Was man über die Givenchy Show wissen muss
Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll bei diesem Ausflug der Givenchy Modenschau nach New York.
Die Show hätte kaum symbol-geladener sein können. Es gab so viele Gründe und Anlässe, das Defilee dort und genau dort zu veranstalten (und eben nicht wie sonst in Paris), dass man eine 10-Punkte-Liste erstellen muss.
Was man über die Givenchy Spring/Sommer 2016-Show wissen muss
Uff. Dieser Part wäre geschafft. Es ist Zeit, endlich zur normalen Schauenkritik zu kommen.
Manchmal frage ich mich, ob Tisci vielleicht ein würdiger Nachfolger von Lagerfeld bei Chanel wäre. Seine Vorlieben für Dramatik sowie Schwarz und Weiß prädestinieren ihn für den Job. Auch diese Kollektion schwelgte in den Unfarben. Aber wie! Riccardo Tisci ist eine tolle Jubiläumskollektion gelungen, bei der er mit Bravour den Spagat schaffte, Couture alltagstauglich zu machen. Die weißen Tops sind Meisterwerke der coolen Umsetzung von Spitze. Nichts ist kitschig, nichts overdone. Asymmetrien, schräge Schnitte, wehende Bänder und fließende Silhouetten schaffen Modernität und sorgen für den nötigen Schuss "Casual-Feeling". Lingerie-Stil-Elemente werden mit maskulinen Formen verbunden und bringen Feminität wie auch Eleganz in die Outfits. Trotz der vielen ungefütterten Spitzenstoffe wirkt kein Modell zu sexy oder aufdringlich erotisch. Morgenmantel-ähnliche Coats verleihen einen zusätzlichen Kick an Frische und Coolness.
Bei den Männern hat Tisci diesmal auf offensittliche religiöse Stilelemente, wie Madonnen und Heiligen-Drucke, verzichtet und zeichnet eine maskuline Eleganz.
Die Haute Couture, die eigentlich pausiert im Hause Givenchy (es gibt keine offiziellen Schauen, sondern ab und an Präsentationen), ist wieder zu finden in Meisterstücken aus dem Atelier, wo die "Petit Mains", also die geschickten und erfahrenen Näherinnen, wahre Kostbarkeiten aus Federn, Pailletten und Spitze in Verbindung mit Fransen schufen. Tiscis Vorliebe für auffällige Gesichtsmasken werden durch üppigen Ohrschmuck ergänzt, wo Pretiosen sogar in der Gehörmuschel stecken. Hoffentlich ist da ein Hörgerät integriert, sonst hört man ja nichts mehr.
Showstücke, die auf den Red Carpets zum Eyecatcher werden. Wow!
Alles zusammengefasst: Givenchy zeigte in New York großes Theater vom Feinsten mit einer Kollektion, die das Haus und seine Arbeit feiert, aber auch Zeichen setzen kann. Dass die Vertikalen diese tollen Spitzentops kopieren werden, steht außer Frage.

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Photo Credit: Catwalkpictures, PR-Bilder von Givenchy by Riccardo Tisci Spring Summer 2016
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