottenkiste ins Rampenlicht beförderten. Die neuen Versionen haben entweder einen flachen und einen hohen Absatz und es gibt sie in vielen Farben.
Heute haben alle großen Herstellern Mary Janes im Angebot: Von Christian Louboutins bis zu & Other Stories gibt es sie in allen Preiskategorien. An diesem Schuh kommt man einfach nicht mehr vorbei. Jedoch ist das Ur-Modell stark ausgebaut worden. Den Kultschuh gibt es mit jedem beliebigen Absatz und verschiedenen Details im Design: flach oder als High-Heel, mit Block- oder Pfennigabsatz, vorne ganz rund oder etwas spitzer, die Ristspanne ganz schmal oder ganz breit, Verschluss dezent oder auffällig, ein oder mehrere Ristspannen-Schnallen, Kreppsohle oder Plateau...
Seht selbst:
Zu welchem Outfit passen Mary Janes?
Ich würde sagen zu jedem. Es ist mit den Mary Janes ungefähr so wie mit den Slippern, den Ballerinas oder den Loafers. Irgendwie passen sie immer. Sie funktionieren mit nackten Beinen und mit Strumpfhosen. Wer es besonders mädchenhaft mag, kann Socken reinziehen. Je nach Beinform passt er auch zu allen Rocklängen. Selbst zu Hosen schauen sie gut aus. Die Lookbooks beweisen es:
Und wer es nun nicht glaubt, dass Mary Janes so gut wie immer passen, für den gibt es zum Schluss noch ein paar Streetstyles, die letzte Zweifel ausräumen.
Also ich kaufe mir ein Paar!

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Photo Credit: Catwalkpictures, Barbara Markert für Modepilot
Kommentare
Gute Frage! Vielleicht ist das eine modische Gegenreaktion zum Genderbending? Oder eine Rückkehr zur Romantik (Die ist doch gerade auch in der Kunst scheinbar wieder angesagt.)?
Liebe Farbenfreundin: Bitte keine Nieten draufkleben, dann sehen sie aus wie die Valentino Rockstud und die kann man nun wirklich nicht mehr sehen.