Florenz: Kaffeefahrt zu Jil Sander
Raf Simons für Jil Sander war das Highlight des Pitti - die Herrenkollektion wurde in der Nähe von Florenz, in der Privatvilla Gamberaia gezeigt. So weit alles toll. Der Weg dahin war nur irgendwie wieder ein bisschen... na, sagen wir mal, italienisch.
Es gab einen Bus Shuttle von der Innenstadt aus, aber der ließ etwas auf sich warten. Dann eben Taxi, bis raus in die Florentiner Karpaten. Aber nur so lange, wie der Taxifahrer Lust hatte. Der meinte nämlich irgendwann in der "Nähe" des Zielorts, das ihm jetzt die Autoschlange zu lang sei und ob wir nicht aussteigen wollten. Es seien auch nur noch ein paar Meter bis zur Villa. Gut, war am Ende ein Kilometer, was ja nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn ich nicht meinen hüft- und knieoperierten Chef und einen indischen Geschäftspartner, der soeben einen Beinbruch überstanden hatte, im Schlepptau gehabt hätte. Will sagen: 1.000 Meter Gezeter. Da halfen auch meine Hinweise auf die Bella Vista und den tollen Sonnenuntergang nichts. Als Trio infernale nahmen wir den Gewaltmarsch in Kauf, Bambi-Ich vorne dran, und die beiden jammernden Invaliden mit Abstand hinter mir.
Die Kollektion von Jil Sander konnte es auch nicht retten. Ganz viel Neon (Pink, Grün, Gelb, Blau; die Schuhsohlen korrespondierten jeweils zum Neonton), rückseitige Reflektoren an taillierten und gegürteten Jacketts, T-Shirts mit Grafik-Print, dazwischen altbekannte dunkelblaue Mäntel mit Raglanärmeln. Dem Chef war es zu modeschulenmäßig. Ich fand es eine nette Abwechslung zu den Erd-, Sand- und Schlammtönen (alles so nature!), die die Messe zu bieten hatte. Mehr Bilder gibt es hier.
Danach war die Stimmung also auch nicht besser, obendrein gab es noch Buffet (Italiener lieben Buffet, weil man da beim Essen holen immer so schön Chaos machen und sich vordrängeln kann). Schlimm. Also habe ich mit meinem Leidens-Duo direkt den geordneten Rückzug angetreten. Was hätte ich auch machen sollen? Meinem Chef sagen: "Ich bleib noch, Jungs gucken"??? Wir dann direkt in einen Shuttle in die Stadt zurück, wo wir dann noch - wie immer - bei Gilli eingekehrt sind.
Fotos: Mainlandoffice (1); Pitti Uomo/G. Giannoni

Newsletter
Photo Credit:
Kommentare