Reportage: das Gucci-Loafer-Drama

Schuhkauf-Irrsinn in der Endlosschleife. Ja, das sind Luxusprobleme, keine Frage. Aber um nichts anderes geht es ja bei Mode.
Also, meine beste Freundin versucht nun seit Monaten an die Gucci Loafer zu kommen - und es soll wohl einfach nicht sein. Dass Gucci sich hierbei als Kauf-Verhinderer herausstellt, konnte vorab auch keiner ahnen... Hier ihr Erfahrungsbericht:
"Es fing – wie meistens – ganz harmlos an: Ich sah im letzten Herbst in einer Zeitschrift eine Gucci-Anzeige mit Charlotte Casiraghi in weißer Bluse, schlichter Hose und Gucci-Loafern. Lässig wie alltagstauglich das Ganze, und ich wusste, ich brauche diese Schuhe. In Schwarz. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Dieser dämliche Anniversary-Schuh wird mich nicht nur 450 Euro, sondern auch noch ganz, ganz viel Zeit und Nerven kosten. Aber so weit war ich vor sechs Monaten noch nicht.
Hochmotiviert machte ich mich auf den Weg, zunächst in den Gucci Store auf Frankfurts Goethestraße. Das war im Dezember. Nein, diese Schuhe gäbe es erst im Januar. Ja, sie melden sich bei mir, wenn es so weit sei. Das kürbis-farbene Modell, das stand allerdings da. So konnte ich mich – wenn schon nicht für den richtigen Schuh, wenigstens für die richtige Größe entscheiden. Und ich freute mich wie verrückt auf dieses bequeme, weiche Schuhwerk, das ich im Januar, in schwarz und Größe 39,5 besitzen werden würde. Inzwischen ist fast Mai, so einige neue Schuhe sind auch inzwischen bei mir gelandet, nur auf dieses eine Paar warte ich noch immer. Warum? Das weiß ich auch nicht.
Niemand von Gucci rief im Januar an, stattdessen war Fashion Week in Berlin und ich sprang schnell zu Gucci in den Galeries Lafayettes – nein, diese Schuhe kommen erst noch. Wann? Die Verkäuferin wusste es nicht. Im Februar ging es für mich wieder nach Frankfurt und auch in besagte Filiale. Dort erfuhr ich, leider, leider werden diese Schuhe (in Schwarz) nur für den asiatischen Markt und die USA produziert. Im Dezember war von geografischer Limitierung nie die Rede gewesen.
Das hielt mich aber auch nicht davon ab, im März mein Glück noch einmal in Düsseldorf zu versuchen. Ergebnis: „Dieses Modell in Schwarz wird nur online verkauft.“ Hä?
Patent und modeverrückt oder vielleicht auch einfach nur blöd, jagte mich diese Aussage in Begleitung von Mainlandoffice eine Etage höher in Guccis Männerschuh-Abteilung – wie das ausging, wisst Ihr ja: Mainland shoppte Männerlatschen, für mich war keine passende Größe da.
Natürlich hatte ich immer wieder auf Gucci.com geguckt, aber ausgerechnet die schwarzen Loafer konnte man nicht anklicken, stattdessen nur die Bitte, sich an den Service zu wenden. Und dann, es war der 14. März, gab es ein Paar in 39,5. Online. Sofort landete es in meinen Körbchen. Dass es braun und nicht schwarz war, das war mir letztendlich egal, denn ich war diesen Loafern so nah wie noch nie. Dass ich mich mit dieser Bestellung allerdings auf eine Warteliste katapultiert hatte, war mir nicht klar – es war, wie gesagt, ein ganz normaler Bestellvorgang wie sonst auch, das Wort "Warteliste" tauchte erst in der „Einkaufsbestätigung“ auf. Ich zitiere: „Hiermit bestätigen wir, dass wir Ihre Bestellung erhalten haben und nachstehend finden Sie eine Bestellbestätigung für Ihre Unterlagen. Ihre Wartelisten-Bestellung wird voraussichtlich zwischen dem 01/04/2013 und 15/05/2013 verfügbar sein und versandt. Hinzu kommt die Zeit für die Lieferung.“ Gestern, am 24. April, schieb mir Elena, Mitarbeiterin beim Gucci-Online-Service, erneut eine Mail: „Dies ist eine kurze Mitteilung, um Sie über den aktuellen Stand Ihrer Online-Bestellung zu informieren. Wir haben Sie auf eine spezielle Warteliste gesetzt und können Ihnen versichern, dass wir unser Bestes tun, um Ihren Artikel so schnell wie möglich zu beschaffen. Es besteht jedoch gegenwärtig ein Warenrückstand online, als auch in unseren bundesweiten Stores. Das erwartete Versanddatum für diesen Artikel wird voraussichtlich zwischen dem 15/04/2013 und dem 30/05/2013 sein.
Jetzt frage ich mich: Was ist eine "spezielle Warteliste"? Wieso ein Warenrückstand online? Und wieso auf einmal auch in den Stores? Gab's die denn nicht nur online? Und wieso bundesweit? Ist Gucci kein internationales Unternehmen mehr? Spätestens jetzt hätte jeder Vernünftige von seinem Rücktrittsrecht Gebrauch gemacht und hätte es sein lassen. Ich aber nicht. Ich halte durch – allein um zu sehen, was passiert, wenn nichts passiert.
Noch ein interessantes Detail am Rande – ich habe gerade noch einmal auf der Gucci-Seite nach dem Stand der Dinge geguckt. Alles unverändert, den braunen Horsebit-Loafer kann man nach wie vor in allen Größen in seinen Warenkorb legen (nirgends ein Hinweis, dass es da eventuell zu einer kleinen Lieferverzögerung kommen könnte…), allerdings kostet er nicht mehr 450 Euro, sondern 485 Euro…"
Fotos: Gucci
Photo Credit:
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Kommentare

