Hohlspiegel der Mode

Als ich im Januar 2014 nach der Fashion Week am Berliner Flughafen auf meinen Rückflug nach München wartete, musste ich herzlich über die Titelseite der Zeitung "Der Tagesspiegel“ lachen.
Ein von @isabelle_braun gepostetes Foto am

BZ, am 10. Juli 2015

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Die Welt Kompakt, am 10. Juli 2015

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Der Tagesspiegel, am 10. Juli 2015
Hier versucht man dem Leser heimtückisch durch unnötig komplizierte Beschreibungen abzuschrecken.
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Letztes Jahr entdeckte ich in der BZ  dieses Schmankerl.
Ich schrieb in dem Instagram-Post bewusst "verschätzt", denn nur so kann ich mir den Fehler erklären. Es wäre nicht einmal viel Recherche-Arbeit für die richtigen Informationen nötig gewesen, denn bei der Show von Marina Hoermanseder gab es einen ausführlichen Pressetext, in dem eben auch erwähnt wird, dass das orthopädische Stützkorsett aus dem 17. Jahrhundert stammt.
Vielleicht ist die Modeberichterstattung in der Tagespresse ein Spiegelbild des Verhältnisses der Deutschen zur Mode, das ja bekanntermaßen nicht das beste ist? Melissa Drier, die Berliner Korrespondentin der WWD,  bekräftige diesen Zustand diese Woche gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Macht es richtig oder lasst es bleiben

Die SZ gehört übrigens, ebenso wie die FAZ und Die Zeit, zu den Zeitungen, die die Modeberichterstattung nicht irgendeinem Redakteur auf den Tisch knallen, der weder Lust noch Ahnung hat. Erklärt dem Leser fundiert und verständlich die Modewelt oder lasst es bleiben – das sollte allerdings für alle Themengebiete gelten!
Photo Credit: Isabelle Braun für Modepilot
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • CocoSanRoc sagt:

    Genial, liebe Isabelle! Du hast es super treffend auf den Punkt gebracht und ich bin froh, dass du es genauso siehst. Super Idee, dass du dir die Schmankerl mal rausgepickt hast und sie hier so vorstellst. Bitte, mehr davon in Zukunft! Die Berichterstattung ist in den meisten Fällen nicht gut recherchiert und man merkt beim Lesen, dass die Redakteure einfach keinen Bock hatten. Ich finde auch, dass erfahrene Moderedakteure diese Rolle übernehmen sollten. Weil es ansonsten ein sehr undifferenziertes und belangloses Bild auf unsere Modedesigner wirft. Am liebsten lese ich Jennifer Wiebking und Alfons Kaiser!
    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag.
    CocoSanRoc
  • Eva sagt:

    Ein schönes und ergiebiges Thema ... sehr unterhaltsam. Und ich hätte da noch was skurriles beizusteuern: Nach der Dior Schau in Pierre Cardins “Palais Bulles” gab es in der BILD auf dieser unsäglichen letzten Seite einen Bericht über die Promis bei der Schau und darin wurde Pierre Cardin als der Designer der Kollektion betitelt. Da musste ich doch glatt die letzte Seite des Käseblättchens mopsen (in einer Bäckerei), als Andenken an den knallharten leitmedialen Journalismus a la BILD.
    • Isabelle Braun sagt:

      Liebe Eva,

      haha super!


      Aber es ist natürlich total menschlich, dass Fehler passieren und immer mehr Zeitdruck sowie schrumpfende Redaktionen führen nicht zu mehr Qualität. Und das finde ich einfach wirklich schade.
  • e.m. sagt:

    Im Titel steht Seiten 18 +19, nicht saison 18/19
    • Kathrin Bierling sagt:

      Behauptet ja auch keiner, dass da von der Saison 18/19 gesprochen wird. Es geht lediglich um die Verwechslung von Sommer und Winter.
  • Trang Hong sagt:

    Liebe Isabelle,

    ich oute mich als Verfasserin des Textes in der Welt Kompakt. Unglücklicherweise wurde aus Versehen im Nachhinein der Abschnitt über Nobi Talai hinter den von Bobby Kolade geschoben bzw. vertauscht. Das kann schon mal passieren, wenn zwischen Show und Druck noch nicht einmal 3 Stunden bleiben. Ich finde es schade, dass dieser offensichtlich kleine Verwechslungsfehler dich denken lässt, ich hätte keine Lust und Ahnung - oder würde gar Nobieh Talai nicht für talentiert und vielversprechend halten!


    • Isabelle Braun sagt:

      Liebe Trang,

      wir hatten uns ja schon auf Facebook ausgetauscht aber ich möchte natürlich dein Kommentar nicht ignorieren.

      Wie bereits gesagt: Deinen Namen habe ich bewusst geschwärzt, weil ich eben finde, dass sich die Verantwortlichen einer Zeitung ihrer Aufgabe bewusst sein sollten und sie mit größter Sorgfalt erfüllen müssen. Sonst schaffen sie sich selbst ab. Dass Dein sehr schöner Text nachträglich verschlimmbessert wurde, ist besonders ärgerlich.

      Verbleiben wir in diesem Sinne: Wir wünschen beide der wunderbaren Neuentdeckung Nobi einen großen Erfolg.

      Alles Liebe, Isa


  • Eva sagt:

    Liebe Isabelle,
    generell ist das wohl so und klar können Fehler mal vorkommen. Aber sowas und dann auch noch mit einem Bild von Monsieur Cardin ... ich weiß nicht. Man sollte nicht über Mode schreiben, wenn man die wichtigsten Createure der Kollektionen nicht auswendig kennt. Da bin ich etwas strenger ... 😉
  • Brigitte sagt:

    Die Deutschen und die Mode, in der Tat ein heikles Thema. Der Satz " Macht es richtig oder lasst es bleiben. ", bringt es genau auf den Punkt. Vor langer Zeit sagte einmal jemand zu mir, wenn sie sich in Deutschland auf der Straße umsehen, erhalten sie keinerlei modische Information. Und durch derartige Berichterstattungen in den Tageszeitungen wird es bestimmt nicht besser.
    Bravo Isabelle