Wir waren schneller

Es ist ja eher selten, dass man in Deutschland noch vor Frankreich einen neuen Trend entdeckt. Aber diesmal ist es so: Das Palituch war schon 2007 bei uns im Ländle absolut top und nun ist es das endlich auch in Paris. Hier heißt es aber nicht Pali, sondern Keffieh.
Und selbst unser aller Diane Kruger, geborene Heidkrüger, trug es auf dem roten Teppich:
Fotos: modepilot/Parisoffice und www.wireimage.com
Photo Credit:
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • Mia sagt:

    Nachmacher! 😉
  • trcre sagt:

    Indie Kids Wear The Keffiyah But Can't Spell PLO...
  • Mary sagt:

    naja, ich glaube diese these ist sehr brüchig...
  • Parisoffice sagt:

    Ich habe letztes Jahr einen Artikel über das Palituch geschrieben und dafür irre recherchiert. Fazit für mich war: Ich mache den Trend nicht mit. Aus genau diesen Gründen. Ich habe vielerorts gehört, dass gerade die jüdische Gemeinde mit diesen Modetrend schwer umgehen kann.

    Ich habe zwar noch ein Palituch, das mir in den 80ern mein Vater aus Jordanien mitbrachte, weil das Anfang der 80er "in" war. Heute bin ich schlauer. Statt Pali habe ich mir aus Moskau ein super Tuch mit Blumen mitgebracht. So eines wie die Damen auf dem letzten Bild, nur größer und in Schwarz. Das ist genau so schick und ich mache damit kein politisches Statement.


  • Mary sagt:

    ich stimme da zu, palituch zu tragen, auch die dinger die nur dran erinnern, finde ich fast dämlich
  • Fenke sagt:

    genau - ein trend, der schon mal einer war, aber damals wirklich in der 'indie' szene und jetzt verkommt an (möchtegern) hipstern
  • Andy sagt:

    Coole Kids tragen kein Palituch
    Okay, Du bist etwas verwundert. Du trägst ein Pali-Tuch. Du bist jung. Du bist radikal, oder auch nicht. Du nennst Dich antifaschistisch, oder auch nicht. Jedenfalls trägst Du ein Pali-Tuch.
    Vielleicht hast Du Dir das gerade gekauft, vielleicht ist es schon eine Weile her. Um auf den Punkt zu kommen: Jedes Kleidungsstück ist eine Aussage. Jedes Kleidungsstück hat eine Geschichte. Und dieses ganz besonders. Seit die Studenten im Jahr 1968 für den Vietcong und gegen die Amerikaner in Vietnam waren, kam dieses Kleidungsstück langsam in Mode.
    Damals war Solidarität mit sogenannten Volksbefreiungsbewegungen, wie 1968 bis 1975 in Vietnam, schwer angesagt. „Das vietnamesische Volk kämpft um seine Freiheit!“ Später dann das „kurdische Volk“, oder eben das „palästinensische Volk“. Immer ging es dabei um „das Volk“. Seltsam. In Deutschland sprechen heute nur noch die Nazis von Volksbefreiung. Dabei berufen sich nicht zuletzt auf den „gerechten Kampf“ des „palästinensischen Volkes“: gegen Israel, gegen den jüdischen Staat. Und da sind wir angelangt: Beim so genannten Nahostkonflikt. Bereits zwischen 1936 und 1939 wurde das Palituch, das ursprünglich nur die ländliche Bevölkerung Arabiens trug, vom Großmufti von Jerusalem unter Strafandrohung bei der eigenen Bevölkerung durchgesetzt. Das Tragen europäischer Hüte wurde verboten. Diejenigen, die sich dagegen wehrten, wurden verprügelt oder erschossen. Die unter anderem durch solcherlei Maßnahmen geschaffene Einheit „arabischer Völker“ beeindruckte auch die Nationalsozialisten, die den Mufti und seine Bewegung nicht zuletzt wegen seines Antisemitismus unterstützenswert fanden. Daher starteten sie Ende der dreißiger Jahre in Berlin eine Pressekampagne „gegen die Teilung Palästinas“ und unterstützten den Mufti mit Geld. Dieser revanchierte sich dann im Zweiten Weltkrieg durch die Entsendung von Soldaten zur Unterstützung der deutschen Wehrmacht bei der Bekämpfung serbischer PartisanInnen.
    Seit Ende des Zweiten Weltkriegs und der Staatsgründung Israels ist das Palituch Teil einer in der palästinensischen Bevölkerung aktuell wieder erstarkenden kulturellen und politischen Bewegung, die zwischen Mittelmeer und Jordan vor allem eines wollen: keine Jüdinnen und Juden. Was aber ist grundsätzlich von einer „Volksbefreiungsbewegung“ zu halten, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, den Staat Israel zu vernichten? Kaum zu glauben, aber nach einer repräsentativen Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung aus dem Jahr 2002 befürworten 88 Prozent der palästinensischen Bevölkerung Selbstmordanschläge gegen israelische ZivilistInnen. Israel ist die einzge Gesellschaft im Nahen Osten, in der all diejenigen einigermaßen unbeschwert leben können, die nicht ins Raster von heterosexistischen, fundamentalistischen Zwangskollektiven passen: Schwule, Lesben, selbstbewusste Frauen, AtheistInnen, NonkonformistInnen und KommunistInnen.
    Halten wir fest: Das Palituch ist ein Ausdruck des Kampfes gegen Israel, dessen staatliche Gründung im Übrigen kein Produkt des „US-Imperialismus“, sondern Folge des europäischen Antisemitismus war. Dieser fand seinen Höhepunkt bekanntlich im industriellen Massenmord der Deutschen an über sechs Millionen in Europa lebenden Jüdinnen und Juden. Gewöhnliche deutsche Angestellte bedienten die Krematorien, gewöhnliche deutsche Soldaten erschossen unterschiedslos Männer, Frauen und Kinder. Gewöhnliche deutsche Hausfrauen ersteigerten „arisierte Möbel“, bezogen die Wohnungen der Deportierten. Da mutet es zumindest seltsam an, wenn die Kinder der einst besiegten Deutschen sich in den 70er und 80er Jahren ausgerechnet Palästina als Solidaritätsobjekt aussuchten.
    Warum gerade Palästina?
    Weil es indirekt gegen die Juden und ihren sie mehr oder weniger gut schützenden Staat ging? Es ist nicht lange her, da standen in der Hamburger Hafenstraße Losungen wie „Boykottiert Israel“. Mit der Palästina-Solidarität kam das Pali -Tuch in den späten sechziger Jahren nach Deutschland und hat sich bis jetzt gut gehalten.
    Und heute? Israel wird in einer Ende 2003 veröffentlichten Meinungsumfrage der EU von 65 Prozent der Befragten in Deutschland als „größte Bedrohung für den Frieden in der Welt“ angesehen. Das Einverständnis hierzulande in Bezug auf Israel ist hoch. Von PDS bis CSU sind sich fast alle einig, dass Israel ein rassistischer Terrorstaat sei. Und allein wenn sich so viele in Deutschland einig sind, kann etwas nicht stimmen. Vor diesem Hintergrund zumindest ist das Palituch eher so ein deutsches Mehrheitssymbol, Symbol des antiisraelischen Konsenses in diesem Land. Und warum die Nazis heute Palitücher tragen und zuweilen zusammen mit IslamistInnen gegen Israel aufmarschieren? Weil sie - na klar - antisemitisch sind und weil sie viel Bewunderung aufbringen für ein „Volk“, dessen Mitglieder bis zur physischen Vernichtung kämpfen für ihren „Boden“, den sie heilig nennen. Blut und Boden: Da sind die Nazis ein bisschen neidisch, dass sie das nicht haben, diesen mörderischen und mordenden Alltag.
    Das Palituch ist die Geschichte einer linksradikalen Verirrung oder eines Irrtums. Es ist Zeit, diesen Irrtum zu erkennen und in Zukunft einen Schal von Vatti genäht zu tragen.
    Coole Kids tragen keine Pali-Tücher.
  • Palitücher - bitte nicht mehr! « Modepilot sagt:

