Stimmt doch gar nicht! Mode-Mythen aufgeklärt

"Made in Italy" ist ein Qualitätssiegel.

Leider nein. Dadurch weiß man nur, wo der letzte Fertigungsschritt durchgeführt wurde, auch wenn es nur das Annähen der Knöpfe oder das Durchfädeln der Schnürsenkel betrifft. Außerdem: Der Produktionsstandort sagt wenig über die herrschenden Arbeitsbedingungen, die Ökobilanz oder das Know-how eines Unternehmens aus. Unternehmen können auch in Bangladesch fair und nachhaltig produzieren.
Lesetipp zu dem Thema: Etikettenschwindel in Europa

Es gibt kein öffentliches Foto von dem belgischen Designer Martin Margiela, der sich stets im Hintergrund hielt und anonym bleiben wollte.

Bis vor Kurzem stimmte das tatsächlich (bis auf eine unscharfe, briefmarkengroße Aufnahme aus den 80er Jahren). Nun tauchte doch noch ein Bild auf. Wer hätte gedacht, dass Margiela so ein heißer Feger ist? Hier geht's zum Bild.

Die eindrucksvollen Kreationen von Modedesignerin Marina Hoermanseder stammen aus dem 3-Drucker.

In der vergangenen Saison zeigte Marina eine kupferfarbene Korsage aus dem 3D-Drucker. Scheinbar war die Presse bei der Berlin Fashion Week so begeistert von Marinas skulpturalen Entwürfen aus Leder für die Saison Herbst/Winter 2016/17, dass die Journalisten annehmen MUSSTEN, sie seien auch das Ergebnis von Technologie. Diese falsche Annahme kursierte so weitläufig, dass die PR-Agentur kurz nach der Fashion Week Berlin in einem Sondermailing mit folgendem Statement darauf aufmerksam machte: „Alle aus Leder gefertigten Stücke entstehen in Handarbeit und bedienen sich keiner rein digitalen oder maschinellen Fertigungsmittel.“ Ja, auch die kleinen Blumen werden aus Leder ausgeschnitten und mit nassen Händen in stundenlanger Detailarbeit geformt.
Marina Hoermanseder
Model Antonia Wesseloh für Marina Hoermanseder Herbst/Winter 2016/17
Wolle darf auf keinen Fall in die Waschmaschine.
Doch, darf sie. Mit speziellem Waschmittel (kein Voll- oder Colorwaschmittel, das greift die Fasern an) und im Schonwaschgang. Das ist dann sogar schonender als Handwäsche. Nur vorsichtig „ausdrücken“, nicht auswringen. Zum Trocken auf ein ausgebreitetes Handtuch legen, damit sich die Form nicht verzieht.
Bei Modestrecken findet man nicht selten die Kennzeichnung "Preis auf Anfrage". Das bedeutet, der Preis steht noch nicht fest.
Kann, muss aber nicht stimmen. Wahrscheinlicher: Das Stück ist ein exzentrisches "Show-Piece", das Aufmerksamkeit schaffen soll. Eine Produktion ist gar nicht geplant, weil der Hersteller nicht damit rechnet, dass es sich verkauft oder eine vielfache Produktion zu kompliziert wäre. Oder: Die Blattmacher kennen den Preis, verschweigen ihn aber, weil die Summe absurd hoch ist und man einen Shit-Storm aufgebrachter Leser fürchtet.
Hier geht es zu Teil 1 der Serie: Modemythen
Photo Credit: Catwalkpictures
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Tobias sagt:

    Variante 4 zu „Preis auf Anfrage“: Die faulen Praktikanten der Blattmacher haben einfach vergessen, den Preis anzufragen.