
Wellengang
Vielleicht hätte ich sämtliche Duftstreifen nicht auf nüchternen Magen schnuppern sollen. Bei Armanis Duftpräsentation "Acqua di Gioia" bekamen heute Beauty-Profis (und ich) seine zum Eau de Parfum gewordenen Urlaubsfreuden (Gioia = ital. Freude) in Einzelnuancen dargeboten: zunächst die Kopfnote aus geeister Minze ("Wrigley's", raunt eine Kollegin, "Mojito", eine andere) und im Herbst gepflückter Zitrone - wie frisch gepresst!
Model Emily DiDonato, das Gesicht von "Acqua di Gioia"
Dann ging es zur Herznote, dem Wasser-Jasmin: Er soll den Duft durch eine leichte Sinnlichkeit bereichern (weniger üppig als das honigsüße Jasmin Absolue). Noch konnte ich mir den sinnlichen Zugewinn nicht vorstellen - zu dominant lagen die voran gegangenen Frischkicks wie ein runtergeschluckter Kaugummi im Magen. Dann kam - oh Freude! - die weiche Fond-Note: Brauner Zucker. Der Geruch von gebrannten Mandeln veranlasste manche Kollegen, den Papierstreifen zu essen (fast). Er und Zedernholz sollen das Programm abrunden. An der Gesamtkomposition schnupperte ich zu früh: Die Citrus-Power haut einen um. Ich entschloss mich, den Duft "arbeiten" zu lassen und sah mir das dazu entwickelte Make-up "Bronze Mania Wet" an, der sich trocken und nass auftragen lässt. Die Mittelmeerfarben fürs Auge sind schimmerndes Lindgrün, Petrolblau, Kupfer und Patellgrün. Herrlich, mein Magen hatte sich wieder beruhigt, ich liebe diese Doppeldecker-Puderdosen!
In der oberen Etage befindet sich ein Bräunungspuder, der die blasse Haut in Urlaubsfrische verwandelt. Man trägt es mit einem Rouge-Pinsel auf die Wangen (vom Wangenknochen abwärts) und bei hoher Stirn auch an den Haaransatz. Wer seinen müden Hals gesünder aussehen lassen möchte, zeichnet mit ihm auch das Schatten-Dreieck unterm Kinn nach - wirkt phänomenal! Dieses Starprodukt von Armani für den Sommer 2010 heißt wieder "Mediterranean" (ab Mai für ca. 59 Euro im Handel), hat aber einen abgewandelten Inhalt und eine andere Anordnung als das Vorgänger-Produkt.
Dann wollte ich den Visagisten testen und bat ihn um ein ozeanblaues Augen-Make-up, denn blauer Lidschatten sieht bei mir einfach NIE gut aus - egal, welcher Profi-Visagist sich daran versucht. Leider, leider, war Motzen nicht drin: Armani-Make-up-Artist Alex Rothe hantierte mit meinen eigentlichen No-Go-Farben: Hellgrün in den inneren Augenwinkel, Acqua/schimmerndes Lindgrün aufs obere und untere Lid, bisschen nachgetuscht und ein toller Leuchteffekt für meine Augen war da - in vier Minuten. Damit nahm er meinen "vom Bildschirm gereizten Augen" den Rotstich. Mit dem Spiegel des Doppeldeckers in der Hand war alles ganz leicht nachzuvollziehen - also keine Ausreden mehr. Diese Palette ist mein neuer Habe-ich-immer-dabei-Favorit. Jetzt bräuchte ich nur noch kleine, sich selbst reinigende Superpinsel dafür. Tina, fällt Dir da was ein. Oder ist morgen mein Beauty-Ehrgeiz wieder futsch?
Ach ja, der Duft: Lässt man den Streifen ein paar Stunden ruhen, ist es ein angenehm frischer Duft. Mich reißt er jetzt nicht so vom Hocker - etwas unterkühlt für meinen Geschmack, aber die Männer sind davon begeistert. Drei von drei Befragten lieben ihn - dabei haben sie das Kampagnen-Model noch gar nicht gesehen, das sich im Werbespot in Meeresgischt räkelt...
Das Wasser rauscht‘, das Wasser schwoll,
Netzt‘ ihm den nackten Fuß;
Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll
Wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;
Da war‘s um ihn geschehn;
Halb zog sie ihn, halb sank er hin
Und ward nicht mehr gesehn
(Johann Wolfgang von Goethe)
Emily DiDonato, das "Acqua di Gioia"-Kampagnen-Model würde mich um den Verstand bringen, wenn ich ein Mann wäre
Acqua di Gioia ab Juni 2010 in Parfümerien und Warenhäusern: 30 ml ca. 39 Euro, 50 ml ca. 54 Euro, 100 ml ca. 69 Euro
Der Flakon soll sich anfühlen als sei er im Meer wie ein Kieselstein rund poliert worden und gleichzeitig eine Hommage an weibliche Rundungen sein. Tatsächlich liegt er super in der Handfläche, die bauchige Rundung erinnert mich aber eher an Schwangere. Jedenfalls scheint das Weibliche nun nicht nur in der Mode-Mode eine Rolle zu spielen, sondern auch in der Parfum-Mode.
Fotos: Giorgio Armani Cosmetics

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Die Seife kenne ich – die ist gut.