Berlinaleoffice: vierte Zusammenfassung

Und weiter geht es im Wettbewerb der Berlinale: heute Vormittag habe ich mich von "Gloria" bestens unterhalten lassen. Der Film schildert das Single-Leben der in Santiago de Chile lebenden Gloria.
Der Film schafft es, auf wundersame Weise das insbesondere in Paarungsfragen sehr herausfordernde und teilweise triste Leben dieser liebenswerten Mitfünfzigerin mit viel positiver Note zu porträtieren. Neben dem beobachtungsfreudigen Drehbuchautor gilt der Dank der brillanten Darstellung von Paulina Garcia, die man bereits nach wenigen Minuten in sein Herz geschlossen hat.
Auf einer Seniorenparty lernt Gloria den frisch geschiedenen Rodolfo kennen, mit dem sie sich an den nochmaligen Aufbau einer Beziehung wagt. Doch auch Rodolfo wird für sie zu einer Enttäuschung, da der Besitzer eines Unterhaltungsparks noch zu stark an seiner Frau und seinen zwei Töchtern hängt, die ihm nicht nur auf der Tasche liegen, sondern bei jedem romantischen Tete-à-Tete mit Gloria durch ihre Telefonate in die Parade fahren. So richtig lustig ist das Leben von Gloria also nicht: in der Liebe klappt es trotz mehrfacher Anläufe nicht, ihre Kinder leben in zunehmender Distanz und der schizophrene Nachbar stört ihren Schlaf durch seine lautstarken, nächtlichen Anfälle. Dennoch hält das Drehbuch und der Regisseur Sebastián Lelio eine warme, schützende Hand über unsere Protagonistin und sie dankt es mit dem perfekten Ausfüllen ihrer letztendlich lebensbejahenden, positiven Rolle. Selbst nach einem willenlosen, stark alkoholisierten One-Night-Stand mit einem sehr unterdurchschnittlich attraktiven Diskotheken-Besucher, der am nächsten Morgen mit einem alleinigen Aufwachen am Hotelstrand endet, steht sie beherzt auf, schüttelt den Sand und ihre Wut ab und schreitet schamlos und fröhlich weiter durchs Leben.
Am Ende streckt sie dann konsequenter Weise den "warmduschenden" Rodolfo – unter Szenenapplaus des Kinopublikums - vor seinem Haus mit einer Paintball-Pistole aus seinem Unterhaltungspark nieder und weiter geht´s. Lang lebe Gloria.
Ein einfacher Film, der den Rollen und den handelnden Akteuren einen weiten, liebevollen Rahmen gibt, den sie dankbar ausfüllen. Das Publikum greift freudevoll den Geist auf, verbündet sich mit Gloria und verbeugt sich mit einem innigen und begeisterten Applaus. Auch, wenn der Film keinen Bären als Dank erhalten wird, ist er absolut sehenswert.
Am Nachmittag habe ich noch in die zweite Staffel von "Weissensee" (ARD) geschaut. Bestes deutsches Fernsehen: dichte Handlungen, packende Dialoge und herausragende Schauspielkunst. Bitte ansehen! Können wir nicht alle Rundfunkgebühren in vergleichbare Produktionen stecken?
Gestern Abend schien die Berlinale-Party-Luft ein wenig zu verpuffen: auch die stärksten Nachtschwärmer müssen scheinbar ein wenig ruhen. Darum habe ich das Berliner Pop-Up-Restaurant "Pret-à-Diner" getestet. Über 4 Wochen kredenzen Sterneköche lukullische Feinheiten in den hübsch gestylten, loftigen Opernwerkstätten. Kurz gesagt: braucht man nicht. Man kann in einfacherem und doch schönem Rahmen besser essen in Berlin. Zwei kleine Tipps: das "3 minutes sur mer" auf der Torstraße oder "Der goldene Hahn" in Kreuzberg in der Pücklerstraße.
Bon appetit und gute Nacht.
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Kommentare

  • flx sagt:

    Goldene Hahn. Spitze! Mit guter Mucke von Platte! 🙂