Ich krieg' die Krise!
Jedes verdammte Mal das gleiche Spiel: Zeitdruck vorm Abreisetag. Dabei hatte ich es mir heute so schön vorgestellt und mich mit tonnenweise Ahava-Produkten samt Schlammpackung eingedeckt. Ich wollt' mir halt mal einen stressfreien Tag machen, um nach Beauty-Treatments wie Sophia Loren höchstpersönlich irgendwo in der Welt aufzutauchen. Nur das "irgendwo in der Welt" die Pariser Fashion Week ist.
Dabei war es mit meinem morgigen Friseurbesuch ein recht netter Start in den Tag bis... ja, bis ich mich auf die Suche nach einer billigen, extravaganten, schwarzen Hose begab. Inspiriert vom "Schlafanzug-plus-Lanvin-Ich-drapier-mir-was-Look" hatte ich eine genaue Vorstellung von dem Ding, das mich besonders aussehen lassen sollte. Da ich vor einem Jahr bei einer befreundeten Inderfamilie Pyjamahosen gesehen hatte, die genau meiner Vorstellung entsprachen, fing das sechsstündige Horrorszenario an... inmitten der Konstablerwache. Nun muss man sich diesen Bezirk wie ein Potpourri aus türkischen Gemüsehändlern, Schnellimbissen, zwielichtigen Gestalten und Billig-Shop-an-Billig-Shop vorstellen. Aber na ja: Billig war genau das, was ich wollte.
Jeden mir als achso fernöstlich erscheinenden Passanten haute ich erstmal an, um nachzufragen, wo ich meinem Wunschgestell nachkommen könnte. Irgendwann (so nach 1 Stunde) stand ich schließlich in einem Keller, über dem sich ein Stockwerk drüber Zwiebeln neben gurkenähnlichen Gebilden befanden. Um mich herum indische Mädels und vor mir eine Farbenpracht sondergleichen. Nachdem mir das als so einfach zu erwerbende Pyjamastöffchen nicht gezeigt werden konnte, holte ich aus und sagte: "Is' mir egal! Wegen mir aus nehm ich auch Frauenhosen!!!!" Und so zwängte ich mich in Satin und Seide, hinter einer spanischen Wand bei Bombay-Musik und neben Kartoffeln. Nichts passte, aber immerhin war aufgrund der Atmosphäre meine Hemmschwelle gesunken, so dass ich vor keinem Laden, Keller und Hinterstübchen mehr zurückschreckte.
3 Stunden später stand ich dann im Bahnhofsviertel. Gleiche Lage, gleiche Optik, gleiche Preise. Mittlerweile peilte ich auch nicht mehr nur rein indische Läden an, sondern auch alles andere, dessen Firmenname nicht in westlicher Schrift verfasst war. Kurz vorm Aufgeben und dem Einsteigen in die Straßenbahn, kam ich an einer Passage vorbei und dachte: "Jetzt ist sowieso alles egal. Zeit verdrödelt und keinen Gewinn, da kann ich auch hier nochmal hineinschauen." Im Laden lauschte ich dem Gespräch des Verkäufers mit zwei Mädels aus Gießen: "Wir haben gute Ware. Auch Heidi Klum hat bei uns schon gekauft. Zu unseren Kunden zählen vor allem Schauspieler!" Ob das nun stimmt, weiß ich nicht, aber immerhin fand ich sie dann: MEINE PYJAMAHOSE!
Ja, genau: DIE DA OBEN! Das Stoffmonstrum, das mit einer Kordel auf eine Jeansgröße von 30 gezogen wird. Zumindest wenn ich die Kordel gleich gekauft hätte. Also habe ich -zuhause angekommen- meinen schwarzen Schal zerschnitten, der ein Geschenk meiner Tante war, und ihn mit Geschenkschleife umwickelt. Die Kordel ist gut geworden, die Hose passt und ich kann auch bald zu Bett gehen...
...nachdem ich noch das Bett frisch bezogen habe, die Wäsche gebügelt, den Abwasch gemacht, die Koffer gepackt, die Pflegerituale vollzogen und diesen Beitrag veröffentlicht!
Cheers!

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Kommentare
Jerome, das nenne ich mal wahren einsatz im zeichen der mode. 😉
....viel spaß in paris!!
fm, thanx! den werde ich mit paris, milan und dem kleinen sicherlich haben!! 😉
viel spaß!!!! 🙂