    [...] Inzwischen gibt es sie ja in so ziemlich allen möglichen Farben. Wie sie modisch zu bewerten sind, hatten wir schon mal diskutiert. Deswegen bleibt mir nur noch sagen: Bitte, bitte, bitte nicht mehr [...]
  • Voci sagt:

    @Andy

    >"Seit Ende des Zweiten Weltkriegs und der Staatsgründung Israels

    > ist das Palituch Teil einer in der palästinensischen Bevölkerung aktuell

    > wieder erstarkenden kulturellen und politischen Bewegung, die

    > zwischen Mittelmeer und Jordan vor allem eines wollen:

    > keine Jüdinnen und Juden."

    Sie wollten und wollen keinen "Enteignenden". Für Geld krieg't man doch fast alles (vorurteilsfrei).


    >"...kämpfen für ihren „Boden“, den sie heilig nennen. Blut und Boden..."

    Na, da gibt es doch noch mehr, die z.B. für biblischen Boden töten würden...


    Das Stichwort "Intifada" ist noch nicht gefallen, sonst findet das hier keine/r.

    Wir, als Deutsche ("nicht-mehr-Volk", exklusive dt. Juden), Nazi-Söhne, Nazi-Enkel etc., wie auch scheinbar alle anderen Nicht-Juden dieser Welt, sind nicht kritikwürdig, nicht auf der selben Stufe, nicht mit derselben schrecklichen Geschichte geschlagen, nicht ebenbürtig eben, nicht mit dem selben Gott und also nicht mit dem selben irdischen Völkerrecht. Jenes Tun unterliegt keiner uns zugänglichen Ratio, exklusiv. Ein Urteil obliegt derer Selbstgerechtigkeit.

    Veto-Rechte sind keine Generalerlaubnis für alles, hört man nicht aus den USA. Die UNO archiviert Einsprüche. Moralinstanz zweiter Klasse. Wer wedelt mit dem Hund? Lobbyarbeit weltweit.


    Weiterhin fehlt Stichwort "moralische Keule".
    Man könnte dort so schön in Frieden leben - nur wollen das beide Seiten wohl nicht: aus Sendungsbewußtsein?
    Ich hoffe, der Herr sucht nicht immerwährend nach Pali-Feudel-Mustern in der Welt. Er könnte sein Wissen auch bei wikipedia.org hochoffiziell machen - und zwar exakt in dieser hier lesbaren Version.
    Schon wieder ein Kleidungsstück nazifiziert, schaise. Die Model-eute sind auch vorurteilsgerecht voll unpolitisch ey und voll daneben manno^^
    ps: ja, ich bin auch Nazienkel.de. Ich habe meinen Opa nicht kennengelernt. Nun wirst du sagen, mein Geschreibsel sei erst recht überflüssig... Aber schaue erst auf Dich und erkenne den besseren Menschen.