Maria Luisa schließt Laden - Ende eines Handelskonzepts?
Die Nachricht, dass Modeeinzelhändlerin Maria Luisa Poumaillou ihren Laden in Paris dicht macht, wird in Deutschland sicherlich wenige interessieren. In Frankreich jedoch oder sagen wir mal in der französischen Modebranche jedoch schlägt diese Meldung, die heute im L'Express stand, ein wie ein Donnerschlag. Eine der wichtigsten und vor allem innovativsten Modehändlerinnen gibt auf? Nicht ganz. Sie wird ihren Shop-in-Shop im Le Printemps weiterführen und ab September ins Online-Geschäft einsteigen. Ihren Laden schließt sie am 7. August, der Neustart geht über The Corner, einem Unternhemen von Yoox.
Als Begründung gibt Madame an, dass "die Brand-Flagships die Mulitmarkenstores, wie den ihren, einem Schraubstock gleich einengen und Fast-Fashion heute die Oberhoheit gewonnen hat". Sie wolle sich nun den Plattformen der Epoche zuwenden: den großen Kaufhäusern und dem Online-Shopping.
Wie alt Frau Poumaillou genau ist, weiß ich nicht, aber die rund 60-Jährige ist in meinen Augen moderner als manche 30-Jährige. Dazu kommt: Sie hat ihr Karriereleben hinter sich, viel erreicht und ihren untrüglichen wie wagemütigen Sinn für neue, hochkommende Modemarken behalten. Ausgestattet mit der Ruhe und des Wissens des Alters sieht man viele Dinge vielleicht deutlicher als es Jüngere tun, die ackern müssen, um ihr Geld zu verdienen und nach oben zu kommen. Kurzum: Ich denke, diese Frau hat Recht.
Mag sein, dass die Krise ihrer Entscheidung zuträglich war. Dennoch: Sie schließt einen Laden, den sie nicht einmal vor einem Jahr bezogen und in dem sie alle ihre anderen Läden in vortrefflichster Weise vereint hat. Sie schließt, weil sie in diesem Konzept keine Zukunft mehr sieht. Hat sie die Zeichen der Zeit erkannt? Ist kein Platz mehr für Multimarkenstores (jenseits der großen Kaufhäuser)? Eigentlich will ich diese Fragen nicht mit Ja beantworten, aber ich befürchte, man muss sie mit ja beantworten. Ich brauche nur mein eigenes Shoppingverhalten genauer unter die Lupe nehmen. Ich gehe in die großen Kaufhäuser, weil ich dort alles finde. Doch klar vorab ausgesuchte Kollektionsteile kaufe ich in den Flagships. Beim Online-Shopping bin ich noch blutender Anfänger - im Vergleich zu Hannoveroffice. Aber die Tendenz ist steigend. Natürlich liebe ich die kleinen Multimarkenstores, aber dann doch eher die im mittleren Segment und nicht in der Designerriege.
Der Shop in Shop von Maria Luisa im Le Printemps zum Beispiel ist eine echte Bereicherung für das Kaufhaus, weil er ganz andere Labels liefert, als Le Printemps sonst anbietet. Und auch für The Corner wird Maria Luisas Auswahl an Designermode modisch eine Schub nach vorne bedeuten, da bin ich mir sicher.
Schade ist das Ende von Maria Luisa in der Rue Rouget de Lisle dennoch, denn Paris verliert damit einer seiner bestsortiertesten und modisch innovativsten Geschäfte.
Fotos: Maria Luisa, Le Printemps

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Kommentare
Die Auswahl und Optik in deutschen Kaufhäusern ist oft uninspiriert. Es bedarf mehr als 22 guter Marken unter einem Dach. Wer auch immer für ein Kaufhaus die Order macht, muss sich als Kurator oder mindestens als Redakteur begreifen. Und bei der Zusammenstellung von Namen und Produkten ein Konzept im Kopf haben. Das ist in Deutschland noch keinem Kaufhaus so 100% gelungen, finde ich.
Ich kaufe in HH daher nach wie vor und sehr gern im Multibrand-Mode-Einzelhandel ein (Teufel, Hass, Bloom, Anberg, Sleeping Dogs...)
Und sonst schlage ich auf Reisen zu. Online wird eher selten geshoppt, vielleicht 6 Bestellungen pro Jahr.
Betref. online-orders: rund 50% des Preises von Modeartikeln geht an die Boutique/an das Kaufhaus (Miete, Lohnkosten etc.). Online-Shops, die nach dem Amazon-Vertriebssystem organisiert sind und ihre Sachen trotzdem zu retail-Preisen anbieten, verdienen folglich dumm und dämlich (man siehe z.B. Frau Massanet von net-a-porter)...und die Arbeitsplätze? und die Verkaufsflächen in den Innenstädten?