Diese drei Labels aus London solltet ihr im Auge behalten

...weil sie unglaublich selbstbewusste Mode machen und weil sie alle drei von Frauen entworfen werden. Denn es ist ja so: Noch immer steht an der kreativen Spitze eines Modehauses zumeist ein Mann. Die erfolgreichsten Designer in London? Auch Männer. Christopher Kane, Jonathan Anderson, Erdem Moraglioglu zum Beispiel.
Nun ist dieser Text weder ein Appell an eine Frauenquote im Fashion Week-Kalender noch an eine Obergrenze für Männer, die Frauenmode machen. Seit der vergangenen Saison aber sind einige wirklich talentierte Designer aus dem Schauenplan der London Fashion Week gefallen wie Jonathan Saunders, Richard Nicoll und Marios Schwab. Dafür sind drei junge Designerinnen hinzugekommen, die mit ihren Kollektionen jede für sich ein äußerst kluges Frauenbild prägen. Und wenn ich schonmal in Großbritannien bin, habe ich sie mir gleich als die neuen Spice Girls notiert – Baby Spice (Molly Goddard), Scary Spice (Faustine Steinmetz) und Sporty Spice (Danielle Romeril). Posh und Ginger entdecke ich vielleicht in der nächsten Saison noch.

Molly Goddard

Selbst die tougheste Frau möchte bei dem Anblick der Kollektion von Molly Goddard wieder ein Mädchen sein, mit Puppen spielen oder sich gleich selbst wie eine anziehen. Inmitten der Präsentation, in der man sich ein wenig wie durch ein surrealistisches Gemälde schreitend vorkam, wollte ich jedenfalls beides, die Puppen und die Kleider.
Molly Goddard hat ihren Abschluss am Central Saint Martins in London gemacht. Und die Kleider, die sie seitdem entwirft, mögen zuckersüß sein, sie zeugen gleichsam von beachtlichem Handwerk. Da wird Tüll kunstvoll gerüscht oder gerafft und dieser kleinkindliche Stil jede Saison überarbeitet. Meine Favoriten für Herbst/Winter 2016/17: ein himmelblaues Kleid aus Seidentaft und ein Babydoll-Dress aus senfgelbem, mit Blümchen bedrucktem Cord.
 

Faustine Steinmetz

Die Präsentation von Faustine Steinmetz wies zahlreiche Ähnlichkeiten mit einer Kunstausstellung auf: In der Tate Modern stellte die Designerin fünf weiße Kuben auf, in denen man die Models nur durch Gucklöcher betrachten konnte. Begleitet wurde die Präsentation von einem Audio Guide, über den sie die einzelnen Looks persönlich erklärte.
In der vergangenen Saison hat Faustine Steinmetz bereits reichlich Aufmerksamkeit durch ihre geschredderten und neukonstruierten Denim-Pieces generiert. Das hat ihre Marke so beachtlich wachsen lassen, dass sie in dieser Saison – der Umwelt und dem Wasserverbrauch zuliebe – auf Denim verzichtet. Stattdessen kommt handgewebtes Mohair wie klassisches Denim geschnitten und gesteppt daher, angereichert mit skulpturalen Metallic-Tops und Schlauchteilen aus gerippter Baumwollqualität.
 

Danielle Romeril

Fußballschals und historische Kostüme aus dem 16. Jahrhundert haben die neue Kollektion von Danielle Romeril inspiriert. Ersteres entdeckt man in Drucken und Stickereien, zweiteres in überdimensionierten Silhouetten. Auf den ersten Blick aber sah man den Looks ihre Referenz nicht an – was ich als durchaus positiv werte. Denn keines der Models wirkte, in der Installation aus aufgespannten Bändern in Hellblau, Rot und Grün (alle Farben, die die Kollektion bestimmten), verkleidet.
Stattdessen hätte man jedes einzelne Teil gleich in die Garderobe eines jeden supercoolen und sportlichen Mädchens hängen können. Das gekürzte Hemd mit geschlitzter Ellbogenpartie mit Tunnelzug zum Beispiel, der Parka aus Nylon mit seidiger Anmutung oder das luftig gestrickte Ensemble mit aufwändiger Stickerei.
 
Photo Credit: PR
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