  • Chael sagt:

    oh my god ... but you seem to be very, very brave 😉
  • lamarie sagt:

    Willst du die wirklich haben? Die machen

    Riesenfüße in 39,5. Glaub es mir. Sind

    viel zu wenig ausgeschnitten.


  • StephKat sagt:

    Die haben ja wohl nicht mehr alle Latten am Zaun, und das bei den Preisen.
    Ich habe ein Paar Loafer von Prada und eins von Tod´s über ebay erstanden, beide stark reduziert. Die sind auch sehr schön.
  • Rene sagt:

    Ich habe gestern ein ähnliche Geschichte von einem Kunden gehört. Er suchte seit Januar die Männervariante, wurde immer wieder hingehalten und fand sie letztendlich vor drei Wochen im Frankfurter Store. Am Telefon wurde ihm immer wieder gesagt, dass sie um die 400 Euro kosten und selbst auf dem Ausstellungsstück im Laden klebte noch dieser Preis. An der Kasse dann wollte Gucci knapp fünfhundert, da hat er es aufgegeben und wird wohl auch erstmal nicht mehr zu Gucci gehen.
  • katha sagt:

    also ehrlich gesagt bietet dieser artikel und auch der kommentar von rene genug gründe, diesen schuh von gucci definitiv nicht mehr kaufen zu wollen. man sollte als kunde doch keinem unternehmen hinterherrennen, die noch nicht einmal wissen, wann, wo, wie und zu welchem preis die ihre eigenen artikel im sortiment haben - und das auch noch bei dem preis für die schuhe!!

    da bleibt es nur bei dem alten spruch, den schon mutti predigte:

    andere läden haben auch schöne loafer 😉


  • Franziska sagt:

    Da habe ich eine ganz ähnliche Geschichte mit Louis Vuitton letztes Jahr erlebt. Ich musste den Specialedition-Schal von Yayoi Kusama für Louis Vuitton unbedingt haben. Im Laden teilte man mir mit, der gelb-schwarze Schal den ich wollte, sei gerade ausverkauft, werde aber wieder geliefert und man würde mich dann telefonisch informieren (komischerweise war ich am Erscheinungsdatum bereits im Laden, ausverkauft?!). Leider wartete ich auf diesen Rückruf vergeblich. Auf Nachfrage hörte ich dann, der Schal sei nur noch in Paris erhältlich, sie werde ihn aber zu bestellen versuchen. Wieder das Gleiche, nie was gehört. Zwischenzeitlich war ich dann noch im Louis Vuitton im Bangkok, dort hatten sie ihn im Wollstoff aber gar nie erhalten, obwohl die Schaufenster marktschreierisch die Kollektion anpriesen. Ich habe es dann aufgegeben, nachdem mich dieser Schal ca. 4 Monate beschäftigte.
  • Ines & Alia sagt:

    Das ist ja schon ein wenig frech. Ich wünsche deiner Freundin viel Glück und mich würde interessieren, wie es dann letztendlich ausgegangen ist.