Modeische Grausamkeiten Part II

Bleiben wir bei Typologien. Weil's Spaß macht. Ich war vorgestern bei einer Wohnungsbesichtigung, wo Kollegin Marnette und ich im Herzen des Altbaus eine verbarrikadierte Durchgangstür vorgefunden haben, weil der Vormieter den Platz lieber für ein DVD-Regal nutzte, als Wohn- und Esszimmer miteinander zu verbinden. Da fragt man sich doch, was derjenige sonst so für Gepflogenheiten hat, mal abgesehen davon, dass DVD-Regale so last season sind, wie CD-Türme es einst waren.
Wenn es sich um eine Frau gehandelt haben sollte, dann hatte sie bestimmt Delphin-Handtuchhalter mit Saugknopf neben der Dusche und diese kleben jetzt im neuen Badezimmer an der Wand. Zum Schlafen trägt sie entweder H&M-Pyjamas aus der Snoopy-Serie oder so Motto-Shirts:
Und ihre Ballerinas sind ausgelatscht und riechen.
Wahrscheinlicher ist es aber, dass ein Mann auf so eine beknackte Idee kam, die alte Verbindungstür mit DVDs zu füllen. Verbarrikadieren, sammeln – das fällt doch in deren Bereich, oder entspreche ich mit dieser Aussage jetzt selbst einem Klischee?
Wenn es aber nun tatsächlich ein Mann war, dann hatte er mit Sicherheit einen riesigen Flatscreen in diesem Zimmer an der Wand hängen und eine Couch davor stehen, auf der er gelegentlich eingeschlafen ist. Und zwar in Socken, die er sich zum Vorteilspreis bei der Metro kaufte. Vermutlich trägt er immer noch eine Jeans von True Religion, aber mittlerweile ohne die auffälligen Nähte – er vertraut der Marke einfach in ihrer Entwicklung, den Zeitgeist zu treffen. Seine Ed Hardy-Shirts hat er gegen die von Philipp Plein eingetauscht und kauft mittlerweile bei American Apparel. In seine Rolex hat er sich ein Totenkopf-Zifferblatt einbauen lassen. So, und jetzt macht ihr weiter...
Fotos: H&M, watch2watches.com
Photo Credit:
Modepilot ist Deutschlands erster Modeblog. Mit seiner Gründung in 2007 war und ist er Vorreiter der unabhängigen Mode-Berichterstattung. Noch heute wird die Seite leidenschaftlich von Mitgründerin Kathrin Bierling geführt. Sie ist eine ausgebildete und erfahrene Journalistin, die zunächst bei der Financial Times lernte und arbeitete und dann einige Jahre bei der WirtschaftsWoche beschäftigt war, bevor sie die Seiten Harpersbazaar.de, Elle.de und InStyle.de verantwortete. An Modepilot liebt sie, dass sie die Seite immer wieder neu erfinden muss, um am Puls der Zeit zu bleiben. Worin sie und ihre Autoren sich stets treu bleiben: Den Leser ernst nehmen, nicht sich selbst.

Kommentare

  • StephKat sagt:

    Und er hat immer noch sein schwarzes Ledersofa aus den 80ern plus Couchtisch in Chrom / Glas.
  • Emma sagt:

    so fies und so gut.
  • Pille sagt:

    Vergesst nicht die blauen oder roten Leuchtstoffröhren unter dem Sofa...
  • Sabrina sagt:

    ... und nicht zu vergessen Georg Gina & Lucy Taschen + passenden Geldbörse.

    Und selbstverständlich, wie könne es auch anders sein Gelfingernägel mit Glitzer oder diversen Motiven


  • lisa sagt:

    und Sonntagmorgens werden die Brötchen dann in Adiletten und Jogginghosen geholt 😉
  • mainlandoffice sagt:

    Mann: Couch mit schwarzem Leder und Stahlrohr. Überhaupt viel schwarzes Leder und Stahlrohr. Leider alles ein bisschen angestaubt. Und der Couchtisch mit Glasplatte, auch so ein bisschen versifft.
  • Kathrin Bierling sagt:

    Hihi, sehr gut. Auch die Gel-Fingernägel und der Geldbeutel vom Karabiner-Taschenlabel George Gina & Lucy!
    Hab' noch einen: Tiroler Nussöl, LSF 2 muss reichen.