Macht denn jetzt jeder, was er will?

Während in der Prêt-à-porter immer mehr Designermarken dazu übergehen, ihre gezeigte Kollektion sofort kaufbar zu machen und nicht etwa erst ein knappes halbes Jahr später, macht es das gehypte Modelabel Vetements nun Folgendes: Kaum als Gastmitglied im Couture-Kalender von Paris aufgenommen, plant es, im Juli die Frühjahrskollektion 2017 zu zeigen und nicht die Herbst/Winterkollektion 2016/17 wie andere Couture-Marken das dann tun werden. Begründung: Die Herbst/Winterkollektion habe man ja bereits gezeigt (Bild oben und Galerie unten).

Vetements Winterkollektion 2016/17

 
Dabei muss man aber wissen, dass Vetements erst seine allererste Couture-Show zeigen wird! Sehen die Macher von Vetements, darunter Demna Gvasalia, der mittlerweile auch amtierender Art Director bei Balenciaga ist, ihre vorherigen Kollektionen also auch als Haute Couture? Das finde ich bemerkenswert. Denn schließlich sah ich die Teile vom Laufsteg in den verschiedenen Boutiquen und an Freundinnen – von Einzelteilen oder Maßanfertigungen kann also nicht die Rede sein. Oder kann man als Gastmitglied schlichte Ready-to-wear bei der Haute Couture zeigen? Liegt dieses Durcheinander vielleicht daran, dass der Wächter der Haute Couture, Didier Grumbach, vor zwei Jahren im Alter von 77 Jahren in seine verdiente Rente gegangen ist? So lange man die wahren Schneiderkunst-Liebhanerinnen nicht verschreckt, soll es mir Recht sein.
Alles ist erlaubt in der Mode. Jeder macht sein Ding. Den Modezirkus kann man auch nicht ernst nehmen! Das ist alles fein und je mehr Freiheit sich die kreative Zunft nimmt, umso dynamischer wird das Modebild, von dem wir so gern berichten. Wir befinden uns in einer Umbruchstimmung – das ist immer der Anfang von etwas Neuem und das wird der Mode gut tun.

Vetements "Couture" im Onlineshop:

Photo Credit: Catwalkpictures
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