Margiela nach Margiela
Ich mache mal weiter bei meiner Post-Fashion-Week-Berichterstattung und widme mich nun dem Maison Martin Margiela. Nach den Turbulenzen um den Abgang des Designers und der ersten Kollektion (Sommer 2010) des durch den Abgang geschockten Designteams, die zu geteilten Meinungen führte oder sogar mehr oder minder zerrissen wurde, galt es diese Saison, einen Neustart zu wagen. Der klappte bereits ganz gut bei den Herren und gelang in meinen Augen vortrefflich bei den Damen (Auch wenn ich hörte, dass ein Chefredakteur eines deutschen Modemagazins darüber ganz anderer Meinung war.)
Erstmal zum Setting und der Location. Margiela weihte die alte Südhalle der Halle Freyssinet ein. Die Halle aus dem Jahr 1925, die jetzt zur neuen In-Location der Modehäuser für Events und Modeschauen avancierte, war früher eine Güter-Verladestelle. In dem Viertel und auf der anderen Seite der Seine befanden sich nämlich früher die Wein-, Getreide- und Gemüselager der Stadt Paris. Hier zwischen Betonboden, Bahngleisen und einer phänomenalen Glas-Stahl-Konstruktion stellte Margiela seine Stühle auf. Für jeden Gast einen anderen.
Die Heizstrahler nützen übrigens wenig, es war saukalt in der Halle. Egal, dann kam die Mode. Auf einem mehrere hundert Meter langen Catwalk liefen die Model zwischen den Stuhlreihen entlang und hielten immer wieder an, so dass jeder gut sehen konnte. Wirklich jeder. Sehr demokratisch das Ganze, denn es gab überhaupt immer nur zwei Reihen.
Die Mode an sich: Klassiker, vor allem sehr maskuline, neu interpretiert und mit dem typischen Margiela-Twist und mit vielen Tromple-l'oeil-Effekten. Gespielt wird mit Oversize und Layering, viele Hosen haben hinten oder vorne im Unterschenkelbereich gar keinen Stoff oder zumindest nur einen transparenten Stoff aus Seidenchiffon, genannt Hybrid pant-leggings.
Gürtel sehen auch wie Munitionsbehälter für Jäger oder metallische Schwimmreifen. Oder wir vergrößerte Uhrenarmbänder.
Die Hosen: Style.com echauffierte sich über die abstehende Taille und bat, dass man doch für den breiten Markt das bitte weglassen sollte. Ich finde: Erstmals haben wir alle keine Modeltaillen und füllen an sich schon mehr Volumen aus und zweitens, wo bleibt dann der Gag? Dann wäre es eine ja eine stinknormale graue Flanelhose mit zugegeben tiefem Schritt.
Accessoires: Man nehme die Inspiration direkt vom Schreibtisch und mache aus einer Dokumentenklammer eine Hemdenbrosche. Es könnte aber auch eine überdimensionale Krawattennadel sein. Also wenn das nicht tyisch Margiela ist?!
Neben Schwarz, Weiß, Grau, Braun war Rot die einzige Knallfarbe in der Kollektion. Und wie sie knallt.
Hier als Latex-Top in abgeschwächten Rot-Ton.
Hier auch einer DER Pariser-Fashionweek-Trends: die superdicke Masche.
Vor allem als verlaufener Lippenstift. Für das Make-Up war übrigens Hannah Murray vom M.A.C. Pro Team zuständig.
Und dann zum Abschluss die Showstücke, die hier schon vorgestellten Margiela-Uschankas.
Das Haus selbst schreibt übrigens in seinem Pressedossier: Die Kollektion ist eine Recherche rund um die Kontur der weiblichen Silhouette und eine neue Definition der Männergarderobe. Präzise Schnitte und kontrastreiche Schimmer ergeben eine neugefundene Interpretation der Weiblichkeit.
Fotos: parisoffice